Sprinterin Gina Lückenkemper feiert EM-Titel (Quelle: imago)

Leichtathletik-EM Lückenkemper holt Titel über 100 Meter - Wunde am Bein mit acht Stichen genäht

Stand: 17.08.2022 10:14 Uhr

Eine Berlinerin ist die schnellste Frau Europas. Der EM-Titel von Gina Lückenkemper ist eine kleine Sensation. In einem unfassbar knappen Rennen schob sie sich noch auf Platz 1. Doch vor der Party im Teamhotel ging es noch kurz ins Krankenhaus.

Sprinterin Gina Lückenkemper (SCC Berlin) hat bei der Heim-EM in München sensationell Gold über 100 Meter gewonnen. Die 25-Jährige setzte sich am Dienstagabend im Olympiastadion nach einem packenden Finish in 10,99 Sekunden vor der zeitgleichen Schweizerin Mujinga Kambundji durch. Das Zielfoto musste letztlich entscheiden. Bronze ging an die Britin Daryll Neita (11,00).
 
Direkt nach dem Zieleinlauf kam Lückenkemper ins Straucheln und ging zu Boden. Sie zog sich dabei eine blutende Wunde am linken Knie zu. "Ich merke gerade gar nichts, ich habe so viel Adrenalin", rief Lückenkemper den 40.000 tobenden Fans zu. "In diesem Hexenkessel heute zu stehen, hat mich unfassbar motiviert", ergänzte die 25 Jahre alte Athletin des SCC Berlin in der ARD. Darüber hinaus offenbarte sie, dass ihr Finalstart wegen Beschwerden am Oberschenkel zwischenzeitlich sogar fraglich war.
 
Zuletzt hatte Verena Sailer 2010 in Barcelona EM-Gold über die 100 Meter für Deutschland gewonnen. Vor vier Jahren in Berlin hatte Lückenkemper Silber gewonnen.
 
Titelverteidigerin und Europas Jahresbeste Dina Asher-Smith (Großbritannien) musste im Finale verletzungsbedingt aufgeben. Tatjana Pinto (Wattenscheid) und Rebekka Haase (Wetzlar) waren im Halbfinale ausgeschieden.

Lea Sophie Friedrich gewinnt WM-Gold im Jahr 2021 (Bild: imago images/Sirotti Stefano)
Friedrich und Kluge/Reinhardt holen in München Gold

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Acht Stiche im Krankenhaus

Am Abend musste Lückenkemper jedoch ins Krankenhaus. Ihre Wunde am rechten Bein wurde mit acht Stichen genäht. "Ich weiß noch nicht genau, woher die Wunde kommt. Ob vom Sturz oder etwas anderem. Aber mir geht es gut", sagte Lückenkemper, nachdem sie um 1.10 Uhr im Teamhotel in München eingetroffen und vom Rest der deutschen Mannschaft mit großem Jubel empfangen worden war.
 
Ob Lückenkempers Start in der 4x100m-Staffel am Schlusstag gefährdet ist, ließ sich am Dienstagabend noch nicht absehen.

Pudenz verpasst Gold um acht Zentimeter

Diskuswerferin Kristin Pudenz hat in München Gold nur um acht Zentimeter verpasst. Die Olympia-Zweite von Tokio musste sich im Olympiastadion trotz neuer Bestleistung von 67,87 Meter der kroatischen Seriensiegerin Sandra Perkovic geschlagen geben, die auf 67,95 Meter kam.
 
Claudine Vita (Neubrandenburg) holte mit 65,20 Meter Bronze. Shanice Craft (Mannheim) rundete als Siebte (62,78 Meter) das starke Ergebnis für den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) ab.

Diskuswerferin Kristin Pudenz bei der EM in München (Quelle: imago/BEAUTIFUL SPORTS)

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Titelverteidigerin Perkovic holte ihren sechsten EM-Titel in Serie. Für Pudenz, die in Potsdam trainiert, bedeutet die Medaille den Höhepunkt einer aufreibenden Saison. Als Olympiazweite war die 29-Jährige mit großen Erwartungen zur WM nach Eugene gereist, konnte dem Druck jedoch nicht standhalten und enttäuschte als Elfte.
 
Gemeinsam mit ihrem Mentalcoach Marc Uhlmann arbeitete sie den Wettkampf in den USA auf. "Es war Kopfsache", berichtete Pudenz rückblickend nach ihrer souveränen Qualifikation am Montag: "Ich bin guter Dinge, dass das morgen nicht nochmal eintritt." Sie sollte recht behalten.

Sendung: rbb24 Inforadio, 17.08.2022, 5 Uhr