
Jahresrückblick 2022 | April "Emotion pur" – Der 1. FC Magdeburg kehrt in die 2. Bundesliga zurück
Mit einem deutlichen Erfolg gegen den FSV Zwickau macht der 1. FC Magdeburg im April 2022 den vorzeitigen Aufstieg in die 2. Bundesliga perfekt. Es war die Krönung einer außergewöhnlichen Erfolgsgeschichte für die Sportstadt Magdeburg – die wenige Tage zuvor einen ihrer größten Helden verloren hatte.
Am 24. April 2022 um 15:49 Uhr brachen in Magdeburg alle Dämme. 26.340 Fans in der restlos ausverkauften MDCC-Arena hatten Gewissheit: Der 1. FC Magdeburg spielt ab der kommenden Saison wieder in der 2. Bundesliga. Mit einem 3:0-Heimsieg gegen den FSV Zwickau beseitigte der FCM auch die letzten Zweifel und setzte einer Fabelsaison mit der vorzeitigen Drittliga-Meisterschaft die Krone auf.
Ein "fantastisches, wunderschönes Erlebnis"
"Es ist ein geiles Gefühl, es ist Wahnsinn. Unsere Mannschaft hat es hochverdient, eine geile Saison gespielt, auch heute wieder gut gespielt, sich nicht aus der Ruhe bringen lassen", sprudelte es aus Sportchef Otmar Schork heraus. Als "fantastisches, wunderschönes Erlebnis", bezeichnete Cheftrainer Christian Titz den historischen Tag. "Der Tag gebührt der Mannschaft, den Fans und Menschen in Magdeburg."
Titz rettet den FCM und und startet durch
Dabei hatte gut anderthalb Jahre zuvor wenig auf diesen famosen Triumph hingedeutet. Als Titz im Februar 2021 sein Amt beim FCM antrat, war er weniger als künftiger Aufstiegstrainer, vielmehr als Retter geholt worden. Magdeburg befand sich akuter Abstiegsgefahr, es drohte der Sturz in die Viertklassigkeit. Und auch unter Titz lief es zunächst durchwachsen, ehe der Hebel umgelegt werden konnte. Souverän hielt der FCM die Klasse und nahm das neugewonnene Selbstbewusstsein mit in die nächste Saison.
Doch zunächst wurde der Kader im Sommer 2021 gezielt umgestaltet. Unter anderem verließ Ikone Christian Beck den Verein, im Gegenzug holten Titz und Schork junge vielversprechende Neuzugänge wie Jason Ceka und Luca Schuler, die rund um den wiedererstarkten Baris Atik in der Offensive wirbeln sollten. Der Plan ging auf. Magdeburg überzeugte mit erfrischendem Angriffsfußball und mischte ab dem ersten Spieltag an der Spitze mit.

Sportdirektor Otmar Schork (l.) und Cheftrainer Christian Titz ernteten schon früh die Früchte ihrer Arbeit beim 1. FC Magdeburg.
1. FC Magdeburg: Spektakulär erfolgreich
Schon früh wurde der FCM von der Konkurrenz zum Aufstiegsanwärter Nummer eins auserkoren. Ungeachtet der Lobeshymnen setzte Titz seinen Weg mit dem Team fort. Offensiv eine Wucht, defensiv grundsolide überrollte der FCM zum Teil die Gegner und stand nach dem 7. Spieltag fast durchgehend an der Spitze. Spektakuläre Schützenfeste wie das 5:2 gegen 1860 München oder das wilde 5:4 gegen den SC Verl bleiben unvergessen.
Nach einem erneuten 5:1-Offensivfeuerwerk gegen den VfL Osnabrück am letzten Spieltag beendete der FCM die Saison als Drittliga-Meister mit 78 Punkten. Satte 15 Zähler betrug der Vorsprung auf den Relegationsplatz. 83 Treffer hatten die Fans in den 36 Liga-Spielen bejubeln dürfen.
Rekordmann Atik macht den Unterschied
Aus einer durch und durch geschlossenen Mannschaft stach ein Akteur besonders heraus: "Baris Atik, Fußballgott", hallte es regelmäßig durch die Stadien. Von Schork im Januar 2021 verpflichtet, fand der talentierte und zuvor vereinslose Offensivspieler unter Titz seine Spielfreude wieder. Atik war Dreh- und Angelpunkt einer Magdeburger Mannschaft, die vor Spielfreude nur so sprühte. An 36 Toren war er direkt beteiligt, steuerte 19 Treffer und 17 Assists bei und stellte damit einen neuen Scorer-Rekord auf.

Tore am Fließband, Vorlagen am Fließband - Baris Atik traf und zauberte in der Aufstiegssaison nach Belieben für den 1. FC Magdeburg.
Ich habe vor der Saison gesagt, dass wir die Liga rocken werden. Das Schöne ist, dass wir es gemacht haben, ich konnte mein Wort halten. Baris Atik nach dem Aufstieg mit Magdeburg |
Auch im entscheidenden Spiel gegen Zwickau drückte er der Partie mit zwei Torbeteiligungen seinen Stempel auf. "Das ist Emotion pur", freute sich der Magdeburger Unterschiedsspieler sektgeduscht und freudentrunken im Anschluss. "Ich habe vor der Saison gesagt, dass wir die Liga rocken werden. Das Schöne ist, dass wir es gemacht haben, ich konnte mein Wort halten", sagte Atik.
Die Fußball-Welt trauert um Joachim Streich
Er sprach damit einer ganzen Stadt aus der Seele, die wenige Tage zuvor einen ihrer größten Helden verloren hatte: Joachim Streich starb am 16. April 2022. Der Rekordnationalspieler der Deutschen Demokratischen Republik und Rekordtorschütze der DDR-Oberliga war drei Tage nach seinem 71. Geburtstag nach schwerer Krankheit für immer eingeschlafen. Mit ihm verließ einer der herausragendsten Ost-Fußballer diese Welt. Sein Vermächtnis aber bleibt für die Ewigkeit.
Der zweimalige DDR-Fußballer des Jahres (1979, 1983) gehörte seinerzeit zu den weltbesten Stürmern. In 102 Auswahlspielen traf er 55 Mal, dazu schoss er in 378 Oberligapartien 229 Tore. Vier Mal wurde der wegen seiner Schlitzohrigkeit oft mit Gerd Müller verglichende "Strich" – wie er damals genannt wurde – Torschützenkönig der DDR-Oberliga. Mit dem FCM feierte er drei Siege im FDGB-Pokal.
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jsc