Christian Hedel zeigt sich bezüglich des Mainzer Leitbildes gesprächsbereit

Umstrittenes Testspiel Mainzer Fans boykottieren Newcastle-Test

Stand: 18.07.2022 12:15 Uhr

Mainz 05 gegen Newcastle United - ein Testspiel sorgt wegen der umstrittenen Eigentümerstruktur für Ärger mit Mainzer Fans.

Viele Fans haben die 05er ins Trainingslager nach Grassau begleitet. Es ist also Urlaub für die einen, Arbeit für die anderen. Und dann ist da noch dieses eine Thema: Das Testspiel gegen Newcastle United (Montag, 16 Uhr). Ein Team, finanziert mit Millionen aus Saudi-Arabien, einem Unrechtsstaat. United Fans feiern den Geldsegen, einige Mainz Fans sind gespalten und machen aufmerksam auf die Menschenrechtsverletzungen.

Andere, wie 05-Anhänger Otto Simon, rücken den Fußball in den Mittelpunkt: "Aus sportlichen Gründen musst du das Testspiel machen und es hätte ja auch gar nicht funktioniert, in der Kürze der Zeit einen anderen Testspielgegner zu finden". Diese Meinung teilt Mainz-Fan Dominic überhaupt nicht. "Ich werde mir das Spiel nicht anschauen. Das ist mein Zeichen, was ich setze."

Sportvorstand Heidel: "Ich glaube nicht, dass wir einen Fehler gemacht haben"

Das Spiel findet, wie das gegen Besiktas Istanbul am Freitag, in Kufstein statt. Fußballerisch wird es eine Herausforderung gegen einen Premier-League-Klub. Das ist der sportlichen Führung um Vorstand Christian Heidel wichtig. "Ich glaube nicht, dass wir einen Fehler gemacht haben, dass wir gegen Newcastle spielen. Wir hätten es vielleicht vor Bekanntgabe ein bisschen besser moderieren können. Den Schuh müssen wir uns anziehen. Da haben wir schon bessere Ideen gehabt, so wie wir es gemacht haben. Aber insgesamt hat sich unsere Meinung dazu nicht geändert", sagt der 05-Boss im Interview mit SWR Sport.

Testspiel im Widerspruch zum Leitbild?

Andererseits hat Mainz 05 sich ein Leitbild gegeben, dass sich klar für Toleranz und demokratische Werte und gegen Diskriminierung ausspricht. Die Fanabteilung hat viel Herzblut in die Ausarbeitung gesteckt. Zum Beispiel Edith Heller. Sie will beim Spiel dabei sein, aber nicht ohne Protest. "Ich will die Mannschaft unterstützen, bin total treuer Fan aber wir wollen unsere Werte ernst nehmen. Wir wollen für Vielfalt, für Demokratie, für Toleranz einstehen und da passt es nicht, dass wir gegen so einen Verein spielen, der von den Saudis aufgekauft wird und die Menschenrechte mit Füßen tritt", sagt sie.

Die Mainz-Verantwortlichen sind problembewusst. Am 26. Juli wird sich Christian Heidel mit der Fanabteilung zum Austausch treffen. Die Hoffnung vieler Anhänger, wie beispielsweise Aljuscha Kronenberger ist, dass das Leitbild in Zukunft ernster genommen wird. "Ich denke, dass das jetzt in allen Gremien angekommen ist, weil die Fans dagegen protestieren". Und der Sportvorstand Heidel will reden. "Wir haben jetzt einen Fall. Vielleicht ist es jetzt mal ganz gut so, dass man sich nochmal darüber austauscht, wo sind die Grenzen, was geht und was geht nicht." Das hört sich ganz nach einem Realitätscheck für das Leitbild von Mainz 05 an. Ergebnis offen.