
Boxen | Profinacht in Chemnitz Aus Fehlern lernen - Tom Dzemski und Roman Fress vor Boxnacht in Chemnitz
Die Größe eines Boxers zeigt sich, wie er aus Niederlagen zurückkommt - so heißt es. Roman Fress und Tom Dzemski wollen am Samstag (01.04.2023) in Chemnitz zeigen, dass sie aus Fehlern der Vergangenheit gelernt haben. Dabei hilft auch ein Sensationssieg kürzlich in Kanada.
Titelkämpfe für die Profiboxer Tom Dzemski und Roman Fress am Samstag (01.04.2023) in Chemnitz: Halbschwergewichtler Dzemski greift nach dem EBU-EM-Gürtel, Cruisergewichtler Fress nach dem deutschen Meistertitel.
Kämpfe um EBU-EM und deutschen Meistertitel
Fokussiert und reflektiert wirken die beiden Profis vom Magdeburger SES-Boxstall bei der Pressekonferenz am Mittwoch (29.03.2023). Für Dzemski ist das Duell mit dem Franzosen Daniel Blenda dos Santos bereits der vierte Fight nach seiner bisher einzigen Niederlage, Fress steigt im "Kraftverkehr Chemnitz" in einem deutsch-deutschen Duell gegen Roman Gorst zum zweiten Kampf nach der ersten Niederlage seiner Karriere in den Ring.

Dirk Dzemski, Tom Dzemski, Roman Fress, Robert Stieglitz (v.l.n.r.).
Fress: "Ich hatte so eine Angst ..."
"Ich habe viel gutzumachen", blickt Fress auf die Punktniederlage vor zehn Monaten gegen den Nürnberger Armend Xhoxhaj zurück. "Ich war damals mit dem Kopf nicht da, nicht bereit für den Kampf", blickt der 29-Jährige zurück. Mit dem Abstand von fast einem Jahr kann Fress der Split Decision gegen ihn nun sogar etwas Gutes abgewinnen: "Ich hatte so eine Angst vor der ersten Niederlage. Das habe ich nun nicht mehr. Ich kämpfe nicht mehr mit Zweifeln. Dadurch konnte ich eine Schippe drauflegen", reflektiert der Magdeburger. Die neue Motivation hat auch Trainer Robert Stieglitz beobachtet: "Wir mussten etwas ändern. Roman hat da super mitgemacht. Er ist konditionell jetzt viel besser."
Roman-Roman-Duell im Cruisergewicht
Im Kampf um den vakanten deutschen Meistergürtel kommt es nun zu einem Roman-Roman-Duell: Fress trifft auf Namensvetter Gorst. Roman Gorst suchte sein Glück lange im Schwergewicht, ist kürzlich aber ins Cruisergewicht gewechselt. Für ein Achtungszeichen sorgte der 33-Jährige durch einen beherzten Auftritt im Oktober 2020 gegen Peter Kadiru. Den Kampf verlor Gorst zwar, lieferte Kadiru aber einen offenen Schlagabtausch. "Ich glaube nicht, dass Gorst durch das Runtergehen ins Cruisergewicht an Substanz einbüßt. Er ist im Cruisergewicht sicher viel besser aufgehoben", blickt Fress mit Respekt auf den Gegner.
Den Gürtel, um den es am Samstag geht, kennt Fress schon gut: Der deutsche Meistertitel war 2018 einst der erste Gürtel, den sich Fress als Profi umschnallen durfte. Nun soll er zum Symbol für einen Neustart werden.
Tom Dzemski: Niederlage "hat mich weitergebracht"
Neustart - das ist auch weiterhin das Motto für Tom Dzemski. Obwohl die einzige Niederlage seiner Karriere bereits zwei Jahre und vier Kämpfe zurückliegt, ist das Duell mit Michael Eifert immer noch präsent. Erst recht, weil Eifert erst vor Kurzem in Kanada ein Sensationssieg gegen Ex-Weltmeister Jean Pascal gelang. "Ja, da hätte auch ich stehen können. Das hätte auch mein Kampf sein können", sagt Dzemski mit etwas Wehmut in der Stimme. "Aber ich habe mich auch sehr für Micha gefreut, er hat einen super Kampf gemacht." Und letztlich habe ihn die Niederlage gegen Eifert auch besser gemacht: "Das hat mich weitergebracht. Ich bin entspannter geworden. Ich will nicht mehr mit dem Kopf durch die Wand."
Dirk Dzemski: "Geduldig sein"
Und das könnte gegen seinen nächsten Gegner ein Erfolgsrezept sein. Daniel Blenda dos Santos ist größer und mit 32 Jahren sechs Jahre älter als Dzemski. Mit 20 Siegen und einer Niederlage haben beide Boxer die identische Kampfbilanz. "Es ist ein großer Gegner. Da muss man viel zum Körper arbeiten, muss zum Bauch arbeiten", erklärt Trainer und Vater Dirk Dzemski: "Das soll und will Tom machen. Und er soll geduldig sein. Er hat zwölf Runden Zeit. Und er hat die Kondition dafür."

Tom Dzemski (li.) und Gegner Daniel Blenda dos Santos (re.)
Dos Santos - kein Aufbaugegner
Dos Santos ist kein Aufbaugegner, das machte der Franzose bereits bei der ersten PK im Februar deutlich. "Im Ring gibt es Krieg", ließ der Franzose damals per Videobotschaft verkünden. Am Mittwoch und live in Chemnitz präsentierte sich der Franzose weniger martialisch. "Ob es einen K.o. geben wird, kann ich nicht sagen. Ich bin auch für einen Kampf über die Runden vorbereitet. Als Profi muss ich schauen, was mein Gegner macht und mich dann anpassen."
"Es wird dritten Kampf Eifert vs. Dzemski geben"
"Tom hatte auf dem Niveau die besseren Gegner. Tom ist im Vorteil", weiß Coach Dzemski - und begründet das auch mit der Niederlage gegen Eifert: "Auch mit dem Wissen, dass Michael da letztens so einen Erfolg hatte. Tom und Michael hatten zwei enge Kämpfe. Der Sieg von Michael gegen Pascal war auch eine Bestätigung für Tom", ergänzt Dzemski und blickt bereits in die Zukunft: "Es wird sicher einen dritten Kampf geben."
Vogel vor Junioren-WM - Deines im Ring
Auf baldige Titelkämpfe können auch Julian Vogel und Adam Deines hoffen. Für Super-Weltergewichtler Vogel (10 Kämpfe, 10 Siege) wird sein Kampf gegen Ali Hasso aus Syrien (7 Kämpfe, 5 Siege) eine Bewerbung für einen Junioren-WM-Kampf. Das verkündete Promoter Ulf Steinforth: "Gewinnt Julian, kommt noch in diesem Jahr die Junioren-WM." Adam Deines, der im März 2021 in Moskau im Kampf seines Lebens gegen Dreifach-Weltmeister Artur Beterbiev verlor, steigt für sechs Runden in den Ring. Eigentlich sollte der Magdeburger im Januar in den USA gegen Dreifach-Weltmeister Joe Smith Jr. boxen. Doch der Kampf kam wegen einer Corona-Infektion des US-Amerikaners nicht zustande. Jetzt hofft Deines auf eine neue Titelchance noch in diesem Jahr.