Hockey Hockey: Deutschland verpasst Bronze - Belgien erstmals Olympiasieger

Stand: 05.08.2021 14:00 Uhr

Medaillenserie gerissen: Die deutsche Hockey-Nationalmannschaft hat bei den Olympischen Spielen in Tokio Bronze knapp verpasst. Im Spiel um Rang drei gab es am Donnerstag (05.08.2021) eine 4:5-Niederlage gegen Indien. Das Finale zwischen Belgien und Australien wurde erst in einem dramatischen Shootout entschieden.

Damit kehrt die Auswahl des Deutschen Hockey-Bundes (DHB) erstmals seit 21 Jahren ohne Medaille von Olympischen Spielen zurück. Zuletzt war das DHB-Team 2000 in Sydney leer ausgegangen. Danach hatte es 2004 in Athen und 2016 in Rio jeweils Bronze sowie 2008 in Peking und 2012 in London Gold gegeben.

Hauke beendet Nationalmannschaftskarriere

"Für uns ist heute eine kleine Welt untergegangen, wir stehen mit leeren Händen da", sagte Bundestrainer Kais al Saadi. "Wir haben sehr, sehr gut angefangen, waren klar das dominierende Team. Aber dann haben wir die Inder mit haarsträubenden Fehlern eingeladen und zurück ins Spiel geholt." Er sei dennoch "stolz auf die Mannschaft: In diesem Glutofen nochmal zurückzukommen, um den Ausgleich zu kämpfen, das ist Ausdruck von tollem Teamgeist."

Kapitän Tobias Hauke sprach von der "härtesten Niederlage meines Lebens, die tut richtig weh". Der 33-Jährige, Olympiasieger von 2008 und 2012, erklärte gleich nach dem Spiel seine Nationalmannschaftskarriere auf dem Feld für beendet: "Für mich war es das jetzt." Er wolle weiter für den Harvestehuder THC auflaufen und möglicherweise in der Halle auch noch für Deutschland spielen.

Oruz bringt Deutschland früh in Führung

Vor Beginn der Partie lautete die große Frage: Wie kann das deutsche Team die herbe Enttäuschung nach der 1:3-Halbfinalniederlage gegen Australien abschütteln? Die erste Antwort gab es in Form einer emotionalen Ansprache durch Florian Fuchs: "Geiler geht's nicht", erinnerte der Torjäger seine Kollegen im Mannschaftskreis lautstark an die Chance auf Bronze. Motivation, die schnell fruchten sollte.

Denn mit der vierten Kreisszene nach nur zwei Spielminuten ging Deutschland in Führung: Der Kölner Timur Oruz, der schon 2016 in Rio zum deutschen Bronze-Team gehörte, erzielte seinen ersten Treffer im Turnier. Er und seine Kollegen überstanden kurz darauf zwar die erste Strafecke für Indien, vergaben bis zum Ende des ersten Viertels aber mehrere gute Möglichkeiten zum 2:0.

Indien überzeugt durch Moral, Kampfgeist - und Tore

Im zweiten Durchgang entwickelte sich dann ein torreiches Hockey-Spektakel. Nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich des Inders Simranjeet Singh (17.) zog die deutsche Mannschaft durch einen Doppelschlag binnen weniger als zwei Minuten auf 3:1 davon: Erst traf Niklas Wellen (24.), dann Benedikt Fürk (25.). Eine beruhigende Führung auf dem Weg zu Bronze? Von wegen.

Noch vor der Halbzeitpause holte Indien den Zwei-Tore-Rückstand auf und glich erneut aus. Hardik Singh (27.) und Harmanpreet Singh (29.) erzielten die Tore, die der indischen Mannschaft in diesem hochintensiven Spiel Moral und Kampfgeist bescheinigten. 3:3, damit ging es in die Kabinen.

Viele Kreisszenen, keine Tore

Und das deutsche Team? Wirkte ab dem dritten Viertel durch die Torgefahr des Gegners zunächst einmal geschockt. Von der eigenen Offensivkraft war nun nicht mehr viel zu sehen, stattdessen dominierten die Inder das Spielgeschehen. Die Folge: Durch zwei weitere Tore von Rupinder Pal Singh (31./Siebenmeter) und Simranjeet Singh (34.) zogen sie rasch auf 5:3 davon.

Deutschland hätte nun seinerseits einen Kraftakt benötigt, um eine Aufholjagd zu starten - oder zumindest den schnellen Anschlusstreffer, um im Spiel zu bleiben. Allerdings: Beides blieb zunächst aus. Vor allem im Angriffsspiel war die Power vom Spielbeginn abhanden gekommen, bis zum Ende des dritten Viertels ließ das deutsche Team 18 Kreisszenen ungenutzt.

Windfeder lässt Deutschland kurz hoffen

Im letzten Spielabschnitt keimte aber doch noch einmal Hoffnung auf. Das Herausspielen guter Torchancen blieb zwar weiter eine schwierige, aber keine unlösbare Aufgabe: Lukas Windfeder brachte Deutschland noch einmal auf 4:5 heran (48.). Mehr allerdings nicht: Am Ende eines packenden Hockeyspiels verpasst die deutsche Mannschaft Bronze denkbar knapp.

Belgien erstmals Olympiasieger

Das Finale gewann schließlich Belgien in einem wahren Drama inklusive Videobeweises. Der Weltmeister setzte sich mit 3:2 im Shootout (1:1, 0:0) gegen Australien durch und feierte fünf Jahre nach dem Silber von Rio seine zweite Medaille bei Sommerspielen. Australien, das Deutschland im Halbfinale besiegt hatte (3:1), muss weiter auf das zweite Gold nach 2004 warten.

In Japan wurde erstmals in der olympischen Geschichte ohne Verlängerung gespielt. Im Shootout scheiterte Jacob Thomas Whetton als letzter Schütze der Australier gleich zweimal. Beim ersten Versuch wurde zunächst per Videobeweis auf Foul des belgischen Schlusmanns Vincent Vanasch entschieden. Deshalb wurde der Penalty wiederholt. Als auch dieser nicht saß, war das Spiel entschieden. In der regulären Spielzeit hatte Florent Aubel (32.) die Belgier im Oi Hockey Stadium nach vorn gebracht und Tom Joseph Wickham ausgeglichen (47.).

Dieses Thema im Programm:
Das Erste | Olympia Tokio 2020 | 06.08.2021 | 01:05 Uhr