Fußball | Bundesliga Für Wechselfehler ist nicht der FC Bayern zuständig

Stand: 04.04.2022 19:42 Uhr

Seit Generationen bauen Fußball-Mannschaften auf den zwölften Mann. Bei Freiburg gegen Bayern stand er zum ersten Mal auf dem Platz. "Das hätte niemals passieren dürfen", meint der offizielle DFB-Schiedsrichter-Beobachter des Spiels, Knut Kircher.

Auf einmal standen in Freiburg zwölf Spieler im Trikot des FC Bayern München auf dem Platz. Doch weder Schiedsrichter Christian Dingert, noch seinem Assistenten Benedikt Kempkes an der Seitenlinie und Arno Blos als viertem Offiziellen fiel das auf. Letztlich war es SC-Freiburg-Verteidiger Nico Schlotterbeck, der das Schiedsrichter-Team auf die illegale Aktion der Bayern aufmerksam machte.

Dabei wäre es laut Ex-Fifa-Schiri Knut Kircher an diesem Trio gewesen, den reibungslosen Wechsel zu garantieren: "Das ist ein Fauxpas des Schiedsrichter-Teams, der so nicht passieren darf, wenn man konzentriert die Spielleitung bis zum Ende durchbringt", sagte der 53-Jährige aus Rottenburg im Interview mit SWR Sport.

Für korrekte Auswechslungen ist nicht der FC Bayern zuständig

Auslöser war ein Fehler von FC-Bayern-Teammanagerin Kathleen Krüger. Die hatte bei der Auswechslung von Kingsley Coman, statt der Nummer 11, dessen alte Nummer 29 anzeigen lassen. Der Franzose fühlte sich daher bei seiner Auswechslung nicht angesprochen und hat das Feld daher auch nicht verlassen. Begünstigt wurde das Ganze durch die neue Regel, wonach Spieler das Spielfeld nicht mehr an der Mittellinie verlassen müssen, sondern den kürzesten Weg wählen sollen.

Dass daraufhin jedoch zwölf Münchner auf dem Platz standen, sei nicht das Problem der 36-jährigen Teammanagerin. "Für die Auswechsel-Vorgänge ist nicht der FC Bayern zuständig. Das ist ein Auswechsel-Vorgang, den das Schiedsrichter-Team zu überwachen hat", stellt Kircher klar.

Dingert war schon in Wolfsburg verantwortlich

Und das war dazu nicht der einzige Fehler von Schiedsrichter Dingert und dessen Team: "Wenn ein Spieler zu viel auf dem Feld ist und dieser dann nicht ein Tor verhindert oder ein Tor schießt, dann ist das Spiel zu unterbrechen und mit einem indirekten Freistoß fortzusetzen", erklärte Kircher. Dingert hat das Spiel jedoch mit einem Schiedsrichter-Ball fortgesetzt. "Das war leider in diesem Moment auch falsch."

Brisant ist, dass Christian Dingert auch das DFB-Pokal-Spiel zwischen Preußen Münster und dem VfL Wolfsburg geleitet hat, als VfL-Coach Mark van Bommel sechs Spieler eingewechselt hatte. Laut DFB-Statuten sind nur fünf Wechsel erlaubt. Demnach hätte Admir Mehmedi seinerzeit nicht mehr für Maximilian Philipp ins Spiel kommen dürfen. Das DFB-Sportgericht strich den 3:1-Sieg des VfL und wertete die Partie mit 2:0 für Münster.

Schiedsrichter sind Mannschaftssportler

Für Auswechslungen ist in erster Linie der vierte Offizielle zuständig. Doch Kircher will nicht alles an einer Person festmachen: "Das ist aber nicht nur dem vierten Offiziellen ins Hausaufgaben-Heftchen zu schreiben, sondern da hat ein Assistent Eins auch mitzuschauen. Denn der ist in dieser Situation auch nicht anderweitig gefordert und hat keine Spielszene zu bewerten. Auch der Schiedsrichter hat sein Augenmerk darauf zu richten."

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Ob Dingert und sein Team ob des erneuten Fehlers ernsthafte Konsequenzen - etwa den Abstieg aus dem Elite-Kader - befürchten müssen, ist offen. "Es wird sicherlich mit allen Beteiligten gesprochen", sagte Kircher. "Was am Ende des Tages wirklich dabei herauskommt, dafür fehlt mir die Kristallkugel." Abgesehen von dem Aufsehen erregenden Wechselfehler bescheinigte Kircher, der als offizieller DFB-Schiedsrichter-Beobachter für das Spiel zuständig war, Dingert und seiner Crew eine "sehr moderne und gute Spielleitung".

Soll der SC Freiburg Einspruch einlegen?

Ob der SC Freiburg Einspruch gegen die Wertung des Spiels einlegen wird, ist noch nicht bekannt. Nach Paragraf 17 Absatz 4 der Rechts- und Verfahrensordnung des Deutschen-Fußball-Bundes (DFB) wäre er jedenfalls möglich. So könnte der Wechselfehler der Bayern nun Folgen für die Wertung der Partie haben. "War in einem Spiel ein Spieler nicht spiel- oder einsatzberechtigt, so ist das Spiel für die Mannschaft, die diesen Spieler schuldhaft eingesetzt hatte, als mit 0:2 verloren und für den Gegner mit 2:0 gewonnen zu werten. Es sei denn, das Spiel war nach dem Einsatz des nicht spiel- oder einsatzberechtigten Spielers noch nicht durch den Schiedsrichter fortgesetzt", heißt es dort.

Der Protest hätte Kirchers Meinung nach jedoch nicht allzu große Aussichten auf Erfolg: "Meine persönliche Meinung ist, dass ein Protest des SC Freiburg an dieser Stelle keinen Erfolg haben wird. Denn in diesen 20 Sekunden, in denen der Spieler Coman auf dem Feld war, hat er zwar den Ball berührt, hat aber kein Tor verhindert und kein Tor geschossen. Und somit bei einen 3:1-Spielstand nicht wirklich ins Spiel eingegriffen."