Anthony Barylla (Erzgebirge Aue,23) gegen v.l. Jonas Nietfeld (Hallescher FC Halle,33),Jannes Vollert (Hallescher FC Halle,5),Torwart Tim Schreiber (Hallescher FC Halle,18)

Fußball | 3. Liga Beflügelte Auer empfangen kriselnden Halleschen FC zum Kellerduell

Stand: 14.10.2022 17:52 Uhr

Erstmals seit über sechseinhalb Jahren duellieren sich Erzgebirge Aue und der Hallesche FC wieder um Punkte. Beide stecken tief im Drittliga-Keller – doch während der HFC kriselt und André Meyers Trainerstuhl wackelt, hat Aue unter Interimschef Carsten Müller wieder Hoffnung geschöpft.

"Freitagabend, Flutlicht im Erzgebirgsstadion, es gibt bestimmt schlechtere Sachen, die die Jungs erleben könnten", lächelte Carsten Müller am vergangenen Dienstag auf dem Podium der diesmal vorzeitigen Spieltagspressekonferenz des FC Erzgebirge Aue vor dem mitteldeutschen Duell im Drittligakeller gegen den Halleschen FC am Freitagabend (14. Oktober, 19 Uhr, im Audio-Livestream und Ticker in der SpiO-App und auf sport-im-osten.de).

Aue "verlängert" mit Interimstrainer Carsten Müller

Veilchen vertrauen Interimstrainer Müller

Die Veilchen hatten gute Gründe für ihre vorgezogene PK – Sportchef Matthias Heidrich verkündete bekanntermaßen, dass der bislang überaus erfolgreiche Müller definitiv bis zur Winterpause Interimstrainer bleibt. Angefangen mit der Halle-Partie verantwortet der etatmäßige Nachwuchschef das Profiteam also noch für mindestens sechs Drittliga-Spiele sowie das Sachsenpokal-Achtelfinale in Bautzen. Nach der etwas holprig erfüllten Pokalpflicht in Eilenburg war beim zuvor noch sieglosen Zweitliga-Absteiger dank den beiden überzeugenden Spielen gegen Meppen und in Oldenburg jüngst endlich der Knoten geplatzt.

Unterschiedliche Stimmungslagen bei Aue und Halle

Die Begründung für das Vertrauen in Müller liegt also nahe: "Wenn man mal ganz blank schaut, bei 6:1 Toren aus den letzten beiden Spielen, dann ist offensiv etwas passiert, dann haben wir eine Standardstärke entwickelt, wir haben viele Torschützen und wir haben erst ein Gegentor kassiert, das wir dummerweise selbst gemacht haben", zählte Heidrich auf und attestierte Müllers Team dabei "eine gute Basis, einen guten Weg, den wir am Freitag hoffentlich weiter fortführen können."

Aue-Kapitän Männel: "Einigen Kredit zurückgewonnen"

Aue hat sich zunächst auf Rang 18 vorgearbeitet und zog nach Punkten (neun) mit dem nur noch einen Platz besser postierten Halleschen FC gleich. Gut 8.000 Zuschauer (davon 1.000 Gästefans aus Halle) erwarten die Verantwortlichen des FCE nun zu dieser brisanten Partie im Erzgebirgsstadion.

Dieser Zuspruch "freut mich sehr und zeigt, dass wir zuletzt einigen Kredit zurückgewinnen konnten", betonte FCE-Kapitän Martin Männel auf fc-erzgebirge.de, "wir haben uns ein stückweit freigraben können." Für HFC-Trainer André Meyer wiederum sei "klar, dass Aue nicht die ganze Saison über da unten stehen wird, dafür haben sie einfach eine zu gute Mannschaft".

Halle-Trainer André Meyer über die aktuelle Situation

HFC: Meyer ist "nicht über irgendein Endspiel informiert"

Nach nur zwei Siegen aus den ersten elf Partien und einer Durstrecke von derzeit vier Partien – der letzte Erfolg datiert vom ersten Septemberwochenende gegen Verl – muss der erst im Januar verpflichtete, frühere Auer Co-Trainer Meyer allem Anschein nach bereits um seinen Job bangen. "Ich bin nicht darüber informiert, dass in Aue irgendein Endspiel stattfinden soll. Es ist auch nicht die Aussage, die man jetzt treffen sollte", sagte der 38-Jährige dem MDR mit einem durchaus vernehmbaren Seitenhieb in Richtung der offenkundig an ihm zweifelnden HFC-Verantwortungsträger.

Meyer verwies auf die "vielen guten Ansätze" beim zurückliegenden torlosen Hallenser Heimremis gegen Kellerkonkurrent Borussia Dortmund II. Allerdings zeigte das Spiel einmal mehr, woran es vor allem hapert – den Saalestädtern fehlen die verlässlichen Knipser der Vorsaison, wie der zum BVB abgewanderte Michael Eberwein und nicht zuletzt Elias Huth. Die zehn Rückrundentore des wuchtigen Mittelstürmers waren ein Garant für den Klassenerhalt.

Elias Huth noch immer ohne Saisontor

Huth, um dessen Weiterverpflichtung sich HFC-Sportdirektor Ralf Minge im Sommer vergeblich bemühte, wurde später Helge Leonhardts Königstransfer. Doch der 25-jährige Hoffnungsträgers ist ein Spiegelbild der verkorksten ersten zwei FCE-Saisonmonate. Huth, der in wettbewerbsübergreifend elf Partien im Auer Trikot weder getroffen- noch eine direkte Torbeteiligung vorzuweisen hat, schmorte bei den bereits erwähnten Siegen über Meppen und Oldenburg sogar durchweg auf der Bank. Stattdessen nutzte Lenn Jastremski die Chance im Angriffszentrum.

Es spricht zunächst wenig dafür, dass Huth gegen seinen vorherigen Klub zurück in die erste Elf rückt – außer der zu Wochenbeginn erkältungsbedingt geschonte Dimitrij Nazarov würde nicht rechtzeitig fit. Auf Seiten der Hallenser wäre hingegen der bislang kaum berücksichtigte Ex-Auer Louis Samson von Aljaz Casars Ausfall (Oberschenkelverletzung) eine Alternative für den freien Platz im defensiven Mittelfeld.

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mhe