Die Spieler des THW Kiel feiern den Sieg im CL-Spiel um Platz drei gegen Veszprem.

Handball-Champions-League THW Kiel gewinnt mit Kraftakt das "kleine Finale"

Stand: 20.06.2022 10:39 Uhr

Versöhnlicher Saisonschluss für die Handballer des THW Kiel: Einen Tag nach der Niederlage im Halbfinale der Champions League gegen den FC Barcelona gewannen die "Zebras" am Sonntag das packende Spiel um Platz drei gegen KC Veszprem (Ungarn) mit 37:35 nach Siebenmeterwerfen (34:34, 14:18). Barcelona verteidigte seinen Titel.

Von Christian Görtzen

Als Niklas Landin den Wurf seines dänischen Nationalmannschaftskollegen Rasmus Lauge parierte, gab es für seine Mitspieler kein Halten mehr. Sie rannten jubelnd auf ihren Torhüter zu, der im Siebenmeterwerfen zum Matchwinner für die "Zebras" geworden war. Kiel hatte es tatsächlich noch geschafft! Mit einem Kraftakt gelang ein Sieg gegen Veszprem - und das in Abwesenheit von Abwehrchef Hendrik Pekeler (Achillessehnenriss) und Rückraumschütze Sander Sagosen (Fraktur des Sprunggelenks).

Es war das 58. und letzte Pflichtspiel einer harten Serie. Für den THW war es eine gute, aber keine überragende. Zwei Titel, DHB-Pokal und der Supercup, wurden gewonnen - wobei der sportliche Wert des Letzteren bescheiden ist. Hinzu kommt die Vizemeisterschaft in der Bundesliga und nun Bronze in der Champions League.

"Zebras" lassen zu viele Chancen aus

Einen Tag nach der Halbfinal-Niederlage gegen Barcelona begannen die Norddeutschen sehr ordentlich. Vor allem Torhüter Landin, der gegen die Katalanen kaum eine Hand an den Ball bekommen hatte, legte vielversprechend los. Der dänische Weltmeister wehrte flugs einen Siebenmeter und einen freien Wurf ab. Auch nach einer Viertelstunde war beim Stand von 9:9 noch alles im Lot. Doch von diesem Zeitpunkt an neigte sich das Pendel zugunsten der Ungarn.

THW Kiel - KC Veszprem 37:35 (34:34, 14:18)

Tore Kiel: Bilyk (7), Wiencek (6), Zarabec (6), Ehrig (5), Duvnjak (4), Ekberg (4), Dahmke (2), Reinkind (1), M. Landin (1), Weinhold (1)
Tore Veszprem: Fathy Omar (8), Nilsson (7), Mahe (6), Lekai (3), Marguc (3), Nenadic (2), Lauge Schmidt (2), Maqueda Peno (2), Lukacs (1), Ilic (1)
Zuschauer: 19.250

Sie machten im weiteren Verlauf der ersten Hälfte den frischeren Eindruck und kamen mit deutlich weniger Aufwand zu ihren Treffern. Die Kieler arbeiteten sich dagegen an der sehr beweglichen, kompakten Deckung der Magyaren ab, und wenn sie denn einmal durchkamen, wurden zu häufig die Chancen vergeben. Mehrmals scheiterten die "Zebras" an Veszprems starkem Torhüter Rodal Corrales. Und so war der deutsche Rekordmeister zur Pause mit einem 14:18 schon deutlich im Hintertreffen.

Kiel kämpft sich mit starker Moral heran

Allerdings: Zu Beginn des zweiten Abschnitts war das Team von Trainer Filip Jicha wieder sehr präsent und wirkte entschlossen, dem Spiel noch einmal eine Wende zu geben. Und es ließ sich auch gut an: Rune Dahmke sorgte für das 19:21 (32.). Es wäre in der Phase sogar noch mehr möglich gewesen, doch sowohl Patrick Wiencek als auch Pavel Horak in seinem letzten Spiel für den THW scheiterten an Corrales.

Beim Stand von 23:26 (44.) brachte Jicha auf der Torwartposition Dario Quenstedt für Landin, der trotz guten Beginns danach erneut unter seinen Möglichkeiten geblieben war. Der Däne kehrt jedoch wenig später zwischen die Pfosten zurück - und war dann plötzlich da. Er wehrte zügig zwei Würfe ab und legte damit die Basis dafür, dass zehn Minuten vor dem Ende beim Stand von 30:30 wieder alles möglich war. Und es kam noch besser: Sven Ehrig erzielte per Gegenstoß das 32:31 (53.) - es war die erste Führung seit dem 3:2 (3.).

Ex-Flensburger Mahé rettet Veszprem ins Siebenmeterwerfen

Das Duell spitzte sich zu. Niclas Ekberg erzielte 40 Sekunden vor dem Ende per Siebenmeter das 34:33 für den THW. Doch Veszprem hatte drei Sekunden vor Ultimo noch die große Chance zum Ausgleich: Kentin Mahé trat zum Siebenmeter an. Und der frühere Spieler des HSV Hamburg und der SG Flensburg-Handewitt traf zum 34:34. Damit ging es sofort ins Siebenmeterwerfen.

Kieler mit besseren Nerven

Im Duell vom Siebenmeterstrich hatte der THW, für den Mykola Bilyk mit sieben Toren bester Werfer war, dann die besseren Nerven und Niklas Landin im Tor. Der dänische Weltmeister wehrte zwei Würfe ab. Für Kiel trafen Ekberg, Steffen Weinhold und Magnus Landin.

Barcelona gewinnt im Siebenmeterwerfen das Finale

Handball-Nationaltorwart Andreas Wolff hat mit Vive Kielce seinen ersten Titel in der Champions League denkbar knapp verpasst. Der polnische Meister verlor das dramatische Endspiel gegen Titelverteidiger FC Barcelona 35:37 (32:32, 13:14) nach Siebenmeterwerfen. Die Katalanen feierten damit zum zehnten Mal den Triumph in der Königsklasse, zudem gewannen sie 1991 den Europapokal der Landesmeister. Barca beendete zudem den "Köln-Fluch": Erstmals seit der Erstaustragung des Final Four in der Domstadt 2010 konnte der amtierende Champion seinen Titel erfolgreich verteidigen.

Dieses Thema im Programm:
Schleswig-Holstein Magazin | 19.06.2022 | 19:30 Uhr