
Breitensport | Energiekrise Steigende Energiekosten bedrohen Breitensport
Stark steigende Preise für Öl, Gas und Strom belasten nicht nur Privathaushalte und Unternehmen. Auch Sportvereine haben mit den Mehrkosten zu kämpfen und fürchten um ihre Existenz.
Kürzer duschen, Heizung oder Klimaanlage ausschalten. So sehen aktuell die Maßnahmen in Sportvereine aus, um Energie und die damit verbundenen Kosten zu sparen. Doch das allein reicht nicht aus, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. Lösungen müssen gefunden werden - möglichst schnell.
"Energiekosten sind ein größeres Problem als Corona"
Durch die Pandemie hat die SG Schorndorf bereits mehrere hundert Mitglieder verloren. Eigentlich wollte der Verein diese nun wieder zurückgewinnen. Stattdessen musste der Mitgliedsbeitrag für das vereinseigene Fitnessstudio erhöht werden und nun wird ein größerer Mitgliederschwund befürchtet. Der geschäftsführende Vereinsvorstand Benjamin Wahl kann nicht ausschließen, nächstes Jahr auch in anderen Sportabteilungen die Preise anheben zu müssen, um die zunehmenden Kosten annähernd auszugleichen. Die Kombination aus Pandemie und steigenden Energiepreisen belastet: "Man fragt sich, wo man das alles wieder reinholen soll, selbst wenn man die Preise angepasst hat", sagt Wahl im Gespräch mit SWR Sport.
Forderungen an die Politik
Um den Vereinen zu helfen, fordert Ulrich Derad, Hauptgeschäftsführer des Landessportverbandes Baden-Württemberg, schnelle und vor allem unbürokratische Unterstützung: "Wichtig ist, Fördermittel zugänglich zu machen, denn es gibt sie, aber sie helfen nicht, wenn sie nicht zugänglich sind", sagt er. Derad berichtet SWR Sport von einem Verein, der seine Mitglieder bittet, zu Hause zu duschen, um Wasser zu sparen. Nur ein Beispiel von vielen.
- Absenkung der Beckenwassertemperatur oder eine Außerbetriebnahme ganzjährig beheizter Außenbecken oder Attraktionen (Großrutschen, Wärmebecken, Saunen usw.)
- Festlegung eines Energiebeauftragten und regelmäßige Verbrauchserfassung und -auswertung
- korrektes Lüftungsverhalten
- Senkung der Raumtemperatur
- Verwendung von energiesparenden Leuchtmitteln
- Überbrückungshilfen zur Kompensation der Energiekostensteigerung
- Für drängende Probleme bei Sportstätten, vor allem in den Schwimmbädern entsprechende Berücksichtigung im Entlastungspaket 2
- Gelder, die der Bund aus dem Sondervermögen Energie- und Klimafonds für die Sanierung von Sportstätten zur Verfügung stellt, sollen den Umstieg auf erneuerbare Energien erleichtern
"Die Situation ist dramatisch"
Ein Verein, der sich selbst geholfen hat, ist die Sportvereinigung Feuerbach. Mit einem Energiemanager werden etwa 25 Prozent der bisherigen Energiekosten eingespart. Dennoch machen auch hier die steigende Kosten große Sorgen. Benjamin Haar, Geschäftsführer des Vereins, erklärt gegenüber SWR Sport: "Es gäbe beispielsweise noch die Möglichkeit, die Lufttemperatur um ein weiteres halbes Grad abzusenken, aber dann sind wir in einem Bereich, wo es wirklich unkomfortabel wird und irgendwann auch die Verletzungsgefahr steigt." Alles, was technisch und finanziell aktuell möglich sei, wurde getan. Er kann nur an seine Mitglieder appellieren, das eigene Verbraucherverhalten anzupassen: "Die Zeiten, in denen man sich nach dem Sport eine halbe Stunde unter der warmen Dusche unterhält, sind vorbei", so Haar.
Dilemma zwischen Kostendruck und sozialem Auftrag
Erste Gemeinden schaffen Warmbadetage ab. Aufgrund der niedrigen Wassertemperatur müssen Schwimmkurse für Kinder teilweise abgesagt werden. "Schwimmen ist eine überlebenswichtige Fähigkeit. Gerade an so einem Thema darf es kein Rütteln geben", sagt Haar besorgt. Die Vereine sind sich trotz des Kostendrucks ihres sozialen Auftrags bewusst und wollen, dass Sport jedem zugänglich bleibt. "Wir dürfen sozial benachteiligte Menschen nicht ausschließen." Am Ende ist klar: Kein Sport darf nicht die Lösung sein.