Frustrierte Bayern nach der 1:2-Pleite in Leverkusen

Bundesliga "Wenig Mentalität" - Scheitert der FC Bayern an den vermeintlich "Kleinen"?

Stand: 20.03.2023 12:09 Uhr

Nach der Niederlage gegen Leverkusen blickt der FCB-Trainer Julian Nagelsmann auf das "Endspiel" gegen Borussia Dortmund. Doch den FC Bayern brachten in dieser Saison vor allen Dingen vermeintlich schwächere Gegner ins Stolpern.

Von Raphael Weiss

Der FC Bayern ist Tabellenzweiter. Nach der 1:2-Niederlage gegen Leverkusen mussten die Münchner die Tabellenführung abgeben. So spät in der Saison ist das eine ungewohnte Situation. Das letzte Mal, dass die Münchner am 25. Spieltag nicht als Tabellenführer in den Saisonendspurt gingen, war vor mehr als zehn Jahren. Genauer: In der Saison 2011/12.

Damals thronte Borussia Dortmund an Platz eins - und ließ sich von dort auch nicht mehr verdrängen. Es war das bislang letzte Mal, dass am Ende der Bundesligasaison nicht rot-weiße Konfetti in den Himmel gefeuert wurden und die Bayernspieler mit Weißbier aufeinander Jagd machten.

Nagelsmann ruft Endspiel gegen den BVB aus

Noch hat es der FC Bayern in der eigenen Hand, dass sich diese Bilder in diesem Jahr dennoch zum elften Mal in Folge wiederholen. Schon am kommenden Wochenende kommt es zum Duell zwischen Bayern München und Borussia Dortmund. Kein Wunder, dass Nagelsmann nach der Niederlage in Leverkusen möglichst schnell den Blick nach vorne richtete und das Spitzenspiel zum Endspiel um die deutsche Meisterschaft machte: "Wir müssen gegen Dortmund gewinnen, sonst wird es schwierig mit der Meisterschaft", sagte er.

Doch damit der FC Bayern Meister wird, braucht es deutlich mehr als einen Sieg gegen den ewigen Rivalen. Denn dessen Tabellenführung ist nicht nur der Stärke des BVB geschuldet - das Team von Julian Nagelsmann spielt nicht auf dem Niveau, das man aus dem vergangenen Jahrzehnt vom Rekordmeister kennt. 52 Punkte stehen nach diesem 25. Spieltag auf dem Konto der Münchner und damit so wenige wie seit dieser Saison 2011/12 nicht mehr. Damals waren es 51. Seither konnte der FC Bayern zu diesem Zeitpunkt mindestens 55 Punkte vorweisen - was auch in der aktuellen Saison die Tabellenführung bedeuten würde.

Salihamidzic: "Nicht das, was Bayern München bedeutet"

Kein Wunder, dass Nagelsmanns Vorgesetzter Hasan Salihamidzic nach Niederlage gegen Leverkusen drastische Worte wählte: "Das war nicht das, was Bayern München bedeutet. So wenig Antrieb, so wenig Mentalität, so wenig Zweikampfführung, so wenig Durchsetzungsvermögen habe ich selten erlebt", sagte der Sportvorstand nach dem Spiel.

Es ist eine Beobachtung, die man in dieser Saison häufiger treffen konnte. Vor allen Dingen wenn es gegen vermeintlich schwächere Gegner geht, tritt der FC Bayern häufig nicht mir der nötigen Konzentration und dem Antrieb auf, den er gegen Spitzenteams und in der Champions League wie selbstverständlich an den Tag legt.

Benjamin Pavard

Glanzvorstellung gegen Mbappé, Slapstick gegen Adli

In der Champions League stürmt der FC Bayern von Erfolg zu Erfolg. Erst blieben die Münchner in der Gruppenphase ohne Punktverlust, gewannen gegen Inter Mailand und FC Barcelona ohne Gegentor und behielten dann auch zuletzt gegen die vielleicht beste Offensive im Weltfußball von Paris Saint-Germain bei den beiden Siegen eine weiße Weste. Die einzigen Gegentore in der Königsklasse kassierte man gegen einen schwachen Gegner: Viktoria Pilsen.

Während der Achtelfinal-Spiele bekämpften Benjamin Pavard, Dayot Upamecano und Matthijs de Ligt Lionel Messi, Neymar und Kylian Mbappé aufopferungsvoll und ließen sie über weite Strecken in ihrem Deckungsschatten verschwinden. In den darauffolgenden Bundesliga-Partien leisteten sie sich gegen Leverkusen und dem wenig souveränen 5:3-Sieg gegen den FC Augsburg krasse Fehler und verursachten je einen Elfmeter.

17 Punkte verloren - der FC Bayern wackelt gegen die "Kleinen"

Diese Unkonzentriertheiten - oder in den Worten von Salihamidzic: fehlender Antrieb, Mentalität und Durchsetzungsvermögen - ziehen sich durch die gesamte Saison. 17 der nicht geholten 23 Punkte ließen die Münchner gegen Mannschaften jenseits der Top fünf der Tabelle liegen und somit gegen Mannschaften, die eigentlich weit außerhalb der Gewichtsklasse des FC Bayern agieren.

Es kann also gut sein, dass das Team von Julian Nagelsmann beim "Endspiel" gegen Borussia Dortmund wieder einmal das Champions-League-Gesicht zeigt und eine Galavorstellung bietet. Doch für den Ausgang der Bundesliga wird mindestens genauso entscheidend, wie sich der FC Bayern dann gegen Hoffenheim, Mainz, Köln, Bremen, Schalke und Berlin präsentiert.

Quelle: Blickpunkt Sport 19.03.2023 - 21:45 Uhr