Fußball | 3. Liga Löwen im Anmarsch! Kein Grund zur Panik für Erzgebirge Aue

Stand: 18.03.2023 09:00 Uhr

Der FC Erzgebirge Aue hat sich durch einen beachtlichen Lauf aus der Abstiegszone ins Tabellen-Mittelfeld katapultiert. Jüngster Leidtragendender der formverbesserten "Veilchen" war der FSV Zwickau. Doch Aue will mehr - am besten schon am Samstag gegen Tabellennachbar 1860 München. Die Partie gibt es ab 14 Uhr live im MDR und als Stream und Ticker in der "Sport im Osten"-App.

Die Ausgangslage

Erzgebirge Aue (11.) weiß, was es bedeutet, in der Tabelle ganz unten zu stehen, denn genau dort hatten es sich die Veilchen in dieser Saison schon mehr als gemütlich gemacht. Doch dann kam Neu- und Wieder-Trainer Pavel Dotchev in den Schacht und hauchte der Mannschaft, der die spielerische Leidenschaft abhanden gekommen war, neue Struktur und vor allem neues Selbstvertrauen ein. Dotchev kann Aue, das belegt die Statistik seit seiner Amtsübernahme: Zehn Spiele, sieben Siege, ein Remis, zwei Niederlagen. Dieser Zwischenspurt kann sich durchaus sehen lassen und nur die wenigsten hätten ihn nach der schwachen Runde im Jahr 2022 überhaupt für möglich gehalten. Dotchev glaubte von Anfang an an "sein Aue" und schenkte wichtigen Führungsspielern wie Dimitrij Nazarov Vertrauen. Die Mannschaft zahlte die klareren Strukturen auf dem Platz, aber auch in und um den Verein, mit Toren und Ergebnissen zurück.

Dennoch vermittelt Dotchev die Botschaft, dass man noch nichts erreicht hat. Dafür ist der Fußball zu schnelllebig. Man habe gar keine Zeit, die Erfolge zu genießen, so Dotchev. Vor allem in den aktuellen Englischen Wochen, die physisch und mental enorme Herausforderungen darstellen. Bislang konnte Aue solche Herausforderungen unter Dotchev meistern. Zwei Siege nach dem Dynamo-Nackenschlag im Derby stehen als eindrucksvolle Belege dafür, doch jetzt kommt der "angeschlagene Boxer" 1860 München, der mit aller Macht in die Erfolgsspur zurück will.

Bange wird den Veilchen vor den Löwen aber nicht. Die Brust ist dafür in den vergangenen Wochen zu breit geworden. Der Gegner sei zwar vor allem in der Offensive sehr gut besetzt, so Dotchev, dennoch hoffe man, mit vielen Zuschauern im Erzgebirgsstadion, mindestens dagegenhalten zu können. Aktuell (16.03.) seien 7.700 Tickets für die Partie verkauft worden, darunter das vollständige Gäste-Kontingent.

In diesen Tagen ist es nicht leicht, Fan vom TSV 1860 München (9.) zu sein. Die ambitionierten Bayern, die so stark in die Saison 2022/23 gestartet waren, haben von den vergangenen zehn Liga-Spielen nur eins gewonnen und sind mittlerweile von der Lieblingszone "Tabellenspitze" ins Tabellen-Mittelfeld abgerutscht. Den letzten Sieg gab es am 21. Januar gegen den FSV Zwickau. Seitdem setzte eine blutleere Vorstellung nach der nächsten das i-Tüpfelchen auf die aktuelle Sieglos-Serie.

Eines der größten Probleme der Löwen: Die gefühlt ewig andauernde Suche nach Ordnung und einem neuen Cheftrainer. Der Verein machte dabei keine gute Figur und ließ sogar Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel für vier Spiele als Interimslösung an die Seitenlinie. Dieser Schritt war allerdings auch eher "Interims" als "Lösung", denn unter Gorenzel konnten die Löwen kein einziges Spiel gewinnen. Dann wurde Maurizio Jacobacci als Nachfolger des vorherigen Chefs Michael Köllner präsentiert, doch die Hoffnungen, die mit einem Trainerwechsel verbunden sind, verpufften schnell. Zwar agierten die Löwen im ersten Spiel unter dem neuem Trainer äußerst engagiert, doch mehr als eine Niederlage sprang gegen Viktoria Köln auch nicht heraus.

In den vergangenen zwei Wochen gab es dann aber doch so etwas wie eine Mini-Wende: Gegen die beiden Liga-Schwergewichte Duisburg und Elversberg erreichten die Löwen immerhin zwei Unentschieden. Das waren kleine Erfolge, auf die sich aufbauen lässt - aber nur, wenn der Trend fortgeführt wird und es gegen die formstarken Veilchen keinen erneuten Einbruch gibt.

Die vergangenen fünf Spiele

W. Wiesbaden - Aue 1:2 1860 - Verl 0:3
Aue - Saarbrücken 2:1 HFC - 1860 0:0
Dresden - Aue 1:0 1860 - V. Köln 0:1
Aue - Essen 2:1 Duisburg - 1860 2:2
Zwickau - Aue 0:2 1860 - Elversberg 1:1

Wer sorgt für Torjubel?

Auch wenn es in den vergangenen Wochen einen klaren Trend zu mehr Torerfolgen gab, ist Erzgebirge Aue noch lange keine Offensivmacht. 33 Tore stehen auf der Habenseite und damit sind die Veilchen im hinteren Bereich der Liga anzusiedeln. Wer seit der Übernahme von Pavel Dotchev als Cheftrainer im Dezember aber richtig gezündet hat, ist Dimitrij Nazarov. Sieben seiner acht Saisontore hat der 32-Jährige, der aktuell nur so vor Selbstvertrauen strotzt, in den jüngsten zehn Liga-Spielen unter Dotchev erzielt. Hinzu kommen vier Vorlagen im gleichen Zeitraum.

Pavel Dotchev hat "Dimi" wieder hingebogen und zwar so: "Ich weiß, was er braucht, um Leistung zu bringen", sagte der Cheftrainer auf der Pressekonferenz zum Spiel. Und das muss wirklich stimmen, denn anders ist die Leistungsexplosion des aktuell wichtigsten Offensiv-Veilchens nicht zu erklären. Doch es ist nicht nur Nazarov. Die ganze Mannschaft tritt unter Dotchev insgesamt viel stabiler auf und sorgt offensiv kontinuierlich für Gefahr.

1860 München verfügt insgesamt über einen soliden Angriff. Mit 41 erzielten Toren steht der TSV im oberen Mittelfeld des ligaweiten Offensiv-Vergleichs. Der Top-Scorer ist aktuell Fynn Lakenmacher, der nicht nur siebenmal selbst traf, sondern als Mittelstürmer auch noch vier Tore auflegen konnte. Die nächsten in der vereinsinternen Scorer-Liste sind Albion Vrenezi mit fünf Toren und sechs Assists, vor Stefan Lex, der schon sieben Tore vorbereiten konnte und eins selbst erzielt hat.

In den vergangenen Wochen war auch Stürmer Marcel Bär mit seinen vier Treffern meist erste Wahl. Der letzte davon gelang ihm allerdings am 11.2. gegen Meppen - Bär hat also seit vier Spielen Ladehemmung. Richtig auf sich aufmerksam gemacht hat zuletzt Offensivmann Joseph Boyamba. Er traf sowohl beim 1:1 gegen Elversberg als auch beim 2:2 gegen Duisburg. Die letzten beiden 1860-Tore gehen also auf seine Kappe.

Der direkte Vergleich

Erzgebirge Aue und 1860 München sind alte Bekannte. Rückdatiert bis zur Zweitliga-Saison 2004/05 gab es schon 21 Pflichtspiel-Begegnungen und die boten bislang so ziemlich alles, was das Fußball-Herz begehrt. Von 0:5- und 2:6-Klatschen aus Aue-Sicht über fade Remis bis hin zu deutlichen 4:1- oder 3:0-Siegen war schon alles mit dabei. Insgesamt ist die Bilanz mit sechs Veilchen-Siegen, sieben Remis und acht Löwen-Erfolgen recht ausgeglichen.

Der jüngste Vergleich dürfte Aue aber eher negativ in Erinnerung sein. Am 9. Spieltag setzte es im Münchner Stadion an der Grünwalder Straße ein 1:3. Mehr als der späte Ehrentreffer durch Schikora in der Nachspielzeit war vor 15.000 Zuschauern für den Tabellenletzten, der damals ein letztes Mal von Timo Rost trainiert wurde, nicht drin. Die Tore für 1860 erzielte übrigens alle Fynn Lakenmacher.

3. Liga: Erzgebirge Aue verliert auch in München deutlich

So könnten Sie spielen

  • Aue: Männel - Danhof, Sorge, Burger, Rosenlöcher - Schreck, Schikora - Sijaric, Nazarov, Thiel - Jonjic
  • 1860: Hiller - Deichmann, Morgalla, Verlaat, Steinhart - Moll, Wörl - Lex, Vrenezi, Boyamba - Bär

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