Wintersport | Ski Alpin Katja Seizinger - die beste "Flachland-Tirolerin" wird 50

Stand: 10.05.2022 14:19 Uhr

Sie ist gemeinsam mit Maria Höfl-Riesch die beste deutsche Skirennläuferin der Geschichte, dabei stammt sie aus dem badischen Eberbach am Neckar. An diesem Dienstag feiert Katja Seizinger ihren 50. Geburtstag.

Kennen Sie den Katzenbuckel? Nein? Sollten Sie aber, denn auf diesem kleinen Hügel in Baden-Württemberg begann einst erstaunlicherweise eine der erfolgreichsten Ski-Karrieren in Deutschland. Der Katzenbuckel ist die höchste Erhebung im badischen Odenwald und misst ganze 628 Meter. Nicht gerade die Wiege des alpinen Skisports, sollte man meinen. Hier allerdings, auf einer kurzen Piste am einstigen Katzenbuckel-Schlepplift den es längst nicht mehr gibt, lernte Katja Seizinger ihre ersten rasanten Schwünge im Schnee.

Geboren in Westfalen, Heimat am Neckar

Geboren im westfälischen Datteln bei Recklinghausen, zog die kleine Katja im Alter von sechs Jahren mit ihren Eltern nach Eberbach am Neckar, in der Nähe von Heidelberg: "Wohl fühle ich mich in Eberbach, da wohnen meine Eltern, da ist mein Zuhause", hat die Wahl-Kurpfälzerin Katja Seizinger später immer wieder betont, als sie mit ihren Skiern rund um die Welt unterwegs war und nach ihrer Heimat und Herkunft gefragt wurde. Als Westfälin hat sie sich nie wahrgenommen.

Erste Rennen in den bayerischen Bergen

Während also auf dem benachbarten Katzenbuckel unter der Woche die skifahrerischen Basics geübt wurden, ging es mit dem Skiclub Katzenbuckel an den Winterwochenenden in die bayerischen Berge zu den Kinder-Skirennen und Nachwuchswettbewerben. Das famose Talent der "Flachland-Tirolerin" aus Eberbach wurde dabei schnell erkannt. Katja rockte die bayerische Konkurrenz, fuhr bereits als Teenie in die internationale Spitze. Ihr herzliches Lächeln auf den Siegertreppchen der weltweiten Skipisten wurde zur Gewohnheit, insbesondere in der Abfahrt. Eine verwegene junge Frau mit unbändigem Siegeswillen.

Erst Nagano - dann das frühe Ende einer grandiosen Karriere

Fleiß, Wille, Talent? "Eine Kombination aus allem", so Katja Seizinger in einem Interview mit dem SWR über ihre großen Erfolge, "das gilt für jede Sportart. Talent ist am Anfang der Karriere auch für den Einstieg sehr wichtig, später geht sehr viel über Disziplin".

Die Krönung der Karriere war zweifellos Olympia in Nagano mit dem Doppel-Olympiasieg: "Ich bin eher mit geringen Erwartungen nach Japan geflogen, gerade wegen des Wetters", so die Erinnerung an 1998, "dass es dann so gut läuft, das konnte man noch nicht einmal hoffen". Nur ein Jahr später musste Katja Seizinger ihre phantastische Karriere schon mit 29 Jahren beenden. Schwere Knieverletzung.

Studium neben dem Skisport

Aber auch in der Karriere nach der Karriere schaffte die jetzt 50-Jährige den Sprung nach ganz oben. Die Unternehmertochter hatte schon als Profisportlerin fleißig an ihrem BWL-Studium an der Fernuniversität Hagen gebüffelt, sich damit auch beruflich bestens gewappnet. Obendrauf kam noch eine dreijährige Ausbildung als Wirtschaftsprüferin.

Auch im Beruf auf der Überholspur

Inzwischen ist die einstige Rennläuferin längst auch im Job auf der Überholspur und Aufsichtsratschefin zweier Stahlkonzerne mit Bilanzsummen im dreistelligen Millionenbereich. "Wenn ich etwas mache", hat Katja Seizinger einst auf der Frage nach ihrem Erfolgsgeheimnis betont, "dann mache ich es richtig".

Aus Katja Seizinger wurde Katja Weber

Beim Sport lernte Katja Seizinger auch ihren Lebenspartner kennen. Nicht im Schnee, sondern in der Luft. Beim Fallschirmspringen, ihrem Lieblingshobby. 1999 folgte die Heirat mit Kai-Uwe Weber, der Lebensmittelpunkt wurde auf die Insel Reichenau im Bodensee verlegt. Inzwischen ist Katja Weber Mutter zweier Kinder Finn und Ylva. "Wenn ich unauffällig unterwegs sein will", sagte Katja ehemals Seizinger bei der Aufnahme in die "Hall of Fame" des Sports vor vier Jahren, "dann bin ich gerne Frau Weber".

Katja Seizinger - immer lieber der stille Star

Das passt zu ihr. Denn Katja Seizinger war schon immer viel lieber der "stille Star". Laute Töne waren ihr stets fremd, und auch den Medien gegenüber übte sie viel lieber vornehme Zurückhaltung. Wenn sie dann aber vor Kamera und Mikro stand, dann hatte sie auch etwas zu sagen. Der Autor dieser Zeilen erinnert sich noch bestens an ein eindrucksvolles einstündiges Radio-Interview mit der damals erst 17-jährigen Katja Seizinger für die ARD in Mannheim. Der bleibende Eindruck an jenem Tag: Diese Katja wird eine ganz Große.

"Die Fee am Glücksrad zu machen", sagte sie einmal, "ist nicht mein Ding". Dazu passt, dass die zweimalige Gesamtweltcupsiegerin ihre vielen Pokale zu Hause in Eberbach "fast alle im Keller" aufbewahrt, "und dafür muss ich den Schlüssel erst suchen".

"Es gibt Wichtigeres im Leben als Skifahren", hat Katja einmal gesagt. Daran hat sie sich gehalten.