Marco Rose

Fußball | Bundesliga RB Leipzig: Darum gibt es unter Rose (noch) keine Krise

Stand: 05.04.2023 07:52 Uhr

RB Leipzig hinkt den eigenen Ansprüchen hinterher, Trainer Marco Rose erlebt seine erste sportliche Talfahrt beim DFB-Pokalsieger. Eine Krise ist das aber noch lange nicht. Ein Kommentar.

Von Paul Hein

Krise. Ein Wort, das im heutigen Fußballalltag sehr inflationär benutzt wird. Ein Stürmer bleibt vier Spiele torlos: Persönliche Krise! Eine Mannschaft kassiert zu viele Gegentore: Abwehrkrise! RB Leipzig verliert drei Pflichtspiele in Folge: Trainerkrise! Vereinskrise!

Aber Krise – das passt nicht bei RB. Eine Krise bezeichnet eine über einen längeren Zeitraum massiv anhaltende Störung. Drei Spiele? Langer Zeitraum? Massive Störung? Eine der Niederlagen war gegen Manchester City, die vielleicht beste Vereinsmannschaft der Welt, die letzte gegen das zweitbeste Bundesliga-Team der Rückrunde – Mainz 05. Das sind Spiele, die man nicht verlieren muss, aber verlieren kann. Rose sagte deshalb auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Borussia Dortmund: "Es gibt keinen Grund, an uns zu zweifeln".

"Gibt keinen Grund, an uns zu zweifeln"

Leipzig befindet sich unbestreitbar derzeit in einem Formtief, auf einer kleinen Talfahrt, einer kleinen Misere, aber nicht in einer Krise. Seit Roses Amtsantritt am 6. Spieltag haben die Leipziger die drittmeisten Punkte in der Bundesliga geholt (40 Punkte). Nur Borussia Dortmund (41 Punkte) und Bayern München (44 Punkte) waren seitdem besser. Auch aktuell in der Tabelle besser platzierte Teams wie Union Berlin oder Freiburg holten in diesem Zeitraum nicht mehr Punkte.

Bundesliga-Tabelle seit dem Rose-Antritt
Platz Verein Punkte
1 Bayern München 44
2 Borussia Dortmund 41
3 RB Leipzig 40
4 Union Berlin 40
5 Bayer Leverkusen 37
6 SC Freiburg 35
7 Eintracht Frankfurt 33
8 Mainz 05 30

Wie reagiert Rose auf die sportliche Talfahrt?

Dennoch kann man Marco Rose und sein Team aufgrund der jüngsten Auftritte kritisieren: Dreimal hat RB nicht getroffen und dabei insgesamt elf Gegentore kassiert. Zudem sind sie acht Kilometer weniger gelaufen als Mainz und haben 59 Prozent der Zweikämpfe verloren. Zahlen, die dem Cheftrainer nicht gefallen dürften. Vergleicht man zudem seine Punkteausbeute nach 21 Spielen mit denen anderer RB-Trainer, belegt Rose nur Rang fünf – noch hinter seinem direkten Vorgänger Domenico Tedesco.

RB Leipzig: Trainerbilanz nach 21 Spielen
Trainer Punkte
Ralph Hasenhüttl 44
Julian Nagelsmann 42
Domenico Tedesco 41
Marco Rose 40
Ralf Rangnick 38

Sowieso ist es für Rose die erste sportliche Talfahrt in Leipzig. Man darf gespannt sein, wie er damit umgeht – vor allem mit Blick auf seine vorherigen Stationen. Während seiner gesamten Amtszeit beim BVB gab es unter Rose nie drei sieglose Spiele in Folge, geschweige denn ohne Punktgewinn. Anders war es hingegen bei Borussia Mönchengladbach. Gleich zwei sportliche Negativserien musste er mit den Fohlen überstehen. Die eine übrigens nach dem Bekanntwerden seines Wechsels nach Dortmund.

Gefährliche Parallelen

Genau das dürfte bei Rose böse Erinnerungen wecken. Als Gladbach-Trainer schied er im März 2021 ebenfalls im Achtelfinale der Champions League gegen Manchester City aus und verlor darauf noch sechs weitere Spiele nacheinander – inklusive des Pokal-Viertelfinals gegen Dortmund. Am Ende verpasste sein Team mit Platz acht sogar gänzlich das europäische Geschäft. Ein Szenario, das die Leipziger natürlich unbedingt vermeiden wollen. Andernfalls muss sich RB dann doch mit einer Krise auseinandersetzen.