Lok Leipzig Civa

Fußball | Regionalliga Lok vor Lichtenberg - Wenn Fußball unwichtig wird

Stand: 20.04.2023 14:03 Uhr

Kann Lok seine Angstgegner besiegen? Bleibt Lok endlich ohne Gegentor? Das könnten schöne Überschriften vor dem Spiel Lok gegen Lichtenberg sein. Könnten. Denn vor dem Spiel zeigte sich einmal mehr, dass Fußball nicht alles ist.

Es gibt diese Momente, wenn selbst im schnellen und hektischen Fußballbusiness der Sport und das nächste Pflichtspiel unwichtig werden. Regionalligist Lok Leipzig hatte in dieser Woche solch einen bitteren Moment. Präsident Thomas Löwe machte den Tod seiner Tochter öffentlich und kündigte seinen Rücktritt an.

Civa: "Traurigkeit fürs ganze Leben"

"Wenn das eigene Kind stirbt ... das wünscht man niemandem. Da merkt man, dass einem der Fußball am Arsch vorbeigeht", reagiert Lok-Trainer Almedin Civa am Donnerstag (20.04.2023) auf den tragischen Fall der Familie Löwe. Bei der Lok-Pressekonferenz, die eigentlich dem kommenden Heimspiel am Freitag (21.04.2023) gewidmet sein sollte, hielt der der sonst so meinungsstarke Civa kurz inne, und sagte dann zu seinen persönlichen Verlusterfahrungen: "Mein Bruder und meine Schwester sind gestorben. Das hat mich geprägt fürs Leben. Da ist eine Traurigkeit fürs ganze Leben. Aber wenn ich meine Mutter sehe, die ihre zwei Kinder verloren hat, dann frage ich mich, wie geht es ihr?", reflektierte der 50-Jährige zum Tod in der eigenen Familie – sein Bruder starb mit 40 Jahren, seine Schwester mit 49.

Hunderte Beileidsbekundungen für Löwe

"Das ist ein Thema, bei dem ich sehr mitfühle. Gerade bei einem Menschen, den ich sehr mag wie Thomas Löwe. Das ist schockierend. Wenn ich meine Mutter anschaue, frage ich mich, wie ich weiterleben könnte", so Civa nachdenklich. Mit Löwe sei er im Kontakt. "Meine Familie und ich haben Thomas alle mögliche Unterstützung angeboten. Das kann ich tun."

Die Nachricht vom Rücktritt Löwes und den tragischen Hintergründen hat nicht nur Civa und die Mannschaft geschockt. Lok-Geschäftsführer Alexander Voigt berichtet von hunderten Beileidsbekundungen, die den Verein erreichten, darunter vom Leipziger Lokalrivalen Chemie Leipzig oder Landespokalgegner FSV Zwickau. Selbst der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer habe sich persönlich bei Löwe gemeldet.

Fokuswechsel Lichtenberg - gegen die Negativserie

Civas sieht seine Aufgabe aber auch darin, das Team trotz der Umstände im Verein auf das nächste Regionalligaspiel am Freitag gegen Lichtenberg vorzubereiten. Im Spiel gegen den 16. der Tabelle ist Lok als Vierter eigentlich klarer Favorit. Eigentlich. Denn Lok und Lichtenberg verbindet eine seltsame Geschichte: Lok hat in fünf Spielen noch nie gegen die Berliner gewinnen können. In Civas persönlicher Bilanz stehen sogar vier Niederlagen gegen L47.

"Das ist doch prima. Wir können befreit aufspielen, wir sind nicht der Favorit", sagt der Lok-Coach mit ironischem Unterton und einem leichten Grinsen. Beim Hinspiel im Herbst führte Lok schon 1:0 in Berlin, verlor dann aber noch 2:4. "Wir waren nicht wach. Wir haben uns schwergetan", blickt Civa zurück und ermahnt seine Mannschaft: "Sie sind schwer zu bespielen, wenn man nicht hundertprozentig wach ist. Darauf müssen wir achten. Wir müssen gerüstet sein und unsere Chancen im Tor unterbringen."

Hussein Chor und Sascha Pfeffer

Szene aus dem Lok-Spiel im November in Lichtenberg.

13 Gegentore in vier Spielen

Nicht weniger als 13 Gegentore kassierte Lok in den vergangenen vier Spielen gegen Lichtenberg. "Wir müssen einfache Tore verhindern und unsere Chancen nutzen. Dann können wir auch drei Punkte mitnehmen", schaut Abwehrspieler Linus Zimmer auf die Partie und nimmt dabei auch die Defensive in die Pflicht. Der 20-Jährige verlängerte erst in dieser Woche seinen Vertrag bei Lok. Beim Hinspiel in Berlin saß er nur auf der Bank, nun hofft der BWL-Student auf seinen Startelfeinsatz.

Lok Leipzig Civa

Darf Abwehrspieler Zimmer (re.) am Freitag gegen Lichtenberg ran?

Civas Saisonfazit: "Hätte keiner erwartet"

Nach der vermeidbaren 1:2-Niederlage vor einer Woche in Luckenwalde ist für Lok mit elf Punkten Rückstand auf Tabellenführer Cottbus der Aufstiegszug endgültig abgefahren. Das vorläufige Fazit sechs Spiele vor Saisonende ist für Civa dennoch positiv.

"Es wäre nur blöd ..."

"Niemand hat uns vor der Saison vorn gesehen, niemand hat uns unter den ersten sechs gesehen. Jetzt sind wir auf Rang vier. Wir spielen guten Fußball, wir haben zwölf U23-Spieler im Team. In der Saison wurden wir dreimal totgesagt, dann sind wir dreimal wiedergekommen. Wir müssen noch Dinge lernen. Es wäre aber unfair der Mannschaft gegenüber, unzufrieden zu sein", so Civa, der aber noch hinzufügt: "Es wäre nur blöd, wenn wir die nächsten sechs Spiele verlieren."

Dirk Hofmeister