Exklusives Interview Matthias Ginter: "Wahnsinnige Vorfreude" auf den SC Freiburg

Stand: 19.05.2022 17:58 Uhr

Matthias Ginter ist Weltmeister, Bundesliga-Dauerbrenner und sozial engagiert. Mit seinem Wechsel von Borussia Mönchengladbach zum SC Freiburg schließt sich für den 28-Jährigen ein Kreis.

40 Kinder in roten Trikots dribbeln über den Rasen im Matthias-Ginter-Sportpark. Und mitten drin: Matthias Ginter selbst. Er lacht, hat Spaß am Training mit dem Fußballnachwuchs und schafft es auf sympathische Art und Weise, die meisten seiner Zweikämpfe zu verlieren. Auf dem nach ihm benannten Fußballplatz des SC March fühlt er sich wohl. Genauso wie die Kids, die zum ersten inklusiven Fußballcamp der Matthias-Ginter-Stiftung gekommen sind.

Matthias Ginter ist zurück in der Heimat

Das Gelände des SC March wurde nicht durch Zufall für das Fußballcamp ausgewählt. Hier, nur wenige Kilometer nördlich von Freiburg gelegen, begann Matthias Ginter als Kind mit dem Fußballspielen. Vom SC March ging es zum SC Freiburg und von dort hinaus in die weite Fußballwelt. Drei Jahre in Dortmund, fünf Jahre in Mönchengladbach, Weltmeister 2014. Aktuell steht Ginter bei 291 Bundesliga-Einsätzen. In der kommenden Saison kickt der 28-Jährige wieder in der Heimat - beim SC Freiburg.

Für den gebürtigen Freiburger schließt sich mit dem Wechsel in den Breisgau ein Kreis. "Ich freue mich riesig, jetzt schon, obwohl die Saison ja eigentlich gerade erst vorbei ist", sagt Matthias Ginter im Interview mit SWR Sport. "Es war schon immer so ein bisschen im Hinterkopf, schon als ich aus Freiburg weggegangen bin, mal wieder für Freiburg zu spielen", erzählt er weiter.

Er wusste auch, dass es im Fußball nie so einfach ist, so etwas dann auch umzusetzen. "Ich habe da zwischenzeitlich auch wirklich nicht mehr daran geglaubt, weil es vielleicht zu fußballromantisches Wunschdenken gewesen wäre. Aber dieses Jahr hat es perfekt gepasst."

Matthias Ginter zu Freiburg-Wechsel: "Hatte sofort ein super Gefühl"

Nach einem turbulenten letzten Jahr in Mönchengladbach geht es nun also zurück zu den Anfängen. Als klar war, dass es für den Verteidiger bei der Borussia vom Niederrhein nicht weitergeht und auch ein Wintertransfer nicht zustande kommt, konkretisierten sich im Februar die Gespräche mit anderen Vereinen. Vor allem mit dem SC Freiburg.

"Ich hätte mir auch das Ausland zugetraut. Aber vom Gefühl her habe ich gemerkt, dass ich in Deutschland am besten aufgehoben bin."

Quelle: Matthias Ginter über seine Wechsel-Gedanken im Februar 2022

Für den Nationalspieler, der von Bundestrainer Hansi Flick nicht für die Nations-League-Spiele im Juni nominiert wurde, gab es mehrere Optionen. "Ich hätte mir auch das Ausland zugetraut. Aber vom Gefühl her habe ich gemerkt, dass ich in Deutschland am besten aufgehoben bin", erzählt der 28-Jährige über seine Gedanken im Frühjahr." Es gab laut Ginter drei, vier Vereine, die in Frage gekommen sind, darunter der SC Freiburg.

"Ich hatte sofort ein super Gefühl. Sowohl was die emotionale Schiene angeht als auch die Schiene, welche die rein sportliche Rolle und das Trainerteam betrifft", sagt Ginter. In Freiburg trifft er auf seinen Förderer Christian Streich, mit dem er 2011 gemeinsam A-Junioren-Pokalsieger wurde und der ihm den Sprung zu den Profis ermöglicht hat.

Die erfolgreiche Saison der Freiburger mit der Qualifikation für die Europa League hat der Weltmeister von 2014 aufmerksam verfolgt. Selbstverständlich wird er auch das Finale im DFB-Pokal zwischen dem Sport-Club und RB Leipzig anschauen. Im Kurzurlaub, "wahrscheinlich mit einem SC-Freiburg-Trikot."

Die Heimat nie vergessen

Seine Heimat, in der er von den meisten Menschen einfach nur "Matze" genannt wird, hat Matthias Ginter nie vergessen. Auch nicht, als er in Dortmund oder Mönchengladbach kickte. "Es ist ganz egal, wie viele Kilometer dazwischen liegen, er hilft uns im täglichen Leben. Sei es mit seinem Namen oder einfach dadurch, dass er hier vorbeischaut", sagt Jochen Flamm, Vorstand des SC March.

Mit Stolz blickt er auf die Entwicklung des berühmtesten Sohnes des Vereins, der "immer schon talentiert" war, aber bei dem niemand abschätzen konnte, dass es bis in die Nationalmannschaft gehen würde. "Für alle Kinder, die hier beim SC March sind - das Stadion trägt seinen Namen - ist es ein Ansporn, es genau so zu machen wie Matze", sagt Flamm.

"Freude, Spaß und das Miteinander", so sagt es Matthias Ginter, will er den Kindern durch das inklusive Trainingscamp seiner Matthias-Ginter-Stiftung vermitteln. Gerade nach den vergangenen zwei Jahren, die durch die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Beschränkungen geprägt waren, wurde ein Rahmen geschaffen, damit "man einfach wieder mit Freunden draußen kicken und sich unterhalten kann."

Ingo Anderbrügge als Trainer beim Fußballcamp in March

Mit seiner Stiftung unterstützt Ginter Kinder, die geistig, körperlich oder sozial beeinträchtigt sind. Bei der Durchführung des inklusiven Fußballcamps hat Ginter prominente Unterstützung: Ingo Anderbrügge, der insgesamt 359 Pflichtspiele für Schalke 04 absolvierte, sorgt mit seinem Trainerteam des Unternehmens "Fußballfabrik" für beste Stimmung auf dem Rasen. Und natürlich für hochwertige Trainingsübungen, bei denen das respektvolle Miteinander immer im Zentrum steht.

Für die Kinder im Matthias-Ginter-Sportpark ist es ein Highlight. Und wer weiß, vielleicht schafft es in einigen Jahren wieder eine Spielerin oder ein Spieler aus der March auf die große Fußballbühne. So wie Matthias Ginter.