Tischtennis Sensation verpasst: Starke Tischtennis-Männer holen Olympia-Silber

Stand: 06.08.2021 17:55 Uhr

Der große Traum von der Goldmedaille ist für die deutschen Tischtennis-Männer geplatzt. Im Endspiel der Olympischen Spiele war China am Freitag (06.08.2021) einmal mehr nicht zu schlagen. Deutschland verlor glatt mit 0:3. Für die Chinesen gab es im fünften Wettbewerb von Tokio die vierte Goldmedaille. Lediglich im Mixed-Doppel musste sich die Großmacht Japan geschlagen geben.

Dimitrij Ovtcharov, Timo Boll und Patrick Franziska haben nicht Gold verloren, sondern Silber gewonnen. Mit kämpferischen Auftritten im Turnier hatten sie sich den Platz im Finale verdient, wo sich wie schon 2008 in Peking das Team aus China als zu stark erwies. Für den Deutschen Tischtennis-Bund (DTTB) war es in Tokio nach Einzel-Bronze von Ovtcharov die zweite Medaille. Dieser schrieb zusätzlich Geschichte: Er steht nun bei sechs Olympia-Medaillen - so viele hat kein anderer Spieler.

China hingegen bleibt das Maß der Dinge im Tischtennis, gewann im Finale neun der zwölf Sätze. Seit Einführung des Teamwettbewerbs 2008 haben die Asiaten immer Gold geholt. Für Ma Long, der das entscheidende Duell gegen Timo Boll für sich entschied, war es der fünfte Olympiasieg seiner Karriere.

DTTB-Präsident lobt das gesamte Team

Auch wenn das Finale eher einer Lehrstunde für die deutschen Herren glich, fand Bundestrainer Jörg Roßkopf nur positive Worte: "Wir haben ein großes Turnier gespielt, auch im Finale. Wir haben unsere kleine Chance gehabt. Wir sind sehr stolz auf dieses Turnier und mit der Silbermedaille mehr als zufrieden."

Auch aus der Heimat kamen direkt die ersten Glückwünsche nach Japan. "Unser Team hat den chinesischen Drachen gekitzelt, mutig gegen ihn gekämpft, konnte ihn letztlich aber leider nicht zähmen", sagte DTTB-Präsident Michael Geiger, der in Deutschland die Daumen drückte. "In der Summe haben sich sowohl unsere Damen als auch unsere Herren in Tokio hervorragend präsentiert und viele neue Fans gewonnen. Spieler-, Trainer- und Betreuer-Team haben toll zusammengearbeitet. Zwei Medaillengewinne sind ein hervorragendes Ergebnis."

Boll/Franziska chancenlos im Doppel

Im Eröffnungsdoppel im Tokyo Metropolitan Gymnasium starteten die Favoriten aus dem Reich der Mitte deutlich besser. Ma Long/Xu Xin lagen schnell mit 6:1 vorne. Boll/Franziska aber machten Punkt um Punkt gut und glichen zum 7:7 aus. Damit war das Pulver verschossen, nach einem Aufschlagfehler von Franziska war der Satz weg (7:11). Danach spielten das chinesische Duo all seine Klasse aus und kam zu einem ungefährdeten 11:3. Nach lediglich 22 Minuten hatten die Chinesen drei Matchbälle. Zwei Stück konnte das deutsche Duo abwehren, doch beim Stand von 9:10 setzte Franziska den Rückhand-Topspin neben den Tisch.

Ovtcharov im Entscheidungssatz klar unterlegen

Das erste Einzel zwischen Ovtcharov und Fan Zhendong begann stark aus deutscher Sicht. Ovtcharov begann gegen die Nummer eins der Welt hochkonzentriert, entschied die harten Rallyes für sich und sicherte sich den ersten Satz mit 11:3. Im nachfolgenden Durchgang hatte Ovtcharov wenig Matchglück, zudem war seine Rückhand nicht mehr so präzise. Fan Zhendong holte fast jeden Ball auch weit hinter dem Tisch und gewann 11:6.

"Unser Team hat den chinesischen Drachen gekitzelt, mutig gegen ihn gekämpft, konnte ihn letztlich aber leider nicht zähmen."
— DTTB-Präsident Michael Geiger

Der dritte Satz war lange Zeit vollkommen ausgeglichen. Beim 9:7 nahm Fan Zhendong die Auszeit. Der 32-jährige Deutsche ließ sich aber nicht aus dem Rhythmus bringen, hielt dem Druck stand und ging mit 2:1 in Führung. Nach einem 5:11 im vierten Abschnitt musste der Entscheidungssatz her. Dort lag Ovtcharov schnell mit 1:5 zurück und fand keine Mittel gegen die Rückhand seines Gegners. Den zweiten seiner acht (!) Matchbälle nutzt Fan Zhendong zum Sieg.

Boll wehrt sich vergeblich

Nun lag es also an Timo Boll, die geringen Gold-Chancen gegen Ma Long am Leben zu erhalten. Jedoch ließ der Olympiasieger den Deutschen im ersten Satz gar nicht erst ins Spiel kommen, dominierte das Geschehen und holte sich den ersten Satz (5:11). Boll hielt im zweiten Durchgang nun besser dagegen, gestaltete es bis zum 9:9 offen, hatte aber auch da schließlich das Nachsehen.

Boll musste nun also unbedingt den Satz holen und startete mit zwei Punkten. Doch der Konter folgte umgehend. Beim 2:3 nahm nun Boll die Auszeit, wollte den Chinesen etwas bremsen. Der 40-Jährige blieb beharrlich, streute ein paar starke Hände ein und stemmte sich mit allen Mitteln gegen die Niederlage (8:8/10:10). Nach drei abgewehrten Matchbällen sicherte er sich den Satz. Es blieb ein packendes Duell, Boll hielt dagegen, doch gegen die Präzision von Ma Long war kein Kraut gewachsen. Wieder wehrte Boll zunächst einen Matchball ab, kurz danach stand der Triumph von China aber fest.

Bronze an Gastgeber Japan

Im Bronzematch jubelte Japan über die Bronzemedaille. Das Team aus dem Olympia-Gastgeberland gewann das Spiel um Rang drei gegen Südkorea mit 3:1. Im Halbfinale hatten die Japaner zuvor gegen Deutschland verloren.

Dieses Thema im Programm:
Das Erste | Olympia Tokio 2020 | 06.08.2021 | 01:05 Uhr