Die Mannschaft von Hertha BSC nach dem Spiel gegen Wolfsburg. (Quelle: imago images/Fotostand)

Hertha empfängt Freiburg Zurück zum Fußball

Stand: 07.10.2022 18:00 Uhr

Der Name "Windhorst" drängt Herthas sportliche Entwicklung mal wieder in den Hintergrund. Dabei sind die Blau-Weißen seit vier Spielen ungeschlagen. Und nun empfangen sie Union-Verfolger Freiburg im Olympiastadion. Von Dennis Wiese

Das Thema der Woche

Die dubiosen Vorgänge rund um Investor Lars Windhorst werden an dieser Stelle ausgeklammert, der Fokus richtet sich auf das sportliche Thema der Woche: Mit Agustin Rogel rückt im Heimspiel gegen Freiburg (Sonntag, 17:30 Uhr) ein Mann in die Startelf, der bei Hertha das Zeug zur Abwehr-Größe hat. "Er wird spielen", so Trainer Sandro Schwarz bei der Spieltagspressekonferenz am Freitagnachmittag.
 
Manager Fredi Bobic hatte den 1,91 Meter großen Innenverteidiger Rogel in Südamerika kicken sehen - und für sehr gut befunden. Dass der Uruguayer vom argentinischen Club Estudiantes de la Plata zu Hertha kommt, war demnach schnell klar. Vereinbart war ein ablösefreier Wechsel im kommenden Winter. Kurz vor Ende des Sommertransferfensters schlug Bobic aber vorzeitig zu und holte den 24-Jährigen für rund 400.000 Euro nach Berlin.

Agustin Rogel beim Spiel gegen Hoffenheim. (Quelle: imago images/ Matthias Koch)

Agustin Rogel soll Herthas Abwehr stabilisieren.

Da sich der bislang gesetzte Innenverteidiger Filip Uremovic verletzt hat, schlägt nun Rogels Stunde. Schon im Heimspiel gegen Hoffenheim kam der Uruguayer für Uremovic zur Pause ins Spiel. Dabei zeigte er auf beeindruckende Weise, wie er Herthas Abwehr künftig stabiler machen kann. In einem Laufduell an der Außenlinie räumte er seinen Gegenspieler Georginio Rutter kompromisslos ab - hart, aber fair. Seine Zweikampfquote insgesamt und seine Pässe konnten sich auch sehen lassen.
 
Uremovic, der in der frühen Phase schon einen Elfmeter verschuldet hatte und einmal mit Gelb-Rot vom Platz musste, fällt wegen einer Sprunggelenksprellung wohl zwei Wochen lang aus. Gelegenheit für Rogel, sich zu beweisen. Hertha-Trainer Sandro Schwarz freut sich auf "Wucht, Aggressivität und Körpergröße bei Standardsituationen". Vor wenigen Wochen debütierte er in Uruguays A-Nationalmannschaft, nun hofft er auf Spielzeit bei Hertha und vielleicht sogar auf die Teilnahme bei der WM in Katar.

Lars Windhorst gestikuliert im Büro (Quelle: picture alliance/dpa | Christophe Gateau)
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Der Gegner

Eine Überraschungsmannschaft ist der SC Freiburg längst nicht mehr. Die starke vergangene Saison endete auf dem sechsten Tabellenplatz und führte zur Qualifikation für die Europa League - erstmals seit acht Jahren ist Freiburg wieder dabei. Im ersten DFB-Pokalfinale der Klubgeschichte mussten sich die Breisgauer vor wenigen Monaten Leipzig erst im Elfmeterschießen geschlagen geben.
 
Und vor diesem neunten Bundesliga-Spieltag ist Freiburg Tabellen-Zweiter, punktgleich mit Spitzenreiter Union. Mitte August musste der SC beim 1:3 gegen Dortmund die bislang einzige Saisonniederlage hinnehmen. Viel Lob kommt von Herthas Sandro Schwarz: "Sie haben eine klare Identität, wie sie Fußball spielen wollen: intensiv gegen den Ball, sie verteidigen aggressiv nach vorne. Aber sie finden auch immer fußballerische Lösungen. Das ist das Gesamtbild vom SC Freiburg."
 
Das Zauberwort in Freiburg lautet: Konstanz. Christian Streich trainiert seit fast elf Jahren die Profis in Freiburg und ist damit dienstältester Bundesligacoach. Zählt man die Zeit als Jugendtrainer dazu, kommt Streich auf ganze 27 Jahre als SC-Trainer. Ob Streich im Olympiastadion dabei ist, darüber wird die Viruslast entscheiden. Am Mittwoch war der 57-Jährige positiv auf Corona getestet worden. Den 2:0-Sieg in der Europa League gegen Nantes coachte am Donnerstagabend Co-Trainer Patrick Baier.

Hertha BSC - TSG 1899 Hoffenheim, v.l. im Zweikampf Dennis Geiger TSG 1899 Hoffenheim und Wilfried Kanga Hertha BSC, 02.10. 2022. (Quelle: imago images/S. Räppold)
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Ein historisches Duell

Zum Glück spielt Hertha BSC zu Hause. Denn in Freiburg gab es lange nichts zu holen: fünf Niederlagen, vier Unentschieden. Das ist die Bilanz der vergangenen Jahren. Am 21.02.10 konnte Hertha zuletzt in Freiburg gewinnen. Der 3:0-Erfolg sorgte für ein ganz kleines bisschen Hoffnung bei Friedhelm Funkels "Aufholjägern". Aufkleber mit diesem Slogan "Aufholjäger" wurden damals gerne an Hertha-Fans verteilt.
 
Denn nach der Beinahe-Meisterschaft unter Trainer Lucien Favre im Jahr zuvor stürzten die Blau-Weißen gewaltig ab. Schon ab dem sechsten Spieltag war man Tabellenletzter – und wurde die rote Laterne auch nicht mehr los. Der Sieg in Freiburg, bei dem der Brasilianer Cicero nach dem Führungstor von Adrian Ramos noch doppelt traf, war eines der wenigen Erfolgserlebnisse dieser Abstiegssaison. Mit nur 24 Punkten stieg Hertha in die 2. Liga ab.

Die erwartete Aufstellung

Sandro Schwarz setzt auf Kontinuität. Hertha hat erstmals seit Jahren wieder eine echte Startelf. Diese muss der Trainer nun aber etwas verändern: Für den verletzten und bislang nicht immer ganz sicheren Innenverteidiger Filip Uremovic rutscht der nächste Abwehr-Neuzugang in die Startformation: Agustin Rogel wird seine Premiere feiern, wenn nichts Unvorhergesehenes dazwischenkommt.
 
So könnte Hertha beginnen: Christensen – Kenny, Rogel, Kempf, Plattenhardt – Sunjic, Tousart, Serdar – Lukebakio, Kanga, Ejuke

rbb|24-Prognose

Hertha muss dringend punkten. Denn so gut der Fußball mittlerweile aussieht: Sieben Punkte aus acht Ligaspielen sind zu wenig. Trainer Schwarz formuliert das so: "Wir wissen um die Qualität und die Leistung, die wir in den letzten Wochen gezeigt haben. Aber wir brauchen auch die Bestätigung für unsere fleißige Arbeit."
 
Hertha hat die letzten vier Spiele nicht verloren, bei Freiburg sind es sechs Ligaspiele, in Summe mit den erfolgreichen Auftritten in der Europa League sogar neun Spiele ohne Niederlage. Dieser Gegner ist in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen, deshalb wird es (noch) nichts mit dem ersten Hertha-Heimsieg.
 
Prognose: 1:1
 
 
 
Sendung: rbb24, 07.10.2022, 18 Uhr