Kay Bernstein
interview

Ehemaliger Ultra Neuer Hertha-Präsident Bernstein: "Größte Aufgabe meines Lebens"

Stand: 26.06.2022 18:55 Uhr

Kay Bernstein ist neuer Präsident von Hertha BSC. Nach der Wahl spricht er über die anstehenden Ziele als Klubpräsident und stellt klar, wo er besonderen Handlungsbedarf sieht.

Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB): 1.509 Stimmen hatten Sie für das Präsidenten-Amt benötigt - letztlich wurden es sogar mehr als 1.600. Wie geht es Ihnen mit der erfolgreichen Wahl?
 
Kay Bernstein: Es ist noch nicht ganz verarbeitet. Auf der Bühne war es sehr emotional, eine Träne war dabei. Es war schön, den Rückhalt zu spüren und auch die Hoffnung im Saal: Lasst uns das gemeinsam schaffen. Das war besonders. Und jetzt wartet die größte Aufgabe meines Lebens.

Kay Bernstein nach der Wahl zum Präsidenten (imago images/Matthias Koch)
Aus der Kurve in die Chefetage

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RBB: Sie haben in Ihrer Rede die Hertha als "alte Dame auf Intensivstation" bezeichnet. Was wollen Sie nun als erstes anpacken?
 
Bernstein: Als erstes gilt es, wieder den Burgfrieden herzustellen mit allen Parteien innerhalb des Vereins. Es geht aber auch um die rund 1.300 Herthanerinnen und Herthaner, die mich nicht gewählt haben, Ihnen die Hand zu reichen und zu signalisieren: Lasst uns reden, lasst uns in den Dialog treten. Und: Das Votum spricht für den Wunsch der Mitglieder, den Neustart auch wirklich zu vollziehen.
 
RBB: Sie hatten vor der Abstimmung ausgeschlossen, als zweite Kraft hinter Ihrem Gegenkandidaten Frank Steffel zur Verfügung zu stehen. War das genau die richtige Entscheidung?
 
Bernstein: Es geht gar nicht um mich oder Frank Steffel. Sondern der Verein hat die richtige Entscheidung getroffen, die Mitglieder haben die richtige Entscheidung getroffen, welchen Weg sie für Hertha BSC einschlagen wollen. Wir haben seit 2008 Jahre der nicht so glücklichen Entscheidungen durchlebt. Und jetzt geht es in die andere Richtung.
 
RBB: In Ihrer Rede deuteten Sie an, dass Sie selbst unternehmerisch nun kürzer treten werden, korrekt?
 
Bernstein: Ich gehe raus aus dem operativen Geschäft und werde mich der Aufgabe hier voll und ganz widmen (Anm.: Bernstein war zuletzt Unternehmer in der Kommunikationsbranche).
 
RBB: In Bezug auf den Hertha-Investor Lars Windhorst sagten Sie, ihm wollen Sie auch die Hand ausstrecken – ebenfalls, um Ruhe in den Verein zu bringen?
 
Bernstein: Um Ruhe reinzubekommen, um eine abgestimmte Kommunikation zu vollziehen und um bei den Zielen in die gleiche Richtung zu laufen.

Kay Bernstein (imago images/Matthias Koch)
Kay Bernstein ist neuer Hertha-Präsident

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RBB: Wie würden Sie zusammenfassen, was in den letzten Jahren so grundsätzlich schief gelaufen ist bei Hertha?
 
Bernstein: Wir haben eine zu große Entfremdung gehabt vom Verein zur Basis. Und wenn wir eines mitnehmen vom Votum der Mitglieder, dann, dass es um Nahbarkeit geht. Es geht darum, die Menschen, denen Hertha BSC am Herzen liegt, ernst zu nehmen.
 

Das Interview führte Torsten Michels