Die Malizia auf hoher See

Route du Rhum Herrmann kommt "gut klar mit dem Rückstand"

Stand: 18.11.2022 15:45 Uhr

Boris Herrmann bekommt beim Transatlantik-Klassiker Route du Rhum endlich wieder Wind, liegt aber nur auf Position 27. An der Spitze des Imoca-Feldes wird es noch einmal spannend, der lange souverän führende Charlie Dalin muss um den Sieg bangen.

Hauchdünn liegt nun Thomas Ruyant ("LinkedOut") vor Dalin und der "Apivia". Gut 700 Seemeilen hinter dem Duo ist Herrmann endlich der Flaute entkommen und ringt als 27. von noch 34 im Rennen verbliebenen Imocas um den Anschluss ans Mittelfeld.

"Ich bin nicht frustriert wegen der Position im Rennen. Ich komme ganz gut klar mit dem Rückstand", sagte der gebürtige Oldenburger am Freitag, dem zehnten Tag des Einhand-Klassikers mit seiner neuen "Malizia - Seaexplorer". "Ich hatte das ja ein bisschen so vorhergesehen. Es ist ein Rennen, bei dem ich ins Ziel kommen will. Aber ich will natürlich gut segeln und bin im vollen Race-Modus."

Herrmann zum neuen Boot: "Fange an, es zu mögen"

Er sei "stolz darauf, dass wir es geschafft haben, hier ein zuverlässiges, voll einsatzbereites Schiff zu haben. Es funktioniert gut. Jetzt muss ich es noch weiter kennen lernen, um mit ihm eins zu werden, wie ich es mit meinem alten Schiff war. Aber es gefällt mir gut, ich fange an, es zu mögen." Das neue Schiff sei sehr viel beständiger in seiner Geschwindigkeit. "Es ist allerdings lauter, und das löst bei mir akustischen Stress aus."

Boris Herrmann lag mit Positionierung falsch

Der Hamburger war die Regatta zu Beginn sehr defensiv mit kleinerer Besegelung angegangen und schon früh beim Kap Finisterre im Nordwesten Spaniens in Rückstand geraten. Das rächte sich in den vergangenen Tagen. Während das Feld im Westen weiter vorankam, hing der 41-Jährige, der mit seiner Positionierung im Südosten des Feldes falsch gelegen hatte, mit der "Malizia" fest.

"Es liegt eindeutig nicht am Boot, es liegt an meiner Routenwahl, an strategischen Entscheidungen", erklärte Herrmann. "Es fing damit an, dass ich nicht richtig gestartet bin. Ich hatte Angst vor Kollisionen. Da bin ich mit der kleinen Fock gestartet, alle anderen mit der großen J2."

"Ich bin ein paar Risiken eingegangen, was die Route angeht. Und ich bin auch ein paar defensive Entscheidungen gefahren. Dass es sich so doll auswirkt, hätte ich nicht gedacht, aber ich sehe das ganz gelassen."
— Boris Herrmann

Endlich raus aus dem Flautenloch, bemüht sich Herrmann um einen guten Windwinkel im Passat für die Anfahrt nach Guadeloupe. Die Boote im Top-Ten Bereich wie die Deutsch-Französin Isabelle Joschke ("MACSF”) als Neunte sind aber bereits rund 250 Seemeilen Meilen vor ihm.

"Allein sein ist hart und anstrengend"

"Ich bin jetzt so ein bisschen in meinem eigenen Rennen. Versuche, die Zeit so gut wie möglich zu nutzen und vielleicht auch die eine oder andere Meile wieder gutzumachen", sagte der Hamburger. Es gehe ihm gut und er habe sich wieder an das Einhandsegeln gewöhnt. "In der ersten Woche der Route du Rhum habe ich mich unheimlich einsam gefühlt - also isoliert. Einsam ist man ja im Grunde genommen nicht, weil viele Leute das Rennen verfolgen. Dennoch freue ich mich, wenn ich angekommen bin. Allein sein ist hart und anstrengend."

Dieses Thema im Programm:
NDR Info | 16.11.2022 | 16:00 Uhr