Erster Start seit Tokio-Gold Paralympics-Siegerin Semechin feiert Comeback trotz Chemotherapie
Schwimm-Paralympics-Siegerin Elena Semechin ist bei ihrem ersten internationalen Wettkampf seit ihrer Hirntumor-Diagnose im Herbst 2021 ein beachtliches Comeback gelungen. Inmitten ihrer Chemotherapie schwamm die Berlinerin auf Rang zwei.
Sie kann es noch. Ein halbes Jahr nach einer Hirntumor-Diagnose ist Paralympics-Siegerin Elena Semechin am Donnerstag ihren ersten Wettkampf geschwommen - inmitten einer langwierigen Chemotherapie. Die Internationalen Deutschen Meisterschaften in Berlin seien ihr vorgekommen, als habe sie "zum ersten Mal einen Wettkampf" geschwommen, sagt Semechin. "Weil ich nach der OP so etwas wie ein neues Leben habe."
Die sehbehinderte Schwimmerin errang dabei immerhin gleich wieder eine Silbermedaille über 100 Meter Brust. Das Meeting in Berlin war Semechins erster Wettkampf nach ihrem Triumph von Tokio im vergangenen Sommer, als die heute 28-Jährige allen Kontrahentinnen davon schwamm.
Diagnose "Hirntumor" nach Tokio-Gold
Im Oktober 2021 wurde die Schwimmerin, die unter ihrem Geburtsnamen Krawzow startet, plötzlich von starken Beschwerden heimgesucht. "Seit Tokio plagen mich Kopfschmerzen und Schwindelattacken", schrieb sie damals in den sozialen Medien. Was folgte, war der Schock. Ärztliche Untersuchungen stellten einen Gehirnturmor bei Semechin fest.
"Ich hatte meinen jahrelang gehegten Traum erfüllt mit der Goldmedaille in Tokio - und dann kurz danach die Diagnose", erinnert sich Semechin im Gespräch mit dem rbb. "Eigentlich kann man keinen größeren Gefühlsunterschied erleben."
Die Schwimmerin unterzog sich noch im Herbst einer Operation. Allerdings zeigte sich, dass der Tumor nicht vollständig entfernt werden konnte - und die Krebszellen bösartig waren. Berlins zweifache Sportlerin des Jahres musste sich daraufhin einer Bestrahlung und Chemotherapie unterziehen.
Semechin steckt sich ambitionierte Ziele
Doch auch die Schicksalsschläge änderten offenbar nichts daran, dass Semechin, die nur über zwei Prozent Sehfähigeit verfügt, weiter entschlossen ihrer großen Leidenschaft nachgeht. "Nach der Gehirn-OP hat das schon ein wenig gedauert, bis ich ins Wasser konnte", sagt sie. "Während der Bestrahlung habe ich ein bisschen nebenbei trainiert, so gut es ging. Jetzt, beim zweiten Chemo-Zyklus, war es ein bisschen schwierig, da habe ich ein paar Tage ausgesetzt." Trotzdem habe sie seit drei Wochen wieder mit ihren Mannschaftskollegen mittrainieren können.
Nun steckt sich Semechin schon wieder ambitionierte Ziele, will am liebsten zurück auf die ganz große Bühne. "Für dieses Jahr habe ich mir vorgenommen, dass ich auch bei der WM im Juni auf Madeira starten möchte", sagt sie. Dafür bereite sie sich nun so gut es geht vor.
Ihre Krakheit und die Chemotherapie seien ihr dabei sogar zusätzliche Motivation. "Ich schätze mein Leben jetzt noch mehr", sagt sie. Und fügt hinzu: "Wer weiß, wie lange ich noch übrig habe."
Sendung: rbb24, 31.03.2022, 18 Uhr