
Fußball | Regionalliga Bremst der Chemnitzer FC den Berliner "Spielverderber" aus?
Der Chemnitzer FC hat sich (vorerst) aus dem Titelrennen in der Regionalliga Nordost verabschiedet, vier andere ostdeutsche Traditionsklubs mischen noch mit und drücken dem CFC am Freitagabend (19 Uhr im Ticker in der SpiO-App und bei sport-im-osten.de) im Flutlichtknaller gegen die VSG Altglienicke alle Daumen.
Lange Zeit sah es in der Regionalliga Nordost so aus, als käme der Staffelsieger endlich einmal nicht aus der Hauptstadt. Während Erfurt, Chemnitz, Leipzig, Cottbus und Jena an der Tabellenspitze flanierten, dümpelten die Berliner Klubs noch Ende 2022 im grauen Mittelfeld.
Im Windschatten der Topklubs
Seitdem ist einiges in der Regionalliga Nordost passiert. Im Schatten der ostdeutschen Traditionsklubs hat die VSG Altglienicke eine Serie gestartet, die mit einem neuen Rekord enden könnte. Die Berliner sind 2023 noch ohne Niederlage und spülten sich mit sechs Siegen ohne (!) Gegentor in Folge zurück in die Aufstiegsregion. Als Tabellendritter hat das Team aus dem Südosten der Hauptstadt sechs Punkte Rückstand auf Spitzenreiter Erfurt und noch ein Spiel weniger absolviert als die anderen Titelkandidaten.
Altglienicke auf Rekordjagd
Der Trumpf ist die Betonabwehr, die auf Rekordpfaden wandelt. Steht auch gegen Chemnitz die null, wäre die Mannschaft von Karsten Heine die einzige in der Regionalliga-Historie, die sieben Mal in Folge ohne Gegentreffer geblieben ist. Der CFC will alles tun, um das zu verhindern – und zwar nicht, um Erfurt, Jena, Lok Leipzig und Cottbus ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, sondern um die eigene Talfahrt zu beenden. "Wir wollen die Negativserie stoppen und werden alles tun, um aus dieser Misere herauszukommen", macht CFC-Trainer Christian Tiffert im Interview mit "Sport im Osten" klar.
Nach den drei Niederlagen (0:1 gegen Erfurt, 0:2 gegen Cottbus und 0:3 gegen Chemie Leipzig) in Folge sehnen sich die Chemnitzer nach einem Erfolgserlebnis. Vor allem das 0:3 am letzten Wochenende wurmte den Coach: "Chemie hat gewonnen, weil sie es mehr wollten. Das darf nicht passieren", so der 41-Jährige.
Löwe fehlt gesperrt
Logisch, dass nach einer derartigen Niederlage kein Kuschelkurs angesagt ist. Stattdessen habe man das Spiel kritisch ausgewertet, mit Selbstreflexion und einer Analyse, erzählt der Coach. Jetzt braucht es die richtigen Schlüsse und das richtige Personal.
Apropos Personal: Tiffert wird, ob er will oder nicht, wechseln müssen, weil Chris Löwe gegen Chemie Leipzig seine fünfte gelbe Karte sah und gesperrt fehlt. Hinter Tobias Müller (angeschlagen) steht ein Fragezeichen. Ausfälle sind normalerweise die Chance, für Spieler aus der zweiten Reihe. "Sie müssen sich im Training anbieten. Das fehlt mir ein bisschen", sagt der Ex-Profi, der hofft, dass sich seine Kicker in der Ehre gepackt fühlen und mehr investieren als zuletzt.

Chris Löwe, einer der Schlüsselspieler beim Chemnitzer FC, fehlt gesperrt.
Heine-Elf ist die Mannschaft der Stunde
Altglienicke wird dem CFC alles abverlangen. Am 25. Januar haben die Heine-Schützlinge beim 1:1 gegen Germania Halberstadt letztmals Punkte abgegeben, seitdem ist man auf der Überholspur unterwegs. "Wir müssen griffig sein", fordert Tiffert, denn "wenn man Altglienicke ins Rollen kommen lässt, wird es bei diesen guten Offensivspielern schwer". 48 Tore hat die VSG erzielt, 19 steuerte das Top-Duo Tugay Uzan und Tolcay Cigerci bei. Altglienicke gehört damit neben Erfurt und Cottbus zu den Top 3 der Liga.
Der Angriff war schon immer der Trumpf, seit diesem Jahr hält auch die Abwehr dicht - dafür sorgt unter anderem Magdeburgs Aufstiegsheld Philip Türpitz, der in der Winterpause verpflichtet wurde. Tiffert weiß: "Wir müssen sie beschäftigen und damit meine ich nicht, den tödlichen Pass spielen, sondern sie durch viel Laufarbeit zu Fehlern zwingen."
Wird es wieder ein Spektakel unter Flutlicht?
Das Hinspiel endete mit einem 3:3-Spektakel, nach einer 2:0-Führung für die Chemnitzer. Es war damals eine Initialzündung für die Himmelblauen, die die folgenden acht Spiele nicht verloren und sich plötzlich mitten im Aufstiegsrennen wiederfanden. Das Thema Staffelsieg habe man damals trotzdem nie in den Mund genommen, auch in der Kabine nicht. "Das haben andere gemacht", sagt Tiffert, der nichts dagegen hätte, wenn es ähnlich wie in der Hinrunde läuft und der CFC im heißen Meisterschaftsfinale doch noch ein Wörtchen mitreden kann.
sst