Robert Stanjek

Skipper Stanjek bei "Ocean Race" "Es klafft eine Lücke in dieser Weltumseglung"

Stand: 16.03.2023 08:11 Uhr

Robert Stanjek segelte beim "Ocean Race" durch die Weltmeere, mit seinem Team trotzte er Sturmböen und Seekrankheit. Doch im Indischen Ozean machte das Boot schlapp. Nun bereitet sich der Berliner Skipper auf die Rückkehr zur Hochsee-Regatta vor. Von Shea Westhoff

Glück im Unglück - diese Redewendung beschreibt den plötzlichen Abbruch von Robert Stanjeks Weltumseglung ziemlich gut. Der Skipper war Ende Februar gemeinsam mit seiner deutsch-französischen Mannschaft Guyot zur dritten Etappe des "Ocean Race" aufgebrochen, zur einer 23.000 Kilometer langen Reise durch das Südpolarmeer: von Kapstadt (Südafrika) ostwärts nach Itajai (Brasilien) - oder anders gesagt: einmal um die Antarktis. Und das Ganze im Wettsegeln mit vier anderen Mannschaften.
 
Nach drei Tagen folgte jedoch das Ende der Träume, rund 1.000 Kilometer von der Küste entfernt. Im Rumpf entdeckt die Crew einen Schaden in der Bodenstruktur: Die in Carbonschichten eingelassenen Kevlarwaben waren teilweise aufgeweicht. Bei einem bis zu sieben Meter hohem Wellengang war die Weiterfahrt zu gefährlich. Die fünfköpfige Besatzung musste wieder umkehren nach Kapstadt.

Berliner Skipper Robert Stanjek auf der 'Guyot'. / GUYOT environnement - Team Europe
"Es kann sein, dass man ein paar Tage über Bord kriechen muss"

Für den Berliner Skipper Robert Stanjek beginnt ein großes Abenteuer. Er segelt 60.000 Kilometer um die Welt. Vor dem Start des Ocean Race spricht er im rbb|24-Interview über Grenzerfahrungen im Südpolarmeer, fehlenden Luxus und ein berüchtigtes Ritual.mehr

"Das war mein Lebenstraum"

"Wäre dieser Bruch weiter südlich passiert, irgendwo an der Treibeis-Grenze, da ist ein normaler Notfall-Zugriff nicht mehr möglich", sagte Stanjek dem rbb bei einem Gespräch in seiner Berliner Heimat an der Müggelspree. "Das ist außerhalb der Helikopter-Reichweite. Da müsste man dann schon im Extremfall drei, vier, fünf Tage warten", bis man abgeholt werde. Rückt man den unglücklichen Renn-Abbruch in diese Perspektive, lässt sich tatsächlich sagen: Glück im Unglück.
 
Dennoch ist die Enttäuschung enorm bei dem gebürtigen Rüdersdorfer. Jahrelang hatte er sich auf die Teilnahme am "Ocean Race", der härtesten Team-Hochseeregatta der Welt, vorbereitet. Und ausgerechnet in dem Streckenabschnitt, dem der 41-Jährige am meisten entgegengefiebert hatte, war früh Schluss, nachdem man zuvor so viele Widrigkeiten gemeistert hatte: Sturmböen, ein gerissenes Segel, Seekrankheit. "Es klafft eine Lücke in dieser Weltumseglung. Eine, die sehr schmerzt, weil es für mich die reizvollste Etappe war", sagt Stanjek. "Das Südpolarmeer zu durchsegeln und das Kap Horn zu umrunden -das war ein Lebenstraum."

"Ocean Race" nicht abgeschrieben

Von den konkurrierenden vier Mannschaften habe sein Team jeweils Nachrichten des Mitgefühls erhalten, auch vom Oldenburger Boris Herrmann, der für Malizia an den Start geht. Konkurrenz hin oder her, so ein Aus sei "sportlich brutal, das wünscht man auch keinem Gegner", sagt Stanjek.
 
Doch er hat das Rennen noch nicht aufgegeben. Zuhause in Köpenick tankt er zurzeit Kraft mit der Familie und trainiert seine Fitness. "Möglichst ausbalanciert" wolle er sein, wenn es bald wieder losgeht für ihn und seine Crew, so Stanjek.

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"Zielstellung, aufs Podium zu kommen"

In einer provisorischen Werft in Südafrika reparierte das Technik-Team von Guyot zuletzt den Rumpf, tauschte die durchnässte Bodenpanele aus - sodass das Boot von Stanjeks Team zu Wochenbeginn wieder zu Wasser gelassen werden konnte. Nun soll es quer durch den Südatlantik an die brasilianische Küste nach Itajai überführt werden. Wenn die vierte Etappe am 23. April beginnt, wollen Stanjek und Guyot mit an die Linie gehen.
 
"Wir haben schon immer noch die Zielstellung, aufs Podium zu kommen", sagt Stanjek selbstbewusst. Wobei er einräumt, da müsse "schon viel gut gehen". Aber dass sein Team Glück hat, hatte es ja bereits bewiesen, selbst im Unglück.

Sendung: rbb24, 15.03.2023, 18 Uhr