Der VfB Stuttgart am Abgrund: Hurra, wir sind Tabellenletzter!

Fußball | Meinung Der VfB Stuttgart am Abgrund: Hurra, wir sind Tabellenletzter!

Stand: 20.03.2023 10:06 Uhr

Die Heimniederlage des VfB Stuttgart gegen den VfL Wolfsburg war für SWR Sport Redakteur Martin Bromber ein Offenbarungseid - in mehrerlei Hinsicht.

Samstagnachmittag, 17:24 Uhr in der Baustelle Neckarstadion. Wenige Sekunden zuvor hatte Schiedsrichter Felix Brych die Partie zwischen dem VfB Stuttgart und dem VfL Wolfsburg (0:1) abgepfiffen. Auf dem Rasen schäkerten Enzo Millot und Silas mit dem Wolfsburger Torschützen Omar Marmoush. Auch Florian Müller und Hiroki Ito ging ein zartes Lächeln übers Gesicht. Wenig später bezeichnete Sportdirektor Fabian Wohlgemuth die Situation als "sehr, sehr schwierig". Trainer Bruno Labbadia sagte selbstsicher: "Wenn es einer kann, dann bin ich das".

Nur aus der Cannstatter Kurve schallten laute "Aufwachen! Aufwachen!"- Rufe. Wenigstens dort scheint man begriffen zu haben, um was es geht: um ALLES. Der VfB steht nach der sang- und klanglosen Heimniederlage gegen die Wölfe auf dem letzten Tabellenplatz.

Das Problem Spielsystem

Es ist schön, wenn ein Trainer von sich und seinem Spielsystem überzeugt ist, um den VfB in der Liga zu halten. Trotzdem fehlen mir bei Bruno Labbadia Selbstreflektion und ein "Plan B". Mickrige sechs Punkte aus zehn Spielen (drei Unentschieden, nur ein Sieg) stehen bislang in seiner Bilanz. Stuttgart agiert seit Wochen in einem 4-3-3-System, bei dem der Spieler, auf den dieses System zugeschnitten ist (Serhou Guirassy) aber verletzungsbedingt fehlt. Die Offensive wirkt maßlos überfordert und ideenlos.

Das Problem Selbstvertrauen

Die Mannschaft hat ihr Selbstbewusstein mittlerweile komplett verloren. In vielen Aktionen auf dem Feld spürt man die Unsicherheit jedes Einzelnen. Die Maßnahmen und Umstellungen von Labbadia wirken nicht und verstärken damit die Unsicherheit noch weiter. Diese ist auch im Training deutlich zu spüren. Einfachste Bälle verspringen, Köpfe hängen, die Körpersprache ist negativ.

Das Problem Schönreden

Auch die Verantwortlichen neben dem Platz geben kein gutes Bild ab. Sportdirektor Wohlgemuth macht seit Beginn seiner Amtszeit lediglich durch fußballtypische Floskeln auf sich aufmerksam, sieht Fortschritte auf dem Platz, wo keine sind, und redet die Situation schön. Vorstandsvorsitzender Alexander Wehrle betont immer wieder, dass nur die Ergebnisse zählen. Die hat "seine" Verpflichtung Bruno Labbadia aber nicht geliefert. Vielleicht sollte er sich seinen Fehler eingestehen und jetzt handeln?

Das Problem Konkurrenz

Überall scheint man sich der Lage bewusst zu sein, nur nicht beim VfB. Die Hertha siegt gegen Mönchengladbach und Augsburg, die bereits abgeschriebenen Schalker sind seit acht Spielen ungeschlagen und sogar die leblose TSG aus Hoffenheim zeigte am vergangenen Spieltag, was in ihr steckt und punktete dreifach - im Duell gegen einen direkten Konkurrenten Hertha BSC. Ganz zu schweigen vom VfL Bochum, bei dem man Woche für Woche spürt, dass die Spieler für den Klassenerhalt ihr letztes Hemd geben würden - da springt dann auch mal ein unverhoffter Sieg gegen Leipzig raus.

Das Problem Restprogramm

Wenn ich mir das Restprogramm der Schwaben anschaue, wird mir Angst und Bange: Nach der Länderspielpause geht es zu Union Berlin und anschließend nach Bochum. Zu Hause empfängt der VfB Dortmund, Gladbach und Leverkusen. Jeder Punkt aus diesen Spielen wäre für mich ein Gewinn. Sonst könnten die direkten Duelle gegen die Hertha in Berlin und am letzten Spieltag gegen Hoffenheim am Ende zu wenig sein...

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