Rolf Brack

Handball Ex-Trainer und "Handball-Professor" Rolf Brack ist tot

Stand: 21.03.2023 11:02 Uhr

Die Handball-Welt trauert um Rolf Brack. Der ehemalige Trainer starb im Alter von 69 Jahren.

Rolf Brack dozierte gerne. Ob an der Universität Stuttgart als Dozent der Sportwissenschaften während seiner Seminare, an der Seitenlinie bei den Spielen seiner Handball-Bundesligisten oder als Trainer-Ausbilder. Bracks Spitzname lautete nicht umsonst Handball-Professor.

Große Erfolge bei Klubs mit überschaubaren Mitteln

Als Trainer hinterließ der in Kirn geborene Brack seine Spuren nicht nur in Handball-Deutschland. Er führte die SG Stuttgart-Scharnhausen (1990) und den TSV Scharnhausen (1993) in die Bundesliga. Kleine Klubs, die vorher keine Rolle gespielt hatten und die nicht mit großen finanziellen Mitteln ausgestattet waren. Sein Feuer und seinen Elan konnte man immer spüren. Auf den Pressekonferenzen erklärte er den staunenden Journalisten gerne die Handball-Welt und seine Philosophie.

Auch den VfL Pfullingen und den HBW Balingen-Weilstetten führte er zum Erfolg. Sein größtes Kunststück bestand aber nicht darin, mit den Vereinen in die Bundesliga aufzusteigen, sondern sie auch dort zu halten. Aber Brack war auch Nationaltrainer. Zwar nicht von Deutschland – wo er auch immer wieder mal im Gespräch war – sondern der Schweiz. Von 2013 bis 2016 stand er bei den Eidgenossen an der Seitenlinie.

Innovative Ideen auf der Trainerbank

Danach folgten noch Stationen bei Frisch Auf Göppingen (2017), beim HC Erlangen (2020) und den Rimpar Wölfen (2021). Brack gab sein Wissen und sein Können aber nicht nur an seine Spieler und seine Studenten weiter.

Er leitete auch die Trainer-Ausbildung des Deutschen Handball-Bundes. Und auch hier setzte er Maßstäbe. Viele innovative Ideen gehen auf ihn zurück. So baute er als Erster auf den siebten Feldspieler. Also den kurzfristigen Tausch des Torhüters zugunsten eines zusätzlichen Akteurs auf dem Feld. Oder er spielte auch mal mit drei Kreisläufern. Viele Bundesliga-Trainer profitierten von seinen Denkanstößen.

Gislason lernte von Brack

Auch der aktuelle deutsche Handball-Bundestrainer Alfred Gislason saß bei Brack auf der Schulbank, um seine A-Lizenz zu erwerben. Aber auch über den Handball hinaus hat er einige Trainer geprägt. Fußball-Trainer Ralf Rangnick – einst Sportstudent unter Brack – hebt ihn beispielsweise noch heute als Mentor hervor.

Wie sehr Rolf Brack für seinen Handball-Sport brannte konnte man immer sehen, wenn er an der Seitenlinie stand. Unermüdlich trieb er seine Teams an. Gestikulierte, pfiff und rief lautstark Anweisungen. Er verausgabte sich förmlich beim hoch- und runterlaufen, oft erlebte man ihn auch auf den Knien rutschend. Regelmäßig versagte seine Stimme nach solchen Anstrengungen. Und um sich abzureagieren folgte nach Spielende auch immer wieder der Griff zur Zigarette. Da war der Handball-Professor dann plötzlich doch unvernünftig.

Brack diskutierte immer auf Augenhöhe

Aber trotz aller Besessenheit und trotz allen Engagements: Rolf Brack blieb immer Mensch. Fair gegenüber dem Gegner und den Schiedsrichtern aber auch fair gegenüber seinen vielen Studenten, die von ihm über Jahrzehnte in die Geheimnisse der Trainingswissenschaften eingewiesen wurden. Man konnte mit ihm immer auf Augenhöhe diskutieren.

Und wer einmal beim ihm zuhause am Tisch saß erlebte den Familienmenschen. Er und seine Frau Eva empfingen jeden Gast mit offenen Armen. Aber wie nicht anders zu erwarten, war auch zuhause Handball das große Thema. All dies wird der Handball-Welt jetzt schmerzlich fehlen. Rolf Brack ist in der Nacht von Montag auf Dienstag - nach einem operativen Eingriff - überraschend im Alter von 69 Jahren gestorben. Brack hinterlässt nicht nur seine Frau Eva und die beiden Kinder Daniel (42) und Benjamin (39), sondern auch vier Enkelsöhne.