Die U19 des VfB Stuttgart hebt die Trophäe des DFB-Pokal der Junioren hoch

Fußball | Bundesliga VfB Stuttgart: Wo kommen die "Jungen Wilden" her?

Stand: 21.06.2022 11:28 Uhr

Der VfB Stuttgart stellt in dieser Saison den jüngsten Bundesliga-Kader. Aber nur wenige Spieler kommen aus der eigenen Jugend. Andere Vereine aus dem Südwesten setzen mehr auf Eigengewächse.

Während die erste Mannschaft des VfB Stuttgart auf den letzten Metern den Klassenerhalt geschafft hat, spielten die Nachwuchsteams um Titel. Die U19 gewann nach einem 3:1-Sieg gegen Borussia Dortmund den DFB-Pokal der Junioren. Die U17 verpasste nach einer Saison ohne Niederlage nur ganz knapp die Meisterschaft in der Bundesliga. Im Finale verloren sie gegen Schalke 04 im Elfmeterschießen.

Die "Jungen Wilden", wie die Jugendspieler vom VfB Stuttgart genannt werden, zeigen seit vielen Jahren starke Leistungen. Seit 2019 ist Thomas Krücken Leiter der Nachwuchsabteilung und reformierte viele Bereiche der Nachwuchsarbeit. Auch Sportdirektor Sven Mislintat ist sich der guten Arbeit im Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) bewusst und stellte Anfang März eine "NLZ-Elf" zusammen:

Alle Spieler in dieser fiktiven Elf waren oder sind Teil des VfB-Nachwuchsleistungszentrums und besitzen mittlerweile einen Profivertrag. Mit dabei ist auch Thomas Kastanaras aus der A-Jugend, der mit 26 Treffern in 20 Spielen Torschützenkönig der A-Junioren-Bundesliga, Staffel Süd/Südwest wurde. Die restlichen Spieler sind entweder verliehen, spielen in der 2. Mannschaft oder sind bereits Teil des Profi-Kaders.

Allerdings geben Profiverträge keinen Aufschluss darüber, wie erfolgreich die Jugendarbeit tatsächlich ist. Stattdessen können sie auch dafür benutzt werden, um die Local-Player-Regelungen der DFL zu erfüllen. Fünf Spieler der NLZ-Elf haben noch keinen Einsatz in der Profi-Mannschaft absolviert. Dazu kommen mit Daniel Didavi und Philipp Förster zwei Spieler, die das NLZ vor Jahren verlassen haben.

Definition von Jugendspielern

Als Jugendspieler gelten für diesen Artikel jene Spieler, die zwischen 2015/16 und 2021/22 in der U19 oder U17 gespielt haben und mindestens zwei Jahre Teil eines Jugendteams des Vereins waren. Dadurch werden Spieler herausgefiltert, die nur kurz in der Jugend gespielt und somit keine "komplette Ausbildung" eines Vereins genossen haben.

VfB Stuttgart - jung, wild, international

Wie sehr setzt der VfB auf die Jugend? Schließlich schreibt man sich den Slogan "jung&wild" seit Jahren auf die Fahne. Für den Kontext lohnt sich ein Blick auf die Mannschaft der vergangenen Saison. Die Stuttgarter Profis stellten mit 15 U23-Spielern und einem Altersschnitt von 22,8 Jahren den jüngsten Profi-Kader in den Top-5-Ligen Europas (Deutschland, England, Spanien, Italien, Frankreich). Nicht nur die Anzahl der Spieler, sondern auch deren Einsatzminuten zeigen, dass der VfB auf junge Talente setzt. Nur drei andere Mannschaften können mehr Spielminuten verbuchen.

Die meisten Einsatzminuten in dieser Kategorie sammelte Hiroki Ito. Der mittlerweile 23-jährige Verteidiger wechselte zum Beginn der vergangenen Saison vom japanischen Erstligisten Júbilo Iwata per Leihe an den Neckar und wurde nun fest verpflichtet. Junge Spieler aus dem Ausland zu holen, ist beim VfB Teil der Strategie. Von den U23-Spielern wurden nur Lilian Egloff, Roberto Massimo, und Matteo Klimowicz in Deutschland ausgebildet.

Im Gegenzug schafften nur wenige Spieler aus der eigenen Jugend den Sprung in die erste Mannschaft. In den letzten sieben Jahren avancierte lediglich Berkay Özcan zum Stammspieler, bevor er 2018 zum HSV und danach zu Istanbul Basaksehir wechselte. Lilian Egloff, eines der vielversprechendsten Talente der letzten Jahre, wurde hingegen durch mehrere Verletzungen ausgebremst. Im Vergleich mit anderen Bundesliga-Vereinen liegt der VfB weit hinten.

Mainz und Hoffenheim weit vorne

Die Statistik wird von der TSG Hoffenheim angeführt. Neben Christoph Baumgartner, Dennis Geiger und Stefan Posch haben die Hoffenheimer einige Spieler hervorgebracht, die nach guten Saisons bei Hoffenheim jetzt bei anderen Klubs spielen. In der abgelaufenen Spielzeit schaffen es nur noch wenige Spieler aus der Jugend in die erste Mannschaft.

Auch bei Mainz 05 schafften einige Eigengewächse den Sprung in die Bundesliga. Einer davon ist Jonathan Burkardt, der letzte Saison der beste Mainzer Torschütze war und Kapitän der U21-Nationalmannschaft ist. In der letzten Saison feierte allerdings kein Spieler sein Profidebüt. Deshalb sind auch die Verantwortlichen unzufrieden mit der Integration der Jugendspieler.

Als zweitschwächste Mannschaft im Südwest-Vergleich steht der SC Freiburg im Mittelfeld des Rankings. Zwar hat der SC mit Spielern wie Christian Günter oder Nicolas Höfler einige Local Player, diese fallen aber aufgrund ihres Alters aus der Statistik raus. Seit 2015 herrschte eine große Flaute, in der kein Eigengewächs den Sprung in die erste Mannschaft schaffte. In den vergangenen beiden Spielzeiten konnten mit Nico Schlotterbeck, Noah Weißhaupt, Kevin Schade und Yannik Keitel Spieler aus der eigenen Jugend im Profibereich Fuß fassen.

Wie sieht die Zukunft aus?

Während bei der TSG Hoffenheim oder Mainz 05 viele Jugendspieler den Weg in die erste Mannschaft fanden, herrschte beim VfB Stuttgart Stillstand. Aufgrund der jüngsten Erfolge kehrt wieder Bewegung in das NLZ an der Mercedesstraße ein. Insbesondere in die U17 legt man große Hoffnungen: Sieben VfB-Spieler wurden für die vergangene B-Junioren-Europameisterschaft in Israel nominiert. "Die hohe Zahl an VfB-Talenten in diesem Turnier zeigt zudem, dass die Spieler großes Vertrauen in unsere Arbeit haben und den Weg zum Profi mit uns gehen wollen", erklärte Thomas Krücken in einem Interview mit der "Stuttgarter Zeitung".

In Zukunft wolle Krücken aus immer zwei Jahrgängen drei Spieler nach oben bringen. Damit diese Spieler Erfolg haben, brauchen sie auch das Vertrauen von Sven Mislintat und dem Trainerteam - nicht nur in Form von Profiverträgen, sondern auch Spielminuten.