
Vom HFC in die Bundesliga Norbert Nachtweih, der erfolgreichste HFC-Spieler aller Zeiten
Wollten die Stasi ihn nicht schnappen oder konnte sie nicht? Diese Frage stellt sich der frühere Bundesliga-Spieler Norbert Nachtweih, der beim HFC ausgebildet wurde, bis heute. Doch nur, weil er spontan floh und später die Gefahr ausblendete, konnte er sich seinen großen Traum von der Bundesliga erfüllen.
Bernd Bransch, das verstorbene Ehrenmitglied des Halleschen FC, gewann mit der DDR-Nationalmannschaft Olympiagold und -bronze. René Tretschok half nach seiner Zeit in Halle bei Borussia Dortmund, die Champions League zu gewinnen.
Doch wenn es um die reine Anzahl bedeutender Titel geht, war kein ehemaliger HFC-Spieler so erfolgreich wie er: Norbert Nachtweih. Vier Mal gewann er mit Bayern München die Deutsche Meisterschaft, zwei Mal den DFB-Pokal. Hinzu kommen ein weiterer Pokalerfolg und der Sieg im Uefa-Cup mit Eintracht Frankfurt. Im Podcast "Badkurvenversteher" erzählt er seine Geschichte
Teil 1: Die Flucht und ihre Folgen
Vom HFC in die Bundesliga – diesen Traum haben sich über die Jahre zahlreiche ehemalige Spieler der Rot-Weißen erfüllt. In jüngerer Vergangenheit waren das Fabian Bredlow, Klaus Gjasula und Andy Gogia. Alle drei haben den HFC als Sprungbrett für höhere Aufgaben genutzt. In den 90ern war es die Generation um Dariusz Wosz, die nach der Wiedervereinigung den gesamtdeutschen Fußball eroberte. Neben Zaubermaus Wosz kamen unter anderem auch Alexander Löbe, Steffen Karl oder eben Rene Tretschok zu Einsätzen in der Bundesliga.
Der erste, der den Sprung vom HFC in die Bundesliga schaffte, war jedoch ein anderer. Schon 1976 wechselte er sprichwörtlich die Seiten. Die Rede ist von Norbert Nachtweih.
Seine Geschichte ist maßgeblich geprägt von seiner Flucht aus der DDR in die Bundesrepublik. 1976 setzte er sich Rahmen eines Länderspiels mit der U21-Nationalmannschaft der DDR in der Türkei ab. Genau wie Torwart Jürgen Pahl, der zuvor gemeinsam mit Nachtweih beim HFC Chemie spielte. Nach einer Sperre wurden beide zu Bundesliga-Stars und gewannen zahlreiche Titel.
Im ersten Teil des Podcasts berichtet Nachtweih von seiner Jugend in Polleben und seiner Zeit im HFC-Nachwuchs. Er erzählt von der spontanen Flucht und auch, wie ihn der Traum von der Bundesliga in seinen ersten Monaten im Westen angetrieben hat.
Teil 2: Ein gesamtdeutscher Star – schon vor der Wende
Norbert Nachtweih wurde als Fußballer zu einem Helden seiner Zeit. Dank seiner Erfolge mit Eintracht Frankfurt und Bayern München gab es wohl kaum einen Fußballinteressierten in Westdeutschland, der ihn nicht kannte. Und das, obwohl Nachtweih die mediale Öffentlichkeit weitgehend mied. Weil er die Staatssicherheit in der DDR nicht provozieren wollte, sagt er heute.
Auch in seiner ostdeutschen Heimat verfolgten Freunde und Familie den Weg Nachtweihs, so gut es eben ging. Der blonde Mittelfeldstratege meldete sich auch regelmäßig bei seiner Familie. In dem Wissen, dass die Telefonate mitgehört wurden, grüßte er zur Beginn zunächst Erich Honecker. Bei diversen Europapokalspielen der Bayern in Osteuropa war Nachtweihs Familie sogar vor Ort. Die kurzen Momente des Wiedersehens waren für alle Beteiligten von großer Bedeutung.

Norbert Nachtweih (r.) und Oliver Leiste bei der Aufnahme des Podcasts in Frankfurt.
Im zweiten Teil des Podcast erzählt Nachtweih, welcher Titel ihm am meisten bedeutet. Er spricht über seine Zeit beim FC Bayern und Uli Hoeneß. Auch mit dem jungen Zinedine Zidane hat Nachtweih zusammengespielt. Und dabei trotzdem versucht, seine Herkunft und auch den HFC im Blick zu behalten.
Norbert Nachtweih auf den Spuren seines Lebens
Mathias Liebing begleitet Norbert Nachtweih schon sehr lange. Erstmals kamen beide in Kontakt, als Liebing als Schülerpraktikant für die Mitteldeutsche Zeitung eine Serie über Bundesligaspieler aus dem Mansfelder Land erstellte. Viele Jahre später, Liebing war inzwischen längst ein gestandener Journalist, trafen sie sich wieder. Und besuchten für einen Film gemeinsam die wichtigsten Stationen aus Nachtweihs Karriere. Das Ergebnis war der Film "Norbert Nachtweih: Vom Flüchtling zum Bayern-Star".
Liebing hat die Recherchen zu diesem Podcast unterstützt und ist in den Folgen auch zu hören. Demnächst will er die Geschichte von Norbert Nachtweih, gemeinsam mit dem früheren Bundesliga-Star, in einem Buch aufarbeiten.
Wo der Podcast zu hören ist
MDR (Oliver Leiste)