
Basketball | BBL Niners Chemnitz historisch schlecht und dennoch angenehm gelassen
Sieben Niederlagen in Folgen würden wohl bei jedem Fußballclub eine heiße Trainerdiskussion entfachen. Bei den Niners aus Chemnitz ist das anders. Hier geht man lieber den "Freiburger-Weg".
Die dramatische Niederlage am Sonntagabend (26.03.2023) war sinnbildlich für die Situation der Niners Chemnitz. Gegen das Basketball-Top-Team aus Bonn verloren die Sachsen haarscharf mit 79:81. Die Gäste waren Sekunden vor dem Ende beim 79:77 erstmals überhaupt in Führung gegangen.
Sieben Niederlage in Serie gab es noch nie
Die Niners stecken in einer Ergebniskrise und haben die letzten sieben Spiele verloren. Das gab es noch nie innerhalb einer BBL-Saison. Trotzdem verfällt keiner in Aktionismus. Geschäftsführer Steffen Herhold macht im Interview mit "Sport im Osten" deutlich. "Klar waren einige Spiele dabei, die wir nicht verlieren hätten müssen. Wir haben es aber nicht verlernt, dass wir das große Bild sehen und wenn wir auf die letzten sieben, acht Jahren schauen, dann waren wir nie frei von Downs. Dass wir aber eigentlich immer über unseren wirtschaftlichen Bedingungen performen, sagt alles", so Herhold.
Keine Diskussion um den Trainer
Deshalb kommt auch eine Diskussion um Trainer Rodrigo Pastore nicht auf. Der Argentinier hat schließlich gewaltigen Anteil am Chemnitzer Basketball-Wahnsinn der letzten Jahre. Die Niners gehen da eher den "Freiburger Weg", sagt Herhold im Scherz und spielt auf Christian Streich an, der seit elf Jahren auf der Trainerbank des Fußball-Bundesligisten SC Freiburg sitzt. Die Breisgauer sorgen damit für ein Novum. Die Realität - siehe Julian Nagelsmann - ist eine andere. "Am Ende des Tages ist das Geschäft so. Wenig Liebe, wenig Herz", brachte es Bayern-Star Joshua Kimmich im ZDF auf den Punkt.
Bei den Niners ist das anders. Die Sachsen schätzen ihren Trainer und Herhold ist überzeugt, dass Kontinuität auf der Trainerbank "der bessere Weg ist. Er würde dem Sport guttun". Allerdings sei es auch ein Unterschied, ob Spieler lang- oder kurzfristige Verträge haben. Im Basketball sind Einjahresverträge normal, im Fußball wird ein Spieler oft über einen längeren Zeitraum gebunden. "Das Thema Abnutzung gibt es bei uns in diesem Sinn nicht. Außer die handelnden Akteure können sich nicht mehr ertragen, aber soweit ist es bei uns nicht", lacht Herhold, der einen guten Saisonausgang nicht am Erreichen der Playoffs festmacht. "Wir haben noch zehn Spiele, wir sollten mit der Einstellung reingehen: Lasst uns diese zehn Spiele gewinnen." Es gehe um den letzten Eindruck der Saison und nicht zwangsläufig um den Tabellenplatz.
Pastore: "Müssen das Positive betonen"
Pastore wird das volle Vertrauen geschenkt und der Coach hat klare Vorstellungen, wie die sportliche Talfahrt beendet werden kann. "Es geht für mich jetzt darum, das Positive zu betonen und an unsere Arbeit im Training zu glauben. Aber gerade in solchen Situationen müssen wir auch klare Entscheidungen treffen, welchen Spielern man es mehr zutraut, damit umzugehen."
Nelson Weidemann, der am Samstag 24. wurde und sich nicht beschenken konnte, ehrlich: "Niemand ist entspannt, aber das gehört dazu. Was passiert ist, ist, ist passiert. Das können wir nicht mehr ändern, deshalb jeden Tag schlecht gelaunt zum Training zu kommen, ist kontraproduktiv."
Gegen Bonn fehlte nur eine Winzigkeit. Am Sonntag gibt es in Rostock die nächste Chance, den Bock umzustoßen. Dann ist möglicherweise auch der zuletzt verletzte Kapitän Jonas Richter wieder dabei. Der 25-jährige gebürtige Chemnitzer ist das Gesicht der Niners und der Antreiber. Gegen Bonn staunten die Fans nicht schlecht, als Richter sich mit der Mannschaft aufwärmte. Für mehr als ein Anschwitzen reichte es aber noch nicht.

Jonas Richter wärmte sich am Sonntag zumindest mit auf.
sst