Tischtennis-Spieler Timo Boll bei einer weiten Ausholbewegung am Tisch.

buten un binnen Werder Bremen scheitert knapp am Tischtennis-"Boll-Werk"

Stand: 11.01.2023 23:24 Uhr

Timo Boll machte dann doch den Unterschied: Im Bundesliga-Duell mit Borussia Düsseldorf gaben die Bremer alles – doch die Tischtennis-Legende erkämpfte den 3:2-Sieg.

Von Petra Philippsen

Für einen Moment war die Hoffnung zurück bei den Grün-Weißen. Bis ins entscheidende Doppel hatte sich Werder Bremen am späten Mittwochabend gegen Rekordmeister Borussia Düsseldorf gekämpft – nun hieß es 1:1 in den Sätzen und 8:8 im dritten Durchgang. Die Halle stand Kopf, die knapp 600 Fans witterten die Sensation.

"Wir wussten, dass wir auch den zweiten und dritten Satz gewinnen müssen, um eine Chance zu haben", sagte Werder-Coach Cristian Tamas, "denn die wurden immer stärker – und sie hatten eben Timo Boll."

Tischtennis-Legende Timo Boll hofft, "dass es noch ewig weitergeht"

"Wir haben alles reingeworfen"

Und die Tischtennis-Legende machte dann eben das, was sie am besten kann: clever agieren, perfekt platzieren und den Gegner düpieren. Kirill Gerassimenko und Cristian Pletea warfen für Werder alles rein, doch es sollte nicht sein. Die Sätze drei und vier gingen schließlich an Düsseldorf und damit das Match und der knappe 3:2-Gesamtsieg.

Die Jungs haben heute alles gegeben, enttäuscht sind wir trotzdem. Wir haben alles reingeworfen vor ausverkaufter Halle. Und wenn man alles gibt und verliert, tut es natürlich weh." (Werder-Trainer Cristian Tamas im Sportblitz)

Allerdings hatte der Tabellenführer sichtlich zu kämpfen mit den Bremern. Ohne die beiden Topspieler Dang Qiu und Anton Källberg war es an Boll, die zweite Saisonniederlage der Düsseldorfer zu verhindern – und die Legende lieferte. Allerdings steckten dem fast 42-Jährigen die Strapazen des Pokal-Finales vom vergangenen Sonntag sichtlich in den Knochen.

Blick in die ausverkaufte Werder-Halle beim Tischtennis-Bundesliga-Doppel zwischen Gerassimenko und Pletea gegen Düsseldorfs Timo Boll und Sharath Kamal Achanta.

Doppel-Drama am Schluss: Werders Kirill Gerassimemko und Cristian Pletea (links) unterlagen Timo Boll und Sharath Kamal Achanta mit 1:3 in der Klaus-Dieter-Fischer-Halle.

"Das war ein Monsterstart, ich wurde überrollt"

"Seit Sonntag habe ich kein Tischtennis gespielt, nur Physio, Sauna und Reha", erklärte Boll: "Ich bin zwar nicht verletzt, aber hatte entsprechend Kater." Doch auch an einem schwächeren Tag ist Boll eben immer noch besser als die meisten. Zum Leidwesen der Bremer. Aber der 20 Jahre jüngere Pletea schaffte es in seinem Duell mit dem Rekord-Europameister, ihn aus der Reserve zu locken und mit einem 7:0-Start sofort zu überrumpeln.

"Das war ein Monsterstart, ich wurde überrollt", musste Boll eingestehen, der den ersten Satz abgab: "Am Ende war es kein souveräner Sieg, das war viel mentale Arbeit." Denn während Pletea etwas zu hastig spielte, agierte Boll abgeklärt und überlegt. Ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, als Pletea immer wieder zu spektakulären Punkten und zwei weiteren Satzbällen gegen ihn kam. Am Ende siegte die Legende souverän mit 3:1.

2 starke Falck-Siege reichen Werder nicht

Werders Tischtennis-Profi Mattias Falck schreit seine Freude über seinen Sieg heraus.

Auch Werders Topstar Mattias Falck lieferte – doch die beiden Siege des Schweden reichten den Bremern nicht.

Dass Werder den Tabellenführer bis ins Doppel gezwungen hatte, lag einmal mehr an Mattias Falck. Der Doppel-Weltmeister und Vizeweltmeister von 2019 fertigte zunächst Sharath Kamal Achanta souverän mit 3:0 ab, dann gelang dem Schweden endlich der erste Sieg gegen Kay Stumper. Gegen ihn tat sich Falck bisher schwer – verlor gar die letzten drei Duelle in Folge – dieses Mal aber machte er die Revanche mit 3:0 perfekt. "Das war eine super Leistung heute von Mattias", lobte Coach Tamas, "man hat ihm angemerkt, dass er sich vorgenommen hatte, nicht nochmal gegen Stumper zu verlieren."

Da Gerassimenko aber wie erwartet nicht bei vollen Kräften nach dem Nachtflug aus Doha in Bremen ankam, konnte der Kasache Stumper nicht genug entgegensetzen und verlor sein Einzel. "Meine Beine waren müde", meinte Gerassimenko enttäuscht, "schade." Auch bei Falck überwog trotz seiner beiden starken Auftritte der Frust.

Timo ist immer noch einer der besten Spieler der Liga und bewegt sich für sein Alter noch unglaublich gut. Wenn Düsseldorf ohne Dang und Anton kommt, hat man eine Chance. Aber es hat am Ende nicht für uns gereicht." (Werder-Topstar Mattias Falck im Sportblitz)

Die Bremer müssen die Enttäuschung jedoch direkt abschütteln, bereits am Donnerstagmittag geht es für das Team nach Fulda. Am Freitagabend um 19 Uhr wartet das nächste knifflige Auswärtsspiel auf den Tabellensechsten. "Es wird in Fulda sicherlich genauso knapp wie heute und dann müssen wir da sein", sagte Tamas.

Werders Tischtennis-Coach Tamas: "Solche Spiele sind nervenaufreibend"

SV Werder Bremen – Borussia Düsseldorf 2:3

Mattias Falck – Sharath Kamal Achanta 3:0 (11:7, 12:10, 11:9)
Kirill Gerassimenko – Kay Stumper 1:3 (15:13, 5:11, 4:11, 5:11)
Cristian Pletea – Timo Boll 1:3 (11:6, 3:11, 10:12, 3:11)
Mattias Falck – Kay Stumper 3:0 (11:4, 11:9, 11:6)
Kirill Gerassimenko/Cristian Pletea – Timo Boll/Sharath Kamal Achanta 1:3 (11:5, 8:11, 9:11, 6:11)