Mönche spielen Fußball

Laufen ist nicht alles Laufen ist nicht alles: Extremsportler Sascha Gramm kickt gegen Mönche im Himalaya

Stand: 24.05.2023 10:38 Uhr

Extremsportler Sascha Gramm reist für einen Etappenlauf erstmals ins Himalaya-Gebirge. Die ärgsten Gegner dort: dünne Luft und viele Höhenmeter. In einem Kloster in Bhutan wird er gegen buddhistische Mönche Fußball spielen. Das Ergebnis wird aber zweitrangig sein.

Von Jörn Perske

Extremsportler Sascha Gramm ist als Etappenläufer bereits vielen Herausforderungen und Abenteuern in fernen Ländern begegnet. Der 44-Jährige aus dem osthessischen Hosenfeld ist schon Hunderte Kilometer durchs australische Outback, durch Salzwüsten in Bolivien und den Dschungel auf einer westafrikanischen Insel gelaufen.

Doch bald betritt Sascha Gramm Neuland. Er nimmt in Bhutan in Asien an einem Etappenlauf teil, der am Sonntag beginnt. Das kleine, bei Bergsteigern beliebte Land liegt am östlichen Rand des Himalayas und ist bekannt für seine spektakulären Landschaften, die von subtropischen Ebene bis zu steilen Bergen reichen.

Mehr als 10.000 Höhenmeter stehen bevor

Über die sechs Lauftage hinweg steht Gramm eine Gesamtdistanz von 200 Kilometern bevor - mit Etappen bis zu 54 Kilometern täglich. Das ist zwar für seine Verhältnissen nicht viel. Aber er wird etliche Höhenmeter zurücklegen. Es geht 10.800 Meter aufwärts und 8.000 Meter abwärts beim The Last Secret genannten Lauf.

Der Höhepunkt, der sich quasi nebenbei im Rahmenprogramm ereignen wird, steht ihm zur Halbzeit des Rennens bevor. Nach der dritten Laufetappe wird er am Dienstag (30. Mai ) gegen buddhistische Mönche ein Fußballspiel bestreiten. Die Läufer aus dem 60-köpfigen, internationalen Teilnehmerfeld werden eine Mannschaft zusammenstellen, die gegen ein Team von Jung-Mönchen aus dem Königreich Bhutan antritt.

Mönche in der Höhe selten besiegt

Die Mönche stammen aus dem 3.600 Meter hoch gelegenen Kloster Phajoding. Gespielt wird auf einem dortigen Bolzplatz, wie Gramm erfahren hat. "Die Mönche werden in der Höhe, in der ihr Kloster liegt, nicht häufig besiegt, wenn sie gegen Gäste-Teams spielen." Von den sieben bisherigen Partien gegen die Läufer haben die Mönche vier gewonnen, zwei verloren und einmal endete es Unentschieden.

Gramm ahnt, dass der Gegner keine Gastgeschenke verteilen wird: "Das Spiel ist das jährliche Highlight für die Mönche. Sie trainieren vorher ausgiebig dafür." Wenn sie dann dem Läufer-Team gegenüberstehen werden, wird es womöglich ungewöhnlich aussehen. Denn auch beim Fußball legen die Ordensbrüder ihre alltägliche Bekleidung nicht ab und wechseln nicht in Sportbekleidung. "Die Mönche spielen in Mönchskutten und Slipper", wie Gramm aus den Vorjahren berichtet bekam.  

Fußballspiel zur Völkerverständigung

Das Resultat dieses Freundschaftsspiels werde natürlich zweitrangig sein, betont Gramm. "Bei der Partie geht es um die Begegnung der Menschen. Es ist ein Austausch der Kulturen. Der Sport soll zur Völkerverständigung beitragen. Es wird bestimmt ein tolles Erlebnis für alle."

In der gebirgigen Lage werden die Mönche einen Vorteil haben, weil sie sich an die Höhenluft gewöhnt haben und mit körperlichen Anstrengungen besser klarkommen, ist sich Gramm sicher. Wie die Höchstleistungen in der Höhe beim Etappenlauf zu bewältigen sind, wird auch der Knackpunkt für die Athletinnen und Athleten. Der Großteil des Rennens wird sich auf einem Höhenniveau von etwa 3.500 Metern über dem Meeresspiegel bewegen. "Drei Pässe müssen überwunden werden", berichtet Gramm beim Blick auf die Etappen.

Höhentrainingslager absolviert

Zur Vorbereitung hat Gramm auch eine Art Höhentrainingslager absolviert. Dafür ist er in ein Fitnessstudio nach Niedersachen gefahren, dass einen Raum hat, in dem unterschiedliche Höhenlagen simuliert werden können. "In der Höhe wirkt die Luft dünner. Man braucht vermehrt rote Blutkörperchen für den Sauerstoff-Transport", erklärt Gramm.

Dieses Training soll ihn auf die besonderen körperlichen Strapazen eingestellt haben. "Ich bin gespannt, wie sich die anderen Läufer vorbereitet haben und mit den Bedingungen vor Ort zurechtkommen."

Die Ziellinie befindet sich am Freitag (2. Juni) am wohl spektakulärsten und mystischsten Kloster der Erde, dem Taktshang Goemba Kloster, auch Tigers Nest genannt und mehr als 3.100 Meter hoch gelegen. Es ist ein oft abgebildetes, kulturelles Wahrzeichen des Königreichs Bhutan.

Lange Liste sportlicher Erfolge

Mit dem Lauf im Himalaya-Gebirge schreibt Gramm ein weiteres Kapitel seiner Sport-Karriere auf. Die Liste seiner Erfolge ist lang: Gramm wurde unter anderem schon Zweiter beim Ultra Africa in Mozambique, Zweiter beim Ultra Bolivia durch die höchstgelegene Salzwüste der Welt (Salar de Uyuni), Dritter beim Ultra Asia in Vietnam und Zehnter beim 520 Kilometer langen Lauf The Track durchs australische Outback - bei Temperaturen bis zu 50 Grad.

Gramm sagt: "Mich interessieren Rennen an Orten, wo man normal nicht hinkommt, um Sport zu treiben. Mich motiviert, das scheinbar Unmögliche möglich zu machen. Über die Schmerzgrenze zu gehen, um Ziele zu erreichen." Doch diesmal geht es nicht nur um sportliche Meriten und Höchstleistungen. Der Lauf im Himalaya und die Begegnung mit den Mönchen macht es besonders.