Handball | Nachruf "Tschüss, Rolf" - Zum Tod von Rolf Brack

Stand: 21.03.2023 14:28 Uhr

Die Handball-Welt trauert um Rolf Brack. Der ehemalige Trainer starb im Alter von 69 Jahren. Ein Nachruf von SWR-Sportredakteur Andreas Köstler.

Da stehen wir also, am 7. Januar diesen Jahres, am Verkaufsstand in der Halle in Plochingen. Rolf Brack ist mit seinem Sohn Daniel gekommen, der einige Zeit in Plochingen Trainer war. Plochingen spielt gegen Weinsberg. Wie immer eine freudige Begrüßung und dann die üblichen Fragen. Unter anderem: "Wie geht’s dir?" Die Antwort hat mich schockiert. "Tumor entdeckt. Es war kurz nach zwölf , als ich beim Arzt war. Aber wird schon."

Handball die große Leidenschaft

Hat er kurz und knapp gesagt - und dann hat er angefangen über Handball zu reden. Und wie immer sind wir vom Hundertsten ins Tausendste gekommen und hätten fast den Anpfiff verpasst.

Wir haben uns sportlich und beruflich 40 Jahre lang immer wieder getroffen. Er zunächst Trainer in Scharnhausen, ich der Keeper beim TV Plochingen. Wenig später dann mit dem Mikro in der Hand beim Interview. "Was willst du denn damit?" Originalton Rolf Brack.

Ich erinnere mich, wie ich eine Interview-Technik entwickeln musste, um Rolf auf Abstand zu halten. Im Laufe der Interviews hatte er die Tendenz, immer näher zu rücken. Je intensiver er das Spiel aufarbeitete, umso näher. Die Kameraleute hatten Schwerstarbeit zu verrichten. Im Laufe der Zeit habe ich einfach meinen Arm mit Mikro komplett ausgestreckt, dann wurde er von Arm und Mikro in der Vorwärtsbewegung gestoppt, aber nicht im Redefluss - und das Bild war auch noch sendbar.

Ein Leben für seinen Sport

Das ist ein Beispiel, das Rolf Brack charakterisiert. Sein Engagement, seine Aufopferung für seinen Sport. Den Enthusiasmus, den er aus jeder Pore hat strömen lassen.

Rolf Brack hat so viel für den Handballsport getan, dass es kaum aufzuzählen ist. Er hat unzählige Spieler in die Bundesliga geführt, hat mit vermeintlichen Underdogs Großartiges erreicht. Hat vor Ideen zum Spiel nur so gesprudelt. Immer wieder davon erzählt, etwa bei Abenden in der Pizzeria in Scharnhausen.

Auch die vom siebten Feldspieler. Vom Sieben gegen Sechs. Da hatte noch keiner daran gedacht.

Frau Eva als Fels in der Brandung

Natürlich, ein bisschen chaotisch war er auch, der Sportwissenschaftler. Es gibt unzählige Anekdoten. Zum Beispiel vom Trainer in der Umkleide und dem immer noch laufenden PKW draußen vor der Halle. Aber er hatte Eva, seine Frau, die das normale Leben jenseits der Platte geregelt hat. Der Fels in der Brandung. Sie hat die Handball-Familie Brack zusammengehalten. Mit den Söhnen Daniel und Benni.

Das letzte Mal haben wir uns beim Abschiedsspiel von Martin Strobel in Balingen getroffen. Wieder eine freudige Umarmung. Rolf hat gelächelt, hat mir seine Taktikzettel für das Abschiedsspiel gezeigt, mit den Namen und den möglichen Aufstellungen. Zusammen mit Markus Baur hat er das Allstarteam betreut.

Danach noch auf ein Kaltgetränk am Buffet, der Abschied herzlich. Keiner konnte ahnen, dass am 14. Januar sein letzter Auftritt als Trainer an der Seitenlinie sein sollte. Mach’s gut Rolf, ich werde dich vermissen.