Fechtclub Bischofswerda

Fechtsport En garde! Degenklirren in Bischofswerda und Deutsche Meisterschaften in Bautzen

Stand: 28.04.2023 20:33 Uhr

Beim Fechten denkt manch einer an Helden wie Zorro, den Rächer der Armen mit der schwarzen Augenbinde. Oder die drei Musketiere nach dem Roman von Alexandre Dumas, die für Frankreichs Königin streiten. Aber Fechten gehört auch zur Sportszene in der Oberlausitz. Ein Besuch beim Training des Fechtclubs Bischofswerda kurz vor den Deutschen Meisterschaften, die dieses Wochenende im benachbarten Bautzen ausgetragen werden.

Von Madeleine Arndt, MDR SACHSEN

Degenklirren in der Sporthalle im Goethe-Gymnasium von Bischofswerda: Linda und Elise liefern sich einen temporeichen Zweikampf. Als sie ihre Fechtmasken absetzen, glühen ihre Wangen. "Es ist cool, wenn man so eine gute Partnerin hat", sagt Linda und ihre Augen blitzen. Das Fechten mache ihr viel Spaß und man lerne auch mit Niederlagen umzugehen, sagt die Zehnjährige. Ihre ein Jahr ältere Trainingspartnerin stimmt zu. Besonders spannend seien Duelle mit Gegnern, die man noch nicht kennt, fügt sie hinzu.

Fechtclub Bischofswerda seit 2011

Seit 2011 gibt es den Fechtclub Bischofswerda. Der Bautzener Sportfechter Tilo Höppner war zunächst 2007 mit einem Ganztagsangebot an der Schule gestartet. Der professionelle Trainer gibt auch in Görlitz und Bautzen Fechtunterricht. Als das Interesse in Bischofwerda weiter wuchs, entstand der Verein mit heute 60 Mitgliedern.

Der Fechtnachwuchs von damals ist mittlerweile aktiv in ehrenamtlicher Trainertätigkeit. So fährt die Studentin Lena Kokotz nach ihren Vorlesungen in Dresden zum wöchentlichen Fechttraining in ihre Heimatstadt. Sie unterstützt Höppner beim Training der Kinder, wo die jüngsten sieben Jahre alt sind.

Jede Menge Schutzkleidung nötig

Bevor sie zu den Waffen greifen, muss die Schutzkleidung korrekt angelegt werden. Dazu gehört eine ganze Menge, zählt die 22-Jährige auf: "Man hat eine Fechtjacke, eine Fechthose, Fechtsocken, die Maske zum Schutz des Kopfes. Dann hat man unter der Jacke noch eine Unterziehweste, damit der Waffenarm und der Oberkörper besser geschützt sind. Und es gibt noch einen Handschuh für die Hand, in der die Waffe gehalten wird." Die Mädchen und Frauen müssten zusätzlich noch einen Brustschutz anlegen, fügt Kokotz hinzu.

Gefochten wird mit einem Degen, der nicht spitz ist, sondern einen knopfartigen Federkontakt hat. Ein Kabel führt vom Degen weg, ist als Zwischenstation an der Kleidung des Sportlers angeklippt und geht dann zur Punktezählstation. Bei einem Treffer schließt der Kontakt den Stromkreis. Ein hoher Fiepton schrillt und die Anzeigetafel zählt hoch.

Sportler und Sportlerinnen von 7 bis 70 Jahren

"Unsere älteste Fechterin ist 70 Jahre alt", sagt Juliane Liebstein, die gerade für das Training der älteren Jahrgänge die Halle betritt. Die 28-Jährige ist bester Stimmung. Das liegt vielleicht auch an den Eindrücken vom vergangenen Wochenende. Bei den ostsächsischen Meisterschaften in Bautzen hatte sich Liebstein in ihrer Altersklasse den dritten Platz erkämpft.

Fechten ist ein Abenteuersport, aber man kann das auch ganz akribisch im Leistungssport betreiben. Juliane Liebstein | Fechterin und Trainerin

"Fechten ist ein Abenteuersport, aber man kann das auch ganz akribisch als Leistungssport betreiben." Da gebe es eine große Bandbreite: "Wir haben auch mal orthopädisches Fechten angeboten, gerade für Leute, die Probleme haben mit den Knien oder Gelenken", nennt die junge Frau ein Beispiel. Liebstein trainiert beim SV Medizin in Bautzen, kommt aber als Unterstützung regelmäßig nach Bischofswerda.

Für den Breitensport ist das Ehrenamt eine unheimlich wichtige Sache, wie Höppner betont. Ohne diesen Einsatz wäre kein Spitzensport möglich. So ist Bischofswerda ein Talentstützpunkt, hier werden die ersten Medaillen geholt.

Fecht-Elite Deutschlands trifft sich in Bautzen

Deutschen Meisterschaften im Degenfechten in Bautzen

Am Wochenende finden in der Schützenplatzhalle in Bautzen zum ersten Mal Deutsche Meisterschaften der U17 im Degenfechten statt. Aus Sachsen sind sechs Sportler mit dabei und werden sich mit den Besten aus ganz Deutschland messen, wie Höppner berichtet. Dass sich auch Korbinian Reiche und Tobias Gebhardt aus der Oberlausitz qualifiziert haben, freut ihn besonders. Die beiden Sportler treten für den Verein SV Medizin Bautzen an.

Die Wettkämpfe im Einzel- und Mannschaftsfechten laufen ganztägig am Sonnabend und Sonntag in Bautzen. Der Eintritt ist frei. Wer Zeit zum Zugucken findet, wird die Degen klirren hören, so wie jeden Mittwochabend im Goethe-Gymnasium von Bischofswerda. Dort setzen Linda und Elise wieder zum Duell an. Auch auf den Bahnen nebenan schlagen Kinder die Degen gegeneinander. Schnell pulsiert in der Turnhalle ein Getöse aus klirrendem Metall und Fieptönen.