
Fußball | 2. Bundesliga 1. FC Magdeburg dreht verrückte Partie in Kiel und setzt Ausrufezeichen im Abstiegskampf
Was für eine Reaktion auf die konfliktreichen letzten Tage: Der 1. FC Magdeburg zog in einer mitreißenden Partie bei Holstein Kiel den Kopf noch aus der Schlinge und meldet sich dank eines emotionalen Auswärtssieges zurück im Kampf um den Klassenerhalt.
Der 1. FC Magdeburg hat im Abstiegskampf ein ganz dickes Ausrufezeichen gesetzt. Die Elbestädter siegten trotz zweimaligem Rückstand noch mit 3:2 (1:1) bei Holstein Kiel und springen dank dieses sechsten Sieges für mindestens eine Nacht auf Nichtabstiegsrang 15. Daniel Elfadli (45.) und Herbert Bockhorn (70.) hatten in einer mitreißenden Partie vor 11.161 Zuschauern die jeweilige Kieler Führung von Patrick Erras (33.) und Jann-Fiete Arp (54.) ausgeglichen, ehe FCM-Topscorer Moritz-Broni Kwarteng auf Vorlage von Baris Atik den vielumjubelten Siegtreffer erzielte (86.).
Erras belohnt Kiel – Elfadli gleicht aus dem Nichts aus
Der zuletzt gelbgesperrte Atik, Kai Brünker und Kapitän Amara Condé wurden von Christian Titz in die Startelf zurückbeordert – zudem gab Winterneuzugang Maximilian Ullmann auf der linken Seite sein Debüt von Beginn an. Und nicht zuletzt die Defensivspieler Condé und Ullmann waren im mit Anpfiff gestarteten Sturmlauf der Gastgeber gleich gefordert. Die Gäste kamen gegen die zunächst hoch pressenden Störche kaum zum Durchatmen. Mittelstürmer Hólmbert Aron Fridjónsson zimmerte eine Direktabnahme über die Latte (6.), um keine Minute später den Ex-Kieler Dominik Reimann im FCM-Kasten zu fordern, bevor Silas Gnaka die Situation auf der Linie bereinigte (7.). Zudem schoss Timo Becker aus der Drehung knapp vorbei (15.). Reimann – so viel vorweg – sollte in dieser Partie kaum eine ruhige Minute gestattet bekommen. Zunächst aber brauchte es seine Glanztat gegen Fabian Reese, um den Rückstand noch zu verhindern (33.).
Der fiel jedoch beinah folgerichtig nach der nächsten Ecke, weil sowohl Fridjónsson per Kopf als auch Torschütze Patrick Erras mit der Fußspitze den entscheidenden Schritt eher am Ball waren als ihre Magdeburger Gegenspieler (33.). Zwar zeigten Daniel Heber (38.) und Atik mit einem Freistoß (40.), dass auch der FCM zu Offensive gewillt war – die nächste Großchance aber vergab Kiels Simon Lorenz freistehend volley aus sechs Metern (41.). Trotzdem ging es mit 1:1 in die Pause. Brünker schmiss sich gegen drei KSV-Verteidiger in den Schuss, der Abpraller fiel Elfadli vor die Füße, der von der Fünfmeterraumkante die Nerven behielt (45.).
Bockhorn bringt FCM zurück – Matchwinner Kwarteng und Reimann
Die Sachsen-Anhalter kamen dann eigentlich besser aus der Kabine, Mohammed El Hankouri hob einen ersten Versuch drüber (52.), aber eine Unachtsamkeit nach langem Einwurf und Beckers Zufallsvorlage brachten dem zur Pause eingewechselten Arp in Position, die er sich nicht entgehen ließ (54.). Das Titz-Team lag erneut zurück und Holstein setzte nach: Beckers Kopfball landete auf dem Tornetz (57.), Philipp Sanders Pfund zischte über die Latte (59.), Reimann wehrte Lorenz‘ freien Kopfball ab (63.) und Steven Skrzybski fehlte bei einem Bogenlampen-Kunstschuss aus 30 Metern nicht viel (68.).
Das Tor aber erzielte der bisherige Tabellenletzte. Tatsuya Ito, der wie der ebenfalls eingewechselte Jason Ceka ordentlich Schwung auf den Rasen brachte, legte zurück auf Bockhorn, der von der Strafraumgrenze aus ausglich (70.). Es war der Startschuss zu einer furiosen Schlussphase. Die Magdeburger hatten Lunte gerochen. Ito hob an den langen Pfosten, wo die Kieler doppelt in ärgster Bedrängnis abwehrten, dann Kwarteng aus 18 Metern an den Pfosten drosch und Atik vor seinem Abstaubertreffer im Abseits stand (73.). Aber der FCM hatte noch einen in petto – und zwar Moritz-Broni Kwarteng. Der Topscorer chippte nach feiner Vorarbeit von Ito und Atik das zwischenzeitlich kaum für möglich gehaltene Führungstor der Gäste ins Netz (86.). Dass dieses auch wirklich den Sieg bedeutete, lag an Dominik Reimann, der in der sechsten Minute der Nachspielzeit im Eins-gegen-Eins mit Arp sensationell parierte.
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mhe