
Fußball | Regionalliga Rot-Weiß Erfurt will bei Hertha BSC II die Tabellenspitze verteidigen
Der FC Rot-Weiß Erfurt hat letztes Wochenende durch den abgezockten Sieg gegen Lok Leipzig die Tabellenführung der Regionalliga Nordost zurückerobert. Im Auswärtsspiel bei Hertha BSC II (17.03., ab 19 Uhr im SpiO-Liveticker) soll der nächste Schritt im engen Aufstiegsrennen gemacht werden. Trainer Fabian Gerber erklärt das Erfolgsrezept seiner jungen Mannschaft und ruft zum entschlossenen Endspurt auf.
"Das ist kein Glück", sagte RWE-Coach Fabian Gerber nach dem knappen 1:0-Heimsieg gegen Lok Leipzig am Samstag. Und er hatte recht: Rot-Weiß Erfurt hatte den direkten Aufstiegskonkurrenten zuvor nicht gerade an die Wand gespielt, war über weite Phasen nicht einmal die bessere Mannschaft - und ging am Ende trotzdem mal wieder als verdienter Sieger vom Platz.
RWE ist "reifer, cleverer und abgezockter"
"Wir gewinnen aktuell so viele dieser ausgeglichenen Spiele, weil wir über die Saison viel reifer, cleverer und abgezockter geworden sind", erklärte Gerber am Donnerstag im MDR-Interview. Die drei Attribute sind nicht nur wertvolle Zutaten für die frisch gebackene Tabellenführung, sondern beschreiben gleichzeitig auch die konkrete Entwicklung von jungen Spielern wie Erik Weinhauer. Der erst 22-jährige Stürmer hatte sich nach einer durchwachsenen Hinrunde mit viel Einsatz in die erste Mannschaft gekämpft und am Samstag eine seiner wenigen Chancen zum Siegtreffer eingeköpft.
"Es ist eine Qualität, auch dann da zu sein, wenn man vielleicht nicht sein bestes Spiel macht", sagte Weinhauer nach dem Sieg und brachte damit das aktuelle Erfolgsrezept von ihm und seiner Mannschaft auf den Punkt. Am Freitagabend gegen Hertha BSC II dürfte es aber sowohl den Trainer als auch die Fans freuen, wenn Erfurt diesmal nicht so eine große Effizienz benötigt.
Erfurt will Hertha II den Spaß nehmen
Während Gerber seine Mannschaft gegen Lok Leipzig noch dazu angehalten hatte, hinten diszipliniert zu stehen und dem Gegner in den ungefährlichen Räumen den Ball zu überlassen, wird es gegen den kommenden Gegner auf eine andere Herangehensweise ankommen. "Hertha BSC II ist wie alle Zweitmannschaften ein junges, spielfreudiges Team. Denen darfst du keinen Platz zum Entfalten geben und musst ihnen von Anfang an den Spaß nehmen", sagte Gerber. Man darf am Freitag in Berlin von RWE also eine deutlich höhere Pressinglinie und ein aggressiveres Anlaufen erwarten, als man es noch letztes Wochenende gesehen hat.
Formkurve
Hertha BSC II (6 Punkte, 8:9 Tore):
- 1:0 gegen SV Babelsberg (A)
- 2:3 gegen Viktoria Berlin (A)
- 3:1 gegen Tennis Borussia (H)
- 2:1 gegen Greifswalder FC (A)
- 1:3 gegen BFC Dynamo (H)
Rot-Weiß Erfurt (10 Punkte, 6:4 Tore):
Tabellensituation
Rot-Weiß Erfurt ist durch den Sieg gegen Lok Leipzig zurück an die Tabellenspitze gesprungen. Bis auf die VSG Altglienicke, die noch eine Nachholpartie in der Hinterhand hat, haben alle am Aufstiegskampf beteiligten Mannschaften noch elf Spiele übrig. Auf Erfurt warten unter anderem noch zwei schwere Auswärtspartien gegen Energie Cottbus und Altglienicke. Beide Gegner können also sogar aus eigener Kraft an den Thüringern vorbeiziehen.
"Das ist die ausgeglichenste Regionalliga Deutschlands", sagte Gerber. "Wir haben noch ein paar richtig große Brocken vor uns - und zwar nicht nur gegen die direkten Konkurrenten. In dieser Liga ist fast jedes Spiel auf Augenhöhe. In den verbleibenden elf wird es darauf ankommen, wer die wenigsten Fehler macht."
Tore | Punkte | |
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1. Rot-Weiß Erfurt | +28 | 48 |
2. Energie Cottbus | +29 | 46 |
3. VSG Altglienicke | +25 | 42 |
4. FC Carl Zeiss Jena | +21 | 41 |
5. Lok Leipzig | +10 | 40 |
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Kapitän Startsev kehrt in die Startelf zurück
Fehlervermeidung wird auch RWE-Kapitän Andrej Startsev wieder betreiben können, der am Freitag nach abgesessener Gelbsperre zurückkehren wird. Sein Ausfall hat sich gegen Leipzig vor allem auch in Anbetracht der langfristigen Verletzung von Doppelsechs-Kollege Samuel Biek schwer bemerkbar gemacht.
"Wenn beide Stamm-Sechser ausfallen, tut sich jede Mannschaft schwer. Und wir können mit unserem engen Etat darauf natürlich nicht so gut reagieren wie andere", so Gerber. Die Not machte erfinderisch und so stellte Gerber den gelernten Linksverteidiger Sidny Lopes Cabral an die Seite von Til Schwarz ins defensive Mittelfeld. "Sidny hat seine Sache sehr gut gemacht, aber am Freitag kehrt auf jeden Fall Andrej zurück. Er tut der Mannschaft einfach unglaublich gut."

Kapitän Andrej Startsev (l.) wird das Erfurter Mittelfeld wieder mit seiner Abgeklärtheit im Zweikampf und Ruhe am Ball bereichern.
Neben Biek wird nur der ebenfalls langfristig verletzte Topstürmer Romario Hajrulla fehlen. Für ihn könnte laut Gerber wieder Siegtorschütze Erik Weinhauer auf der Neun stehen: "Wir haben Erik in der Hinrunde immer gesagt, dass er ekliger und griffiger sein muss. Das hat er in den letzten Wochen sowohl im Training als auch in den Spielen beherzigt. Er hat also gute Chancen auf Einsatzzeit."
Saisonendspurt bahnt sich an
Lange hat man sich in Erfurt von Drittliga-Träumen distanziert, um den Druck von der jungen Mannschaft zu nehmen, aus der die meisten letztes Jahr noch in der Oberliga gespielt haben. Spätestens nach der erneuten Eroberung der Tabellenspitze kann man sich nicht mehr gegen die zarten Hoffnungen im Steigerwald wehren.
Gerber hat die Herausforderung angenommen und erklärt, worauf es auf den letzten Metern ankommen werde: "Wir nehmen den Schwung und das Selbstvertrauen mit in den Endspurt. Wir müssen fleißig bleiben und dürfen keinen Prozent nachlassen. Mit der nötigen Entschlossenheit können wir es schaffen, so lange wie möglich oben dran zu bleiben." Dieser Weg ist noch lang und schwer. Der erste Meter kann am Freitagabend gemacht werden.
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jas