
Wasserspringen Jan Hempel: Millionen-Klage gegen den Schwimm-Verband
Die Missbrauchsvorwürfe des früheren Wasserspringers Jan Hempel haben den deutschen Sport erschüttert. Jetzt will der Ex-Sportler eine Millionen-Entschädigung einklagen.
Der ehemalige Wasserspringer Jan Hempel will den Deutschen Schwimm-Verband (DSV) wegen des jahrelangen sexuellen Missbrauchs durch seinen Trainer auf Schadenersatz und Schmerzensgeld in Millionenhöhe verklagen. Das kündigte Hempels Anwalt Thomas Summerer gegenüber der "Sportschau" an. "Es ist der krasseste Missbrauchsfall, den der deutsche Sport je erlebt hat", so Summerer. Bei über 1.200 Fällen sexuellen Missbrauchs über einen Zeitraum von 14 Jahren hinweg dürfe es nicht verwundern, wenn man einen Betrag in siebenstelliger Höhe vom DSV fordere, sagte der Anwalt. Es sei ein Präzedenzfall im deutschen Sport, den man mit aller Konsequenz durchziehen werde.

Jan Hempel will den Deutschen Schwimm-Verband verklagen. (Archiv)
Missbrauch in den 80er und 90er Jahren
Der gebürtige Dresdner Hempel war in den 1980er und 1990er Jahren von seinem inzwischen verstorbenen Trainer Werner Langer missbraucht worden. Im vergangenen Sommer war der 51-Jährige, der bei Olympia 1996 und 2000 Silber und Bronze vom Turm gewann, damit an die Öffentlichkeit gegangen. Dies löste eine breite Diskussion über Missbrauch und Gewalt im deutschen Sport und deren Aufarbeitung aus.

Jan Hempel (re.) mit seinem damaligen Trainer Werner Langer (li.). (Archiv)
Vorfälle vom DSV vertuscht?
Hempel warf dem Verband Vertuschung vor. Daraufhin suspendierte der DSV den Bundestrainer Lutz Buschkow, der von den Übergriffen gegen Hempel gewusst, aber nichts Entscheidendes unternommen haben soll. Buschkow sagte indes, er habe von den Missbrauchsvorwürfen erst durch die Veröffentlichung erfahren. "Die Organisation Deutscher Schwimm-Verband hat völlig versagt in der Überwachung und in der Kontrolle seiner Trainer. Dieses Organisationsverschulden führt dazu, dass ein Verband haftet", so Summerer.

Der frühere Bundestrainer Buschkow (li.) soll von den Vorfällen gewusst haben. (Archiv)
Warten auf die Wiedergutmachung
Man habe mit dem Verband über eine Wiedergutmachung gesprochen. Es gebe eine mündliche Absichtserklärung, dass man die Sache wieder gutmachen wolle und eine Entschädigung zahlen möchte, aber das sei bislang nicht erfolgt. "Es ist nichts geschehen, was unser Vertrauen in den Deutschen Schwimm-Verband hochhalten würde", so Summerer. Man sei auf ein Schweigekartell gestoßen, weshalb man nun die Gesprächsebene verlassen habe.
red/dpa