
Ein Jahr nach Einbürgerung WM-Titel: Mannheimer Gonzalo Peillat ist deutscher Hockey-Held
Vor einem Jahr ließ sich der Argentinier Gonzalo Peillat einbürgern. Jetzt holt der für den Mannheimer HC spielende Ecken-Spezialist den WM-Titel mit Deutschland.
Gut vier Minuten waren im dritten Viertel gespielt. Deutschland lag im WM-Finale gegen Titelverteidiger Belgien mit 1:2 zurück. Da schlenzte Gonzalo Peillat nach einer deutschen Strafecke die Kugel neben dem Standfuß des belgischen Torwarts zum Ausgleich ins Tor. Deutschland war wieder im Rennen. Am Ende gewannen die deutschen Hockey-Herren das Finale im indischen Bhubaneswar mit 5:4 im Penaltyschießen. Der dritte WM-Titel für Deutschland nach 2002 und 2006.
Schon beim 4:3-Sieg im Halbfinal-Krimi gegen Australien war der 30-jährige Peillat mit drei Toren und einer Vorlage der deutsche Hockey-Held. Bundestrainer Andre Henning lobte daraufhin den Dreifachtorschützen in den höchsten Tönen. "Uns hat das sehr für Gonzo gefreut, und für ihn war es auch eine ganz große Befreiung."
Dass Peillat "mindestens eine der besten Ecken der Welt hat, ist bekannt, da muss man einfach dranbleiben", sagte Henning. Peillat sei ein "bodenständiger, entspannter Typ. Er bereichert jede Mannschaft schon ohne, dass er einen Ball berührt hat." Bei der WM in Indien erzielte Peillat insgesamt sechs Tore - allein drei im Halbfinale. "Ich fand es sehr beeindruckend, dass auch während des Spiels Spieler zu mir kamen und schon vor seinem ersten Ecktor gesagt haben: Lass ihn viel spielen, wir lassen ihn weiter schießen und wollen ihm die nächste Ecke geben", sagte Henning. "Wenn eine Mannschaft so viel Vertrauen gibt, dann sind das vielleicht diese zwei Prozentpunkte Entschlossenheit, die er auch reinbringt, weil die Spieler und der Staff hinter ihm stehen."
Moritz Fürste: "Er ist eine echte Waffe"
Für Moritz Fürste, ehemaliger Welthockey-Spieler, Weltmeister und zweimaliger Olympiasieger, ist Peillat ein Glücksfall für das deutsche Hockey. "Er ist der beste Eckenschütze der Welt. Eine echte Waffe für uns, der jederzeit mit einer Aktion das Spiel drehen und entscheiden kann“, sagte Fürste zu "Bild".
Der in Buenos Aires geborene Peillat hatte als Strafecken-Spezialist mit Argentinien bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio für das Aus der deutschen Mannschaft im Halbfinale gesorgt und wurde damals bester Turnier-Torschütze. 153-mal stand Peillat für die Südamerikaner auf dem Feld, beendete seine Karriere im Argentinien-Trikot Anfang 2019 sogar als Mannschaftskapitän. Vorangegangen war ein laut "Welt am Sonntag" monatelang schwelender Streit zwischen ihm und dem damaligen Cheftrainer. Dieser sei irgendwann eskaliert, so dass Peillat seinen Rücktritt erklärte.
Peillat feiert ersten WM-Titel
Seit 2016 spielt der 30-Jährige in der Hockey-Bundesliga für den Mannheimer HC. Dass er seit März 2022 im Deutschland-Trikot auflaufen kann, verdankt er dem Reglement des Hockey-Weltverbandes FIH. Es besagt, dass ein Akteur drei Jahre nach seinem bislang letzten Länderspiel die Nation wechseln kann. Am 14. Februar 2022 wurde Peillat offiziell deutscher Staatsbürger. "Meine Freundin wartete im Auto. Als ich sie sah, fiel ich ihr um den Hals. Ich war fassungslos vor Glück, freute mich wie ein kleines Kind. Zu Hause stießen wir dann mit einem guten Rotwein an."
Ein knappes Jahr später ist auch sein sportliches Glück perfekt. Peillats hat seinen ersten WM-Titel geholt - für seine Wahlheimat Deutschland. Auch jetzt wird wieder gefeiert. Bei gutem Rotwein wird es sicherlich nicht bleiben.