Marion Roeschke beim Training

Frauen im Sport | Natural Bodybuilding Weltmeisterin im Natural Bodybuilding: "Es wäre widersinnig, wenn ich das mit Medikamenten machen würde"

Stand: 08.03.2023 08:34 Uhr

Das Maximale aus den Muskeln rausholen, so lautet das oberste Ziel im Bodybuilding. Dass dieser Sport auch ohne Doping geht, zeigt die 65-jährige Marion Roeschke aus Stuttgart.

Kniebeugen, Kreuzheben und Bankdrücken. Wer dabei an unnatürlich aussehende Muskelmassen denkt ist beim Natural Bodybuilding falsch. Muskeln ja, Gefährdung der Gesundheit nein.

Natural Bodybuilding, die Gegenbewegung zum bloßen Muskelprotzen

Im Alter fit bleiben, das war das anfängliche Ziel von Marion Roeschke. Viel Sport und eine gesunde Ernährung gehörten ohnehin schon zu ihrem Lebensstil. Durch Zufall kommt sie während der Corona-Zeit zum Natural Bodybuilding, einer gesunden Form des herkömmlichen Bodybuildings: Kraftraining, eiweißreiches Essen - und das Ethos eines dopingfreien Sports.

In ihrem Beruf als Zahnärztin merkt Roeschke täglich die Beanspruchung der Rückenmuskulatur. Zeitweise konnte sie ihren Oberkörper nur schwer drehen. Die Folge war eine Skoliose, eine Verkrümmung der Wirbelsäule. Durch das regelmäßige Training konnte sie diese Einschränkung überwinden und hat heute keinerlei Beschwerden mehr. Und es gibt noch weitere positive Effekte des Natural Bodybuildings: "Wenn ich meine Muskulatur gut trainiere, dann schütze ich meine Gelenke. Ich tue etwas für meine Knochen, damit ich keine Osteoporose bekomme. Ich verbessere meine Haltung. Außerdem wird das Herz-Kreislauf-System und der Geist trainiert. Das alles hält jung", erklärt Roeschke.

Teamwork: gemeinsam stark

Um die Übungen auch korrekt auszuführen, unterstützt sie Personal Trainer Julian Korbel. Gemeinsam arbeiten sie dreimal die Woche am Projekt gesunder Muskelaufbau und bezeichnen sich gegenseitig als "tolles Team". Ihr gemeinsamer Erfolg zeigt sich nicht nur am beeindruckenden Körper der 65-Jährigen. Der Gewinn des WM-Titels im vergangenen Jahr in den USA und der Titel Misses Natural Olympia sind der Beweis für ein effektives Training.

Korbel war von Anfang an von Roeschke überzeugt: „Ich habe sofort gesehen, dass Marion für diese Sportart prädestiniert ist, weil man eine gewisse Genetik und Proportionen mitbringen muss. Das Besondere bei Marion ist, dass sie in ihrem Alter so einen Körper hat. Sie ist immer Feuer und Flamme und gibt im Training immer 100 Prozent".

Strenge Doping-Kontrollen durch den Verband

Anabolika, Amphetamine und andere Stoffe, die Muskelwachstum und Leistung steigern, sind im Natural Bodybuilding strengstens verboten. Da diese Stoffe unter anderem zu Depressionen, Herzinfarkten und Krebserkrankungen führen können, widersprechen sie dem grundsätzlichen Ansatz eines gesunden Sports, wie ihn Marion Roeschke und die anderen Natural Bodybuilder betreiben wollen.

Während es im "normalen" Bodybuilding keine Kontrollen gibt, betont der Deutsche Bodybuilding- und Fitnessverband (DBFV) die Zusammenarbeit mit der Weltantidopingagentur (WADA). Sportlerinnen und Sportler können jederzeit beim Training oder bei der Arbeit ohne vorige Anmeldung durch Urin- und Blutproben kontrolliert werden. Wer dopt und dabei erwischt wird, wird lebenslang gesperrt und Mitglied in der Hall of Shame.

Mit Disziplin und Spaß zum nächsten Titel

Eine wichtige Komponente bei den Wettbewerben ist das Posieren. Und das will gut trainiert sein: sich von allen Seiten zeigen, die Muskeln anspannen, lächeln, das Gleichgewicht halten - und das auf Highheels. "Ich kann mit meinem Körper in dem Alter überaus zufrieden sein. Aber ich möchte meine Beinmuskulatur und meinen Po verstärken", erzählt Roeschke.

Den braunen mit Muscheln besetzten Bikini, den Roeschke beim Wettbewerb in den USA trug, hatte sie selbst entworfen und auf ihren Körper maßschneidern lassen. Er ist zu ihrem Glücksbringer geworden und deshalb möchte Roeschke ihn auch beim nächsten Wettbewerb tragen.

Im Herbst diesen Jahres findet zum ersten Mal die Europameisterschaft im Natural Bodybuilding in Deutschland statt und dann kann es für die amtierende Weltmeisterin nur ein Ziel geben: den Titel. "Ich gebe natürlich alles - wie letztes Mal auch!", sagt Marion Roeschke mit einem Lächeln im Gesicht.