Hertha-Trainer Sandro Schwarz bei einer Medienrunde am Tag nach dem verlorenen Derby gegen den 1. FC Union Berlin (imago images/Matthias Koch)

Hertha-Trainer Sandro Schwarz nach dem verlorenen Derby "Wir sind nicht enttäuscht, wir sind verärgert"

Stand: 07.08.2022 15:49 Uhr

Der Saisonstart bei Hertha BSC hätte mit dem Pokal-Aus und der Derby-Niederlage kaum schlechter laufen können. Trainer Sandro Schwarz warnt allerdings vor vorzeitigen Schlüssen und sieht sein Team noch am Anfang eines schwierigen Weges.

Von der Aufbruchsstimmung aus der Sommerpause ist bei Hertha BSC nach den ersten zwei Pflichtspielen der Saison nicht mehr viel zu spüren. Erst das Pokal-Aus in Braunschweig, nun die 1:3-Derby-Niederlage im Stadion an der Alten Försterei. Macht die Alte Dame genau dort weiter, wo sie letzte Saison aufgehört hat? Am Sonntag sprach Herthas Trainer Sandro Schwarz am Rande des Trainings mit den Reportern über ...

... die Gefühlslage am Morgen nach der Niederlage.

Es schmerzt immer noch. Gerade die Art und Weise, mit der wir in der ersten Halbzeit aufgetreten sind. In der Zweikampfstärke und der Bereitschaft war der Gegner einfach besser als wir. Deswegen ist es immer noch schmerzhaft, das ist doch logisch.

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... die Enttäuschung über die fehlende positive Entwicklung.

Ich kann es nachvollziehen und es ist menschlich, wenn der ein oder andere sehr enttäuscht ist. Wir sind aber nicht enttäuscht, wir sind verärgert. Wir sind sauer darüber, dass wir das Pokalspiel hergegeben haben, aus einer guten Position heraus. Aber die Grundstimmung werden wir nicht davon abhängig machen, wie es letztes Jahr und vor zwei Jahren war, sondern die Grundstimmung ist abhängig von dem Spiel, das uns gestern wehgetan hat. Da gilt es aber, die richtigen Schlüsse draus zu ziehen, die Intensität hochzuschrauben und in der Gruppe die Energie zu haben, um nächsten Samstag wieder die Chance zu sehen. Wir wollen uns nicht jedes Mal damit beschäftigen, wie es mal war. Es zählt der Ist-Zustand. Und den hätten wir uns alle definitiv anders gewünscht. Wir wollten eine andere Ausgangssituation mit einem Pokalerfolg und im Derby etwa mitnehmen. Aber so war es nicht und das ist jetzt die aktuelle Situation und daran gilt es zu arbeiten.

... die Probleme seiner Mannschaft beim Derby.

Wir haben es inhaltlich nicht gut gemacht. Die Bereitschaft hat gefehlt. Wir haben Räume angezeigt, die wir belaufen müssen. Und es war in der Tat so, wenn man auf die Daten in der Halbzeitpause geguckt hat, dass wir die Sprints und Tempoläufe in Ballbesitz zu wenig gesetzt haben. Das ist die Erklärung. Und so kritisch sind wir dann auch. Wir müssen uns das offen eingestehen, dass wir gerade in der ersten Halbzeit diese Wege hätten machen müssen und die Geschwindigkeit gebraucht hätten, die wir eigentlich haben. Und bei Union wissen wir, wie einfach, aber dennoch sehr gut sie spielen und verteidigen. Und da waren sie besser, das muss man ganz klar sagen.

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... die Stimmung um den Verein herum.

Gerade nach dem Spiel fand ich es sehr positiv, wie die Fans reagiert haben. Und auch, wie sie uns im Verlauf des Spiels unterstützt haben. Und so nehme ich das wahr. Klar, wird schnell immer wieder mit der letzten Saison verglichen. Aber wir haben einen neuen Weg angefangen und da sind wir jetzt mittendrin und wussten, dass es hart wird. Und ich nehme die Stimmung so wahr, dass das alle auch so annehmen. Und es geht auch nur so. Es gilt kritisch, offen und nahbar zu sein, aber auch immer einen Ausblick mit einer positiven Grundstimmung zu haben.

... das fehlende Mannschafts-Kollektiv.

Da müssen wir definitiv dran arbeiten. Wir wollen Energie aus der Gruppe entstehen lassen und wir wissen natürlich auch, dass die jetzige Kadergröße ein Thema ist. Dennoch müssen wir daran arbeiten, auf dem Platz eine Energie auszustrahlen.

... den Verzicht auf Ex-Kapitän Boyata im Kader.

Es war eine sportliche Entscheidung. Er hat alles selbst in der Hand. Ich habe am Freitag persönlich mit ihm gesprochen und ihm das mitgeteilt. Er hat es sehr professionell zur Kenntnis genommen und hat jetzt auch wieder professionell trainiert.

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... auch positive Rückschlüsse nach den zwei Niederlagen.

Wenn wir kompakt und aggressiv bei den zweiten Bällen sind, dann haben wir die Qualität die Zweikämpfe auch zu gewinnen. Und wenn wir Situationen haben, wo wir unsere Geschwindigkeit in Umschaltmomenten nutzen, dann können wir dem Gegner Probleme bereiten. Wir haben also schon auch positive Sequenzen. Jetzt gilt es, mit Verlässlichkeit immer wieder da dranzubleiben.

... die eingewechselten Neuzugänge Chidera Ejuke und Wilfried Kanga.

Ejuke ist ein Eins-gegen-eins-Spieler, der ein gutes Tempo und einen guten Zug zum Tor hat. Und Kanga ist gut in der Ballbehauptung und hat eine Robustheit. Er ist schon voll im Saft, weil er bei seinem letzten Verein Spielpraxis gesammelt hat. Und Ejuke bekommt mit jeder Trainingseinheit mehr Power. Heute war wieder ein intensives und wichtiges Training für ihn.

Sendung: rbb24, 07.08.2022, 18 Uhr