
Fußball | 3. Liga Dynamo mit viel Rückenwind zur Essener Hafenstraße
Zwei der größten Traditionsvereine in der 3. Liga treffen am Samstag (live im MDR) aufeinander: Dynamo Dresden ist zu Gast bei Rot-Weiss Essen. Sportlich lief es bei beiden zuletzt gut. Trotzdem ist nicht alles glänzend.
Fußball-Drittligist Dynamo Dresden hofft, den Schwung aus dem bemerkenswerten Drehbuch gegen Osnabrück auch in die Partie am Samstag (14:00 Uhr/live im MDR Fernsehen) bei Aufsteiger Rot-Weiss Essen mitnehmen zu können. Gegen den VfL hatten die Sachsen einen 0:2-Rückstand noch in einen 3:2-Erfolg gedreht.
Weihrauch: "Jeder hatte Bock auf den Ball"
Mittelfeldspieler Patrick Weihrauch beschrieb auf der Pressekonferenz der SGD am Donnerstag seine Eindrücke: "Ich hatte das Gefühl, dass jeder Bock auf das Spiel hatte, dass jeder Bock hatte, den Ball zu haben. Nach der Aufholjagd können wir mit einer breiten Brust dort hinfahren und einfach unser Spiel durchziehen." Die Dresdner liegen in der Tabelle nun auf Platz vier, der Dritte Wehen ist nur einen Zähler entfernt. Ausgerechnet der wichtige 1:0-Sieg im Derby in Aue hat sich als eine Initialzündung erwiesen. Seitdem ist die SGD in sechs Partien ungeschlagen und holte vier Siege.
Trainer Markus Anfang hat in der Woche keine Ausfälle zu beklagen gehabt, es gibt keine großen Änderungen im Kader. Für Niklas Hauptmann und Robin Becker kommt ein Einsatz aber noch zu früh. Ob Anfang der gleichen Startelf wie gegen Osnabrück das Vertrauen schenkt, ließ er aber noch offen.
Anfang: "Müssen in Essen unser Spiel durchbringen"
Auch wenn es manchen erkämpften Sieg gab, mit der Leistung vom Heimerfolg gegen Osnabrück zeigte sich der Trainer sehr zufrieden: "Da haben wir 95 Minuten lang ein richtig gutes Fußballspiel gemacht. Wir sind trotzdem 0:2 in Rückstand geraten. Aber es waren keine Situationen, wo wir klassisch ausgespielt worden sind. Wir haben ein Eigentor gemacht, und wir haben Standardsituationen kassiert. Aber wir haben den Fußball, den wir spielen wollen, von der ersten bis zur letzten Minute durchgezogen. Das ist das, was Patrick meinte: Wir müssen von dem, was wir machen, zu 100 Prozent überzeugt sein. Und müssen unser Spiel in Essen durchbringen - bei aller Leidenschaft und aller Lautstärke in dem Stadion. Wir müssen bei uns bleiben und unseren Plan durchziehen."
Letztes Aufeinandertreffen noch in der Regionalliga
Essen ist nach Köln, Düsseldorf und Dortmund die viergrößte Stadt von Nordrhein-Westfalen mit fast 600.000 Einwohnern. Umso erstaunlicher, dass RWE ein Drittliga-Neuling ist. Der Verein von der Hafenstraße kämpfte viele Jahre um den Aufstieg. Die bis dahin letzten Duelle der beiden gab es unmittelbar vor der Einführung der eingleisigen 3. Liga, 2007/2008 damals noch in der Regionalliga Nord: Dynamo gewann zuhause 1:0 und spielte in Essen 1:1 - unter Trainer Ede Geyer übrigens.
Anfang erwartet kampfstarke Essener
Nun heißt der Coach Markus Anfang, ein gebürtiger Kölner, der auch schon bei den Ruhrpott-Vereinen Schalke und Duisburg kickte: "Ich kenne die Region recht gut. Als ich gegen Saarbrücken da war, war eine richtig gute Stimmung. Die Fans haben die Mannschaft nach vorne gepeitscht. Und das wird auch auf uns zukommen. Uns erwartet ein Gegner, der leidenschaftlich kämpfen wird, der alles dafür tun wird, sein Tor zu verteidigen und nach vorne immer wieder schnelle Konter zu haben. Sie sind aus den letzten beiden Heimspielen gegen Saarbrücken und Aue mit drei Punkten heraus gekommen. Davor hatten sie gegen Ingolstadt gepunktet. Es wird schwer, an der Hafenstraße etwas zu holen."

Essens Routinier Felix Bastians (re.), der hier sein Führungstor gegen Aue bejubelte, fällt gegen Dresden aus.
Drittliga-Fehlstart für RWE
Das war zu Saisonbeginn noch nicht so, denn RWE startete vor heimischer Kulisse mit einem 1:6-Desaster gegen Mitaufsteiger Elversberg. Es folgte ein 1:4 gegen Viktoria Köln. Mittlerweile aber ist man in der Liga angekommen und freute sich zuletzt auch über den ersten Auswärtssieg beim 3:0 beim SC Freiburg II. Verteidiger-Routinier Felix Bastians, der noch keine Minute verpasst hat, fehlt allerdings nach einer Zahn-OP.
Stadionverbote und -Einschränkungen
Beide Klubs sind bekannt für ihre heißblütigen Anhänger. Allerdings schlugen zuletzt zu viele über die Stränge. Dynamo schickt statt der möglichen 2.500 jetzt nur noch 1.500 Anhänger an die Hafenstraße. Das hatte der Verein nach den Vorkommnissen von Bayreuth beschlossen. Nur Vereinsmitglieder dürfen dabei sein. Zudem sind nach Krawallen rund um den Zweitliga-Aufstieg 2021 bisher 151 Stadionverbote verhängt worden.
Essen wiederum hat zuletzt 76 Stadionverbote ausgesprochen. Vorausgegangen waren Angriffe aus dem eigenen Anhang auf Schalke-Fans nach dem Auswärtsspiel in Wiesbaden. Und Attacken von RWE-Fans untereinander nach der Begegnung in Bayreuth. Daraufhin hatte die Mannschaft den Heimsieg gegen Aue nicht vor der eigenen Fankurve gefeiert: "Aus Solidarität den Opfern gegenüber und als klare Botschaft gegen Gewalt haben wir entschieden, auf ausufernde Feierlichkeiten mit der 'Kurve' zu verzichten", hieß es in einer Stellungnahme der Spieler auf der RWE-Homepage.
Rund 19.000 Zuschauer werden am Sonnabend erwartet. Der Heimbereich ist ausverkauft, die Tageskarten werden nicht mehr geöffnet.
cke