Leichtathletik Hannover-Marathon: War die Strecke zu kurz?

Stand: 11.04.2022 17:09 Uhr

Die Spitzengruppe um Hendrik Pfeiffer ist am vergangenen Sonntag beim Hannover-Marathon an einer Stelle falsch geleitet worden und hat dadurch möglicherweise eine zu kurze Strecke absolviert. Das könnte nicht zuletzt für den deutschen Meister bittere Konsequenzen haben.

Das Elitefeld über die 42,195 Kilometer sei bei einer Kreuzung zunächst unbemerkt der Halbmarathon- statt der Marathonlinie gefolgt und habe dadurch eine grundsätzlich circa 88 Meter kürzere Strecke absolviert, sagte Organisationsleiterin Stefanie Eichel dem NDR. Weil sich die Linien an einer Abbiegung wieder trafen, kamen die Aktiven schnell wieder auf Kurs - und doch zuvor möglicherweise zu weit davon ab.

Hendrik Pfeiffers EM-Teilnahme gefährdet?

Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) bestätigte ebenfalls auf NDR Anfrage, dass es "tatsächlich zu einer kurzzeitigen Fehlleitung der Spitzengruppe der Männer durch eine externe Umstellung des Wegeleitsystems des Marathons" gekommen sei: "Es handelte sich dabei wohl um ein sehr kurzes Stück der falsch gelaufenen Strecke." Einem Mitarbeiter des Ausrichters sei die Problematik sehr schnell aufgefallen, sodass alle nachfolgenden Sportler korrekt geleitet worden seien.

Allerdings ist auf TV-Bildern zu erkennen, dass auch die Spitzengruppe der Frauen der Halbmarathonlinie gefolgt ist.

Betroffen ist allerdings unter anderem Hendrik Pfeiffer, der in der niedersächsischen Landeshauptstadt nicht nur in 2:10:59 Stunden gesiegt hatte und deutscher Meister geworden war, sondern damit auch die Norm für die Europameisterschaften in München im August geknackt hatte.

Doch darf der Olympia-Teilnehmer vom TV Wattenscheid auch bei der EM starten? Falls nicht, ist der Traum von der ersten Teilnahme an den kontinentalen Titelkämpfen geplatzt. Der Nominierungszeitraum endet am 3. Mai (geforderte Zeit: 2:14:30). Ausgeschlossen, dass er bis dahin auf diesem Niveau einen weiteren Marathon absolviert.

Hoffen auf den Puffer

"Stand jetzt gehen wir davon aus, dass auch jene Sportler, die kurzzeitig fehlgeleitet wurden, die komplette Marathon-Distanz absolviert haben und alle Ergebnisse Bestand haben werden", so der DLV. Bei der Strecken-Vermessung werde generell ein Puffer einberechnet. Der beträgt grundsätzlich 42 Meter, in Hannover sogar etwas mehr.

In der kommenden Woche wird es in Hannover eine offizielle Nachvermessung der Strecke geben. Dann wird jeder Meter zählen. Sollte sie sich trotz des Spielraums als zu kurz erweisen, "wird der DLV über den Umgang mit den erzielten Zeiten beraten", teilte der nationale Verband mit. "Der Worst Case für Hendrik ist, die Zeit wird nicht bestenlistenfähig und ist damit auch nicht für Qualifikationen gültig", erläuterte ARD-Leichtathletik-Kommentator Ralf Scholt.

"Es geht um 20 bis 30 Meter"

Veranstalterin Eichel hofft, dass es dazu nicht kommt; der Puffer und weitere Faktoren wie breite Kurvenumfänge oder Baustellen die Strecke ausreichend verlängert haben. Immerhin: Pfeiffers persönlicher GPS-Tracker zeigte am Ende eine Distanz an, die ausreicht. "Es geht um 20 bis 30 Meter, nicht mehr. Wir hoffen natürlich sehr, dass das gut ausgeht", sagte Eichel.

Dieses Thema im Programm:
Sportclub | 10.04.2022 | 22:50 Uhr