Der 1. FC Kaiserslautern bejubelt vor den eigenen Fans einen Treffer beim 2:1 gegen Holstein Kiel

Fußball | Meinung 40-Punkte-Marke? Der FCK sollte sich neue Ziele setzen

Stand: 07.02.2023 11:52 Uhr

Der 1. FC Kaiserslautern liegt nach 19 Spielen in der 2. Bundesliga auf Rang vier - und das als Aufsteiger. Spieler und Verantwortliche schauen trotzdem weiter nach unten. Zeit für neue Ziele, findet SWR-Sportredakteur Johann Schicklinski.

Schaute man sich nach dem 2:1-Heimerfolg des 1. FC Kaiserslautern gegen Holstein Kiel im Fritz-Walter-Stadion um, so erblickte man - die wenigen Fans auf der Gästetribüne mal ausgenommen - Glückseligkeit allenthalben. Die Spieler und die Anhänger der Roten Teufel freuten sich über den fünften Sieg in Serie. Der Aufsteiger liegt nach 19 Spieltagen sensationell auf Rang vier und hat erst zweimal verloren. Es fehlt nur ein Zähler auf den Relegationsplatz drei, auf dem aktuell der 1. FC Heidenheim steht.

YouTube-Video von SWR Sport Fußball : "Kaiserslautern siegt weiter. 2:1 gegen Kiel - DEIN FCK #58 | SWR Sport"

Die Freude über den Sieg einte Spieler und Anhänger, doch bei der Einordnung des Erfolgs gab es Unterschiede. So pochten FCK-Trainer Dirk Schuster, Keeper Andreas Luthe und andere darauf, das noch fünf Zähler bis zur "ominösen 40-Punkte-Marke" fehlen, ab der das Saisonziel Klassenerhalt gemeinhin als rechnerisch sicher gilt. Die Fans träumen nach der Siegesserie längst euphorisiert von mehr, vom Durchmarsch in die Bundesliga.

Wenn nicht jetzt, wann dann?

Ich finde, die Anhänger haben recht. Der FCK wird, da lehne ich mich aus dem Fenster, mit aktuell 35 Punkten bei noch 15 ausstehenden Spielen nichts mehr mit dem Kampf um den Klassenerhalt zu tun haben. Deshalb sollten die Roten Teufel den Blick nach oben richten, den maximalen Erfolg in der restlichen Saison anstreben. Wenn nicht jetzt, wann dann?

Die Mannschaft des FCK glaubt an sich selbst

Schließlich gibt es gute Gründe für den Erfolg. Zum einen passt es zwischen Coach Schuster und seinem Team. Die Mannschaft hat den fußballerischen Ansatz des Trainers verinnerlicht, präsentiert sich kampfstark und resilient. So lässt sich der FCK auch durch Rückstände nicht beirren und dreht Spiele, etwa in Hannover und Düsseldorf. Der Glaube an sich selbst eint das Team und deshalb wird es sich auch nicht aus der Spur werfen lassen, selbst wenn mal ein oder zwei Spiele verloren gehen sollten.

Kämpferische Mentalität passt super zum FCK

Mit dieser Mentalität, die wie die Faust aufs Auge zu den Roten Teufeln passt, ist es der Mannschaft gelungen, eine regelrechte Euphoriewelle unter den Fans auszulösen. Diese waren jahrelang leidgeprüft und erinnern sich wohl nur zu gut an Zeiten zurück, als der FCK vor dem Fall in die Viertklassigkeit oder dem finanziellen Aus stand. Auch deswegen finde ich, dass man die Freude und Träume von mehr gerne zulassen sollte. Es gab diese Euphorie rund um den Betzenberg schlicht viel zu lange nicht.

Der letzte Grund, den Blick nach oben zu richten, ist für mich schließlich die starke Form vieler Spieler. Torjäger Terrence Boyd netzt zuverlässig, auch wenn er sogar noch den ein oder anderen Hochkaräter liegen lässt. Mittelfeldspieler Hendrick Zuck ist in absoluter Topform und bereitete zuletzt mehrere Treffer vor. Boris Tomiak ist in der Abwehr eine Bank und hat sogar noch viel Luft nach oben. Diese Liste ließ sich beliebig erweitern, momentan passt es einfach.

Deshalb sage ich: Bereits jetzt ist die Zeit reif für neue Ziele. Das muss ja nicht der Durchmarsch sein, aber einen Platz im ersten Tabellendrittel der 2. Liga halte ich mittlerweile für realistisch.

FCK-Spieler und Verantwortliche werden den Ball wohl flach halten

Und wer weiß, vielleicht sieht es ja auch der eine oder andere Spieler bei den Pfälzern so. Möglicherweise wurde da zuletzt auch mit einem Augenzwinkern auf die 40 Zähler hingewiesen, so zumindest mein Eindruck. Auch wenn sie nach außen hin den Ball weiter flachhalten werden - intern wird vielleicht längst anders kommuniziert?

Wie auch immer - es darf nur eines nicht passieren: Und zwar, dass auch nur ein Profi denkt, es geht auch mal mit einem Schritt weniger. Aber diese Gefahr halte ich für gering. Deshalb heißt es - zumindest für mich - beim 1. FC Kaiserslautern: Träumen erlaubt.