Teamcheck | FC Viktoria Berlin Mit Corona, aber ohne Cigerci in die Rückrunde

Stand: 11.01.2022 17:05 Uhr

Der FC Viktoria ist als Aufsteiger stark in die Saison gestartet, hat dann aber auch erfolglose Phasen hinnehmen müssen. Die Rückrunde beginnt mit vielen Corona-Erkrankungen. Und dem Abgang des besten Spielers. Von Dennis Wiese

So lief die Hinrunde

Als Aufsteiger in die 3. Liga legte der FC Viktoria einen sensationellen Start hin. Nach sechs Spielen und vier Siegen waren die Lichterfelder Tabellenführer.
 
Viktorias Sportlicher Leiter Rocco Teichmann sagte im Interview mit rbb|24: "Alles war neu, frisch, voller Anspannung. Jeder war bei 100 Prozent. Das ist ja nicht ungewöhnlich, dass man als Aufsteiger gut startet. Aber dann hatten wir auch eine längere Zeit ohne Siege. Wenn dir nur zwei, drei Prozent fehlen, gewinnst du nicht mehr bei der Qualität in der 3. Liga".
 
Im September und Oktober blieb Viktoria fünf Spiele nacheinander ohne Sieg, auch im November und Dezember setzte es eine Serie mit fünf erfolglosen Spielen. Zur Winterpause sind die Himmelblauen mit 26 Punkten Tabellen-Elfter. Zehn Zähler trennen Viktoria von der Aufstiegsregion, sieben Punkte Vorsprung sind es auf den ersten Abstiegsplatz. Der Sportliche Leiter Teichmann fasst die erste Halbserie im Profifußball zusammen: "Es war interessant, sehr aufwendig, mit vielen schönen Erlebnissen. Wir hatten Euphorie, coole Momente. Aber wir sind auch in der 3. Liga angekommen". Mit einem 4:1-Auswärtserfolg bei Viktoria Köln verabschiedete sich die Berliner Viktoria erfolgreich in die Winterpause.

Wer kommt, wer geht?

Wenige Tage vor Start der Rückrunde verkündete der FC Viktoria den wohl bittersten Abgang: Tolcay Cigerci, erst vor einem halben Jahr aus Altglienicke gekommen, wechselt in die zweite türkische Liga. Sieben Tore hatte der offensive Mittelfeldspieler erzielt, sieben weitere vorbereitet. Cigerci war der wichtigste Mann bei Viktoria. In der Türkei, wo auch sein älterer Bruder Tolga spielt, erhofft er sich mehr Aufmerksamkeit, will dort vorspielen für den Sprung in die erste Liga.
 
Unter der Überschrift "Kaderoptimierung", so Rocco Teichmann, verließen im Winter Erhan Yilmaz, Yannis Becker, Till Muschkowski und Yazig Heimur den Verein.
 
Zwei Neuzugänge sind noch eingeplant bis zum 31. Januar. Ein linker Außenbahnspieler soll kommen. Ebenso ein zentraler Mittelfeldspieler.

Der Trainer

Benedetto Muzzicato nennt sich selbst einen "Besessenen". Einen Fußball-Besessenen. Die Familie müsse ganz schön geduldig sein, um ihn endlich einmal für sich zu haben. Mit seiner akribischen Arbeit hat der 43-Jährige dafür gesorgt, dass Viktoria als Aufsteiger eine stabile Drittliga-Saison spielt. Und der Trainer von Viktoria Berlin hat das erklärte Ziel, einmal ganz oben anzukommen: In der Bundesliga.
 
Rocco Teichmann und der FC Viktoria wollen ihren Trainer auf diesem Weg unterstützen: "Wir werden ihm den nächsten Schritt ermöglichen, wenn er denn kommt. Ich glaube, dass sich aktuell noch kein Erst- oder Zweitligist mit ihm beschäftigt."
 
Die Voraussetzungen für "ganz oben" will Muzzicato aber schon in diesem Jahr schaffen. Ab Ende Februar arbeitet der Deutsch-Italiener an der höchsten Trainerlizenz, macht dann seinen Fußballlehrer. Das bedeutet auch, dass der Viktoria-Coach mehrmals zur Deutschen Sporthochschule nach Köln muss. "Wir werden da an einer Lösung arbeiten. Auch mit seinem Ausbilder. Wir gehen schon davon aus, dass er bis Mai auch viel Zeit bei uns verbringen kann. Für die restliche Zeit werden wir interne Lösungen entwickeln. Wir haben zwei Co-Trainer, einen Athletiktrainer. Wir müssen uns nicht so groß umstellen", so Teichmann zum künftigen Pensum seines Trainers.

Erwartungen an die Rückrunde

Größer könnten die Herausforderungen wohl kaum sein: Mit Tolcay Cigerci ist der beste Fußballer, erfolgreichste Torschütze und Vorbereiter weg. Noch dazu wurden in der Woche vor dem Rückrundenstart sieben Spieler positiv auf das Coronavirus getestet, Trainingseinheiten und ein geplantes Testspiel müssen ausfallen.
 
Und so hofft der Sportliche Leiter Rocco Teichmann ganz auf die Entwicklung seiner Mannschaft: "Wir haben 20 Spiele gemacht, ein halbes Jahr lang Erfahrungen gesammelt. Ich hoffe, dass diese Erfahrungen jetzt jedem Einzelnen helfen, ein bisschen besser zu werden. Da waren zuletzt Heimspiele gegen Würzburg und Türkgücu, die wir nicht gewonnen haben, obwohl wir besser waren. Aus solchen Spielen müssen wir lernen", so Teichmann.
 
Zweieinhalb Wochen lang haben die Spieler frei bekommen. Individuelles Fitnessprogramm statt Mannschaftstraining. Ganz bewusst. Um abschalten zu können. "Raus aus der mentalen Belastung, mit Frische rein in die Rückrunde", nennt Teichmann das.
 
Der FC Viktoria will professioneller werden, sich weiterentwickeln. Der Klassenerhalt hat dafür höchste Priorität.

Sendung: rbb24, 11.01.2022, 18 Uhr