Werder-Trainer Ole Werner signalisiert seinen Spielern von der Seitenlinie aus "Daumen hoch".

buten un binnen Unaufgeregt aus der Krise – Werder stoppt den freien Fall

Stand: 29.01.2023 09:27 Uhr

Nach vier Misserfolgen in Folge sind die Bremer zurück in der Spur. Gegen Wolfsburg spielte Werder so auf, als wäre nichts gewesen. Wohl auch dank Werners Erfolgsformel.

Von Petra Philippsen

Dass Ole Werner von Haus aus eine stoische, norddeutsche Unaufgeregtheit mit sich bringt, hat dem Werder-Coach und seiner Mannschaft wohl geholfen, diese erste stürmische Phase seiner Amtszeit unbeschadet zu überstehen.

Nach vier Niederlagen in Folge und neun Gegentoren aus den letzten beiden Spielen stand am Samstag gegen Wolfsburg Schlimmes für die Bremer zu befürchten, denn diese hatten sechs Siege in Serie und 22:1 Tore auf dem Konto.

Werder-Krise – war da was?

Die Werder-Spieler stehen aufgereiht Arm in Arm vor der Bremer Fankurve und lassen sich feiern.

Der Teamgeist bei Werder hat unter der Krise offenbar nicht gelitten.

Doch nach 98 Minuten auf dem Rasen des Weser-Stadions strahlte das 2:1 von der Ergebnisanzeige und Werder hatte überraschend einen jener Auftritte abgeliefert, für den der Aufsteiger in der Hinrunde so oft gefeiert worden war. Die Bremer hatten den Krisenmodus abgeschüttelt, als wäre nichts gewesen.

Und Werner brachte sein Mantra nach diesem wichtigen Sieg noch einmal auf den Punkt: "Eine große Stärke von uns ist es, ruhig zu bleiben und weiterzumachen." Nicht in hektischen Aktionismus zu verfallen, besonders nicht nach der 1:7-Blamage gegen Köln, demonstrierte, dass der 34 Jahre junge Werder-Coach auch in den rauen Zeiten des Bundesliga-Geschäfts bestehen kann.

Keine peinlichen Patzer gegen Wolfsburg

Und seine Mannschaft lieferte in den epischen, turbulenten acht Minuten Nachspielzeit den Beweis ab, dass sie sich nach den Spielen, in denen sich die teils peinlichen Patzer häuften, wieder gefangen hat. Sie hielt dem Druck nach dem Anschlusstreffer stand, gab den Sieg nicht mehr aus der Hand.

Das war keine einfache Phase für uns und dann kommt so eine Performance. Da kann die Mannschaft stolz drauf sein, das war ein geiles Spiel von uns." (Werder-Profi Mitchell Weiser)

Und in diesem Spiel überzeugten besonders jene Werder-Profis, die in den vergangenen Partien durch schier unerklärliche Blackouts negativ aufgefallen waren. Christian Groß gelang mit enormem kämpferischen Einsatz die Rehabilitation, Amos Pieper fand mehr Gelassenheit in seiner Verteidigungsarbeit, Torwart Jiri Pavlenka wirkte hellwach und blieb fehlerfrei und sogar Jens Stage setzte im Mittelfeld gute Akzente.

"Alle waren bereit, alles zu geben"

Eine Traube Werder-Spieler umarmen Torschütze Niclas Füllkrug.

Zwei Tore durch Niclas Füllkrug ebneten Werder den Weg zum 2:1-Sieg.

"Wir haben hart gearbeitet und alles reingehauen, worüber wir intern gesprochen haben", lobte Stage: "Alle waren bereit, alles zu geben." Und auch Kapitän Marco Friedl war mit der großen Willensstärke seines Teams zufrieden: "Wir haben heute endlich wieder das auf den Platz gebracht, wofür wir stehen. Wir hatten die Spiele zuvor zu viele Fehler drin. Wir wussten, dass wir heute eine absolute Top-Leistung brauchen, und die haben wir auch gebracht."

Für Trainer Werner kam dieser Sieg nur drei Tage nach der Niederlage gegen Union Berlin allerdings nicht völlig überraschend. Schon gegen den Tabellenzweiten habe Werder vieles besser gemacht, betonte Werner. "Das war auch schon ein gutes Heimspiel gegen so einen Gegner, daher war es nicht schwer, der Mannschaft für das Spiel heute Mut einzuflößen."

"Jede Mannschaft hat Dellen in der Saison"

Werder-Stürmer Niclas Füllkrug reckt strahlend seine durchtrainierten Arme in die Höhe.

Wieder einmal Werders Lebensversicherung: Stürmer Niclas Füllkrug.

Weiser pflichtete seinem Coach bei: "Die paar Prozente, die gegen Union vielleicht noch fehlten, haben wir heute draufgepackt." Noch größere Stabilität in der Abwehr, klarer im Spielaufbau und wohl das Wichtigste, "jeder hat den anderen unterstützt", betonte Werner.

Werder hatte als Mannschaft funktioniert und dank der individuellen Klasse seines Top-Stürmers Niclas Füllkrug die Mannschaft der Stunde in der Bundesliga bezwungen. "Ich bin sehr stolz, das war eine beeindruckende Leistung", freute sich Doppeltorschütze Füllkrug.

Jede Mannschaft hat Dellen in einer Saison, auch der FC Bayern. Das kommt vor. Die Frage ist nur, wie du da rauskommst. Jetzt haben wir einen großen Schritt in die richtige Richtung gemacht." (Werders Doppeltorschütze Niclas Füllkrug)

Bleibt Füllkrug bei Werder? "Davon gehe ich aus"