Volker Finke der Trainer im Strandkorb wird 75

Fußball Der Trainer im Strandkorb - Volker Finke wird 75

Stand: 23.03.2023 14:00 Uhr

Er ist der Vater der Breisgau-Brasilianer, er prägte eine 16-jährige Ära beim SC Freiburg. Statt auf der Trainerbank saß er im Strandkorb. Volker Finke wird am Freitag (24. März) 75 Jahre alt.

Volker Finke war ein Fußballlehrer im sprichwörtlichen Sinne, ein Intellektueller an der Seitenlinie, ein streitbarer Geist im Strandkorb. Einer, der mit Herz und Seele 16 Jahre im Einsatz für seinen SC Freiburg war. 16 Jahre sind heute immer noch Rekord im deutschen Profifußball. Finke prägte nicht nur die Spielkultur des SC Freiburg, er prägte auch das Image des Klubs.

Rekord: 16 Jahre war Volker Finke Trainer in Freiburg

Viele glauben heute noch, dass da ein Haufen Studenten aus dem Schwarzwald die Bundesliga aufmischte. Das war aber auch zu Finkes Zeiten längst nicht mehr der Fall. Der SC ärgerte die großen Klubs dank einer ausgeklügelten Underdog- und - dank Finke - einer damals neuen Spiel-Philosophie. Seine Jungs bekamen aufgrund ihrer schnellen, attraktiven Spielweise den Spitznamen "Breisgau-Brasilianer". Finke selbst, der heute immer noch in Freiburg lebt, ist nicht mehr so flott unterwegs: Der Fußball hat Spuren hinterlassen, Spuren die der ehemalige Gymnasiallehrer aber mit Würde trägt.

Volker Finke wird zurecht vor allem mit dem SC Freiburg in Verbindung gebracht. Er war aber nach seiner SC-Zeit, die von 1991 bis 2007 reichte, auch ein Fußball-Weltenbummler. Er trainierte die Urawa Red Diamonds in Japan, war Sportdirektor des 1. FC Köln und Nationaltrainer Kameruns, dessen Mannschaft er 2014 zur Weltmeisterschaft in Brasilien führte. Aber geprägt hat er eben den SC Freiburg. Er führte die Breisgauer in die erste Liga, blieb trotz mehrmaliger Abstiege in seinem Strandkorb sitzen, weil die Vereinsführung ihm vertraute. Er schaffte immer wieder den Aufstieg und etablierte den Verein trotz begrenzter Mittel in der Bundesliga.

Finke will keine Lorbeeren

Finke war aber immer auch ein streitbarer, unbeirrbarer Geist, ein Fußball-Intellektueller, der seine Zigaretten selber drehte und dem SC Freiburg eine moderne Fußball-Philosophie verpasste. Mit Manndeckung konnte er nichts anfangen, Finke-Fußball war geprägt von ballorientierter Raumdeckung, Überzahl schaffen, Kurzpassspiel. Das war nicht nur attraktiv, sondern auch effektiv und erfolgreich. Dank Finke ist Freiburg heute ein Erstliga-Standort. In Freiburg wird der jetzt 75-Jährige dafür verehrt. Dafür, dass er den Grundstein für den heutigen Erfolg gelegt, will Finke aber keine Lorbeeren. "Nein, nein, nein, das sehe ich nicht." Aber Volke Finke ist einfach froh, "dass wir das früher so gemacht haben, dass die Leute angefangen haben zu glauben, dass erste Liga in Freiburg möglich ist"

2007 musste Finke aber den SC gegen seinen Willen verlassen. Freiburg war in der zweiten Liga und der Abschied ging nach Finke-Art nicht ganz reibungslos über die Bühne. Trotzdem hält er nach wie vor zum SC Freiburg, dem Verein mit dem er zweimal im UEFA-Cup spielen durfte, mit dem er aber auch dreimal abstieg. Dass unter Christian Streich, der seit 13 Jahren in Freiburg auf der Trainerbank sitzt, eine erfolgreichere Ära entstanden, ist findet er gut. Er hätte auch nichts dagegen, dass Streich in einigen Jahren seinen 16-Jahre-Rekord knacken könnte. "Die Zahl sei ihm nicht wichtig". An manchen Zahlen kann man sowie nichts ändern, das weiß der ehemalige Gymnasiallehrer, der jetzt 75 Jahre alt ist.