NDR-Sport Traum-Debüt in Erster Liga: Ex-Meppener Undav erobert Belgien

Stand: 26.07.2021 20:57 Uhr

Bei Eintracht Braunschweig wurden die Fähigkeiten von Deniz Undav verkannt. Der Angreifer wechselte zum SV Meppen, für den er zur personifizierten Lebensversicherung wurde. Nun sorgt der 25-Jährige in Belgien für Furore.

20 Minuten lang schien es am Sonntagabend im Derby der belgischen Jupiler Pro League zwischen dem RSC Anderlecht und der Royale Union Saint-Gilloise so, als ob die Gastgeber ihrer Favoritenrolle gerecht werden würden. Das Team des früheren HSV-Profis Vincent Kompany bestimmte das Spielgeschehen und hatte bereits einen Pfostenschuss zu verzeichnen, als die Gäste wie aus dem Nichts in Führung gingen. Nach einem langen Ball drang Linksaußen Loïc Lapoussin mit großen Schritten in den Strafraum ein und passte in die Mitte zu Undav, der nur noch seinen rechten Fuß hinhalten musste.

Aufstiegsheld Undav bekommt neue Konkurrenz

Der aus Achim stammende Fußball-Profi erzielte somit den ersten Treffer des elfmaligen Meisters im belgischen Oberhaus seit 1973. So lange war der Club aus der Region Brüssel-Hauptstadt von der großen Bühne verschwunden, bevor ihm in diesem Sommer der Aufstieg gelang. Undav hatte mit 17 Treffern in 26 Zweitliga-Partien maßgeblich dazu beigetragen. Dennoch war vor dem ersten Spieltag in der Elite-Liga keineswegs klar gewesen, dass der 2020 vom SV Meppen gekommene Stürmer in der Startelf stehen würde.

Denn in dem Uruguayer Felipe Avenatti hatte Union SG einen Mittelstürmer von Standard Lüttich ausgeliehen, der über weit mehr Erfahrung als Undav verfügt. Der 28-Jährige ging unter anderem jahrelang in Italien auf Torejagd.

"Ich behalte meinen Stammplatz"

Undav aber nahm die Verpflichtung des 1,97-Meter-Mannes locker auf. "Ich behalte meinen Stammplatz", hatte er selbstbewusst in einem Interview mit dem "Het Nieuwsblad" erklärt. Und er behielt recht. Avenatti musste am Sonntagabend 77 Minuten lang von draußen zuschauen, wie seine neuen Teamkameraden fleißig an der Sensation bastelten. Erst dann wurde der Sturm-Hüne eingewechselt - für Undav. Zu diesem Zeitpunkt führte der krasse Außenseiter auch dank seines norddeutschen Profis mit 3:1.

Undav hatte nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich durch Yari Verschaeren (45.) die erneute Gäste-Führung erzielt (62.), bevor Lazare Amani für den dritten Gäste-Treffer sorgte (73.), der gleichbedeutend mit dem Endstand war.

Angreifer will "mindestens 14" Saisontore erzielen

Undav ist nach seinem Traumeinstand lediglich noch zwölf Treffer von seinem persönlichen Saisonziel entfernt. "Mindestens 14 Tore" wolle er erzielen, hatte der frühere Angreifer des TSV Halvese vor dem Auftaktmatch erklärt. "Wenn es mehr werden, ist es perfekt. Wenn es weniger werden, ist meine Saison kein Erfolg." Markige Worte eines Mannes, der mit 25 Jahren jetzt erstmals ein Erstliga-Spiel bestritt. Einen Namen hatte sich Undav im Meppener Trikot gemacht. 2018 war er aus Braunschweig zu den Emsländern gewechselt und traf anschließend in zwei Drittliga-Spielzeiten 23 Mal.

Die Eintracht war zuvor aus der Zweiten Liga abgestiegen und forcierte einen riesigen personellen Umbruch. Undav erhielt von den damaligen Verantwortlichen kein Vertragsangebot. Ein großer Fehler, wie sich herausstellte. "Wir sind dumm, dumm, dumm", twittere ein BTSV-Fan nach der Gala des Ex-"Löwen"-Stürmers am Sonntagabend in Belgien. Tatsächlich hätte der Mann aus Achim den Braunschweigern gerade in der vergangenen Serie sehr gut zu Gesicht gestanden.

Denn während Undav inzwischen auf der großen Fußball-Bühne sein Können unter Beweis stellt, kickt die Eintracht nach jeweils einem Auf- und Abstieg wieder in Liga drei um Punkte.

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Sport aktuell | 26.07.2021 | 11:25 Uhr