FC Ingolstadt - Dynamo Dresden Spieler im Duell

Fußball | 3. Liga Dynamo Dresden schockt Capretti und springt auf Aufstiegsrang

Stand: 20.03.2023 21:44 Uhr

Erst ein früher Rückstand, dann drei Tore zum ersten Sieg im neunten Versuch in Ingolstadt. Dynamo Dresden zog Ex-Trainer Guerino Capretti in einem wilden Ritt den Stecker, rückt erstmals diese Saison in die Aufstiegszone vor.

Von Patrick Franz

SGD-Coach Markus Anfang überraschte mit vier Änderungen in der Startelf. Vorhersehbar war noch, dass Paul Will Claudio Kammerknecht (gelbgesperrt) ersetzte. Überraschend saß dagegen Linksaußen Dennis Borkowski nach zwei schwächeren Leistungen draußen, Christian Conteh und Jakob Lemmer durften beide erstmals zusammen über die Außen ran, zuvor hatten sie sich abgewechselt. Hinten verteidigten Kyu-hyun Park links und Robin Becker rechts statt Jonathan Meier und Max Kulke.

Knallstart mit zwei Distanztreffern in fünf Minuten

Dynamo begann stürmisch und mit viel Tempo, wurde aber eiskalt erwischt. Marcel Costly zog im Strafraum drei Dresdner auf sich und legte Denis Linsmayer quer, der mit der Innenseite zum 1:0 für Ingolstadt einschob (5.). Kurz darauf klingelte es bei einem Fernschuss auf anderen Seite: Die Gastgeber wehrten eine Lemmer-Flanke zu kurz in den Rückraum ab, dort lauerte Paul Will. Der Mittelfeldabräumer zog ohne Zögern Vollspann ab und drosch das Leder so in die untere rechte Ecke - 1:1 (10.). Beim Jubel lief Will direkt zur Ersatzbank und bedankte sich per Umarmung bei Athletikcoach Matthias Grahé, der ihn nach einer Sprunggelenksverletzung gerade erst rechtzeitig für die Startelf fitbekommen hatte.

Paul Will schießt den Ball in das Tor hinein.

Hier zieht Paul Will ab - und trifft zum 1:1-Ausgleich (10.)

Ex-Dynamo-Coach Guerino Capretti ließ Ingolstadt mit scharfem Pressing vorn anlaufen. Dadurch hatte Dresden größere Probleme beim Spielaubau, andererseits aber mehr Platz im Mittelfeld, wenn man die erste Angriffsreihe überwand. Jedenfalls erarbeiteten sich die Oberbayern so ein Übergewicht. Erst hatte Patrick Schmidt per Seitfallzieher (26.) die erneute Führung auf dem Fuß, dann scheiterte der zweite Ex-Dresdner Pascal Testroet nach einem Will-Ballverlust im eigenen Strafraum an einer Fußbabwehr von Torwart Stefan Drljaca (31.).

Arslan krönt Spitzenangriff - Conteh-Knaller an den Pfosten

In der Schlussphase der ersten Hälfte nutzten die Schwarz-Gelben die Räume hinter dem FCI-Angriffspressing schließlich deutlich besser. Conteh steckte nach Solo auf Ex-FCI-Sturmtank Stefan Kutschke durch, der mustergültig zu Ahmet Arlsan weiterleitete. Der Torschütze vom Dienst ließ sich nicht zweimal bitten und platzierte das Spielgerät humorlos in der rechten unteren Ecke - 2:1 (40.). Bei einer herrlichen Conteh-Direktabnahme nach Will-Zuspiel war sogar noch das 3:1 vor der Pause drin, doch der Ball klatschte an den linken Pfosten (44.).

FC Ingolstadt - Dynamo Dresden

Ahmet Arslan dreht jubelnd ab und freut sich über das 2:1.

Lemmer erhöht, Schanzer schlagen sofort zurück

Zum zweiten Durchgang rannte Ingolstadt kurz an, Dresden überstand die Drangphase aber, ohne eine Großchance zuzulassen. Danach stabilisierten sich die Gäste, während sich die Schanzer viele Ballverluste leisteten und Dynamo zu Kontern einluden. Arslan verpasste per Fernschuss (54.) und schrägem Fallrückzieher (58.) das 3:1, was Lemmer nach seiner Vorlage kurz darauf nachholte. Der Winter-Neuzugang aus Offenbach schüttelte nach langem Ball in die Spitze Gegenspieler Maximilian Neuberger ab, ging im Eins-gegen-Eins-Duell am FCI-Keeper vorbei und drehte das Ding aus spitzem Winkel ins leere Tor (59.)!

Jakob Lemmer (rechts) gegen Donald Nduka (links)

Jakob Lemmer (rechts) stand zum zweiten Mal in der Startelf, erzielte sein drittes Saisontor.

Wie sich schon vorher ankündigte, blieb es ein wilder Ritt. Weil beide Teams das Mittelfeld quasi auflösten, kam es auf beiden Seiten zu vielen Torraumszenen bei hohem Spieltempo. Bei einer Ecke köpfte Donald Nduka so nicht überraschend das schnelle 2:3 für Ingolstadt (61.).

Platzverweis für FCI, zwei Gelb-Sperren für Dresden

Obwohl die Hausherren drückten, befreite sich Dynamo auf Dauer mit guten Ballstafetten und war der Entscheidung in einer immer härter geführten Begegnung näher als der Ex-Bundesligist dem Ausgleich. Die besten Möglichkeiten hatten Niklas Hauptmann (75./aus Nahdistanz drüber) und der eingewechselte Dennis Borkowski, der nach Hacken-Zuspiel von Arslan das Leder nur knapp über den rechten Torgiebel zirkelte (79.). In einer hitzigen Schlussphase hagelte es dann Gelbe Karten.

FC Ingolstadt - Dynamo Dresden Spieler im Duell

Paul Will lieferte sich mit Dynamo gegen Ingolstadt einen heißen Tanz.

Ingolstadts Valmir Sulejmani sah sogar innerhalb von wenigen Sekunden zwei, weil er erst Borkowski das Trikot halb auszog, sich dann mit ihm ein übles Wortgefecht lieferte (84.). So schaukelte Dynamo nach dem Platzverweis den Sieg in Überzahl über die Zeit. Einzige Wermutstropfen: Hauptmann und Borkowski holten sich ihre fünften Gelben Karten ab und sind am Samstag gegen Bayreuth gesperrt.

Dynamo feiert, Capretti vor dem Aus?

Trotzdem konnten die SGD-Kicker hinterher mit 2.000 Fans unter 6.400 Zuschauern gesamt ordentlich feiern. Dynamo springt erstmals auf Platz drei, der im Moment zur direkten Zweitliga-Rückkehr ausreicht, da der Zweitplatzierte Freiburg II nicht aufstiegsberechtigt ist. Ex-Trainer Capretti steht dagegen nach nur vier Punkten in acht Spielen laut der Lokalzeitung "Donaukurier" bei seinem neuen Klub womöglich schon wieder vor dem Aus.

Cheftrainer Guerino Capretti - FC Ingolstadt 04

Wird Guerino Capretti nach der Niederlage gegen seinen Ex-Klub entlassen?

Stimmen

Guerino Capretti (Trainer FC Ingolstadt): "Meiner Meinung nach hätte das Spiel so oder so ausgehen können. Selbst als wir zurücklagen, haben wir nicht aufgesteckt. Der Wille ist immer da, das Ergebnis natürlich nicht. Das ist schmerzhaft."

Markus Anfang (Trainer Dynamo Dresden): "Wir haben das ganz ordentlich hinbekommen, vor allem in der zweiten Halbzeit. Die Jungs wollten, dass ich im Mannschaftskreis noch etwas herumhampele. Das habe ich dann gern gemacht. Wir haben hochverdient gewonnen, hatten auch viele Kontersituationen, um noch mehr Tore zu erzielen."