FC Bayern Frauen

Teamcheck FC Bayern Frauen - der Traum vom großen Coup

Stand: 12.09.2022 09:47 Uhr

In der vergangenen Saison lief es bei den FC Bayern Frauen nicht nach Plan. Jetzt starten die Münchnerinnen mit neuem Trainer und prominenter Verstärkung.

Von Marjorie Maurer

Die Ambitionen sind groß, die Erwartungshaltung hoch. Die FC Bayern Frauen arbeiten akribisch an der neuen Saison. Dafür trennte man sich von Trainer Jens Scheuer und verpflichtete mit der Britin Georgia Stanway einen prominenten Neuzugang. Alles für ein Ziel: den Traum vom großen Coup. In München will man sich endlich an der europäischen Spitze festsetzen und dafür in der Königsklasse ein erstes Ausrufezeichen setzen.

So lief die vergangene Saison

Die Zielsetzung vor der Spielzeit war eindeutig: Nach dem Meisterschaftsgewinn 2021 sollte mindestens der Titel verteidigt werden. Auch das Double aus Meisterschaft und Pokal schien ein realistisches Ziel. Doch nach einem Traumstart mussten sich die Münchnerinnen ab dem 7. Spieltag mit der Rolle des Jägers abfinden.

Bis zum Ende der Saison konnten die Bayern Frauen den VfL Wolfsburg nicht mehr entthronen. Es blieb nur der Vizemeistertitel. Auch im Pokal zog der FCB den Kürzeren. Im Halbfinale kassierten die Münchnerinnen eine 1:3-Niederlage vor heimischer Kulisse, die titellose Saison war besiegelt.

Ein Highlight gab es in der sonst eher trostlosen Saison der Münchnerinnen dennoch: Erstmals durften die Spielerinnen im Viertelfinale der Champions League in der Allianz Arena auflaufen. 13.000 Zuschauer waren in der Arena zu Gast: Rekordkulisse für die FC Bayern Frauen und der Lohn für das, was die Bayerinnen in den vergangenen Jahren erreichten. Und doch war am Ende kaum jemand mit der Saison zufrieden. Zu groß waren die Ambitionen vor der Spielzeit, zu wenig stand am Ende zu buche.

Konsequenzen wurden gezogen. In "einvernehmlichen Gesprächen" beschlossen der Klub und Cheftrainer Scheuer getrennte Wege zu gehen. Die Trennung kam überraschend, Scheuer hatte das Team seit seiner Verpflichtung 2019 kontinuierlich weiterentwickelt.

Der Neue

Neue Impulse soll nun sein Nachfolger Alexander Straus setzen. Der 46-Jährige war der Wunschkandidat der Münchner. In seiner Heimat wurde er zuletzt norwegischer Meister mit SK Brann. "Er bringt langjährige und vielseitige Erfahrungen auf Topniveau mit. Alexander zeichnet aus, Spielerinnen und Mannschaften weiterentwickeln zu können. Für uns wie unseren neuen Cheftrainer wird das ein Neustart, in dem eine große Chance liegt", sagte Abteilungsleiterin Karin Danner.

Der neue Trainer bei den FC Bayern Frauen: Alexander Straus

Der neue Trainer bei den FC Bayern Frauen: Alexander Straus

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Der neue Coach hat große Ziele mit seinem neuen Klub: "Als Teil eines großen Klubs wie dem FC Bayern muss es immer unser Ziel sein, jeden Wettbewerb zu gewinnen, an dem wir teilnehmen", sagte Straus.

Straus: "Nicht alles auf den Kopf stellen"

Es ist die erste internationale Station für den Norweger. Spannend wird sein, wie lange der Anpassungsprozess dauern wird. "Ich habe Allergrößten Respekt vor der Arbeit, die der vorherige Trainer Jens Scheuer und sein Stab hier geleistet haben”, sagte er über seinen Vorgänger. "Ich werde also sicher nicht alles auf den Kopf stellen, sondern versuchen, die Mannschaft Stück für Stück weiterzuentwickeln."

Wer kommt, wer geht?

Mit Marina Hegering (VfL Wolfsburg) und Carina Wenninger (AS Rom) hat der FC Bayern zwei Leistungsträgerinnen und Stützen im Team verloren. Hegering, die zur neuen Saison zum Ligakonkurrenten VfL Wolfsburg wechselte, stellte während der EM ihre starke Defensiv-Qualität unter Beweis und wurde in die Elf des Turniers berufen. Die Stabilität in der deutschen Abwehr, die nur drei Gegentreffer im gesamten Turnierverlauf kassierte, ist unter anderem auf Hegering zurückzuführen, die dem deutschen Spiel Sicherheit gab.

Wenninger, die 15 Jahren beim Vizemeister spielte, wird vorerst auf eigenen Wunsch für eine Saison an die AS Rom verliehen. Ihr Vertrag in München läuft noch bis 2024. Stand jetzt soll die Österreicherin nach der Spielzeit wieder zurück in die bayerische Landeshauptstadt kehren.

Daneben haben auch Viviane Asseyi (West Ham United), Lineth Beerensteyn (Juventus Turin) und Andrea Gavric (1. FC Köln) den Klub verlassen.

Georgia Stanway: Bayerns prominentester Neuzugang

Die Bayern wollen sich neu aufstellen und haben dafür auf dem Transfermarkt zugeschlagen. Promintester Neuzugang bei den Münchnerinnen ist die englische Nationalspielerin und Europameisterin Georgia Stanway. Die 23-Jährige kommt von Manchester City und soll mit ihrem dominanten Spielstil und ihrer Aggressivität gegen den Ball dafür sorgen, dass den Bayerinnen auch in der Champions League der ganz große Coup gelingt.

Georgia Stemway und Lina Magull nach dem EM-Finale 2022. Stemway wurde Europameisterin, Deutschland verlor das Endspiel.

Georgia Stemway und Lina Magull nach dem EM-Finale 2022. Stemway wurde Europameisterin, Deutschland verlor das Endspiel.

Dafür soll auch Emelyne Laurent sorgen. Die Französin kommt von Olympique Lyon und gilt als schnelle Außenbahnspielerin. Die 23-Jährige wurde dreifache französische Meisterin, 2022 wurde sie Champions-League-Siegerin. "Beim FC Bayern wird sehr hart und gut mit den Spielerinnen zusammengearbeitet und trainiert. Hier wird das Potenzial aus den Spielerinnen herausgeholt", sagte Laurent. "Das ist ein Grund, warum ich mich für Bayern entschieden habe."

Verstärkung in der Defensive

Mit Tainara de Souza de Silva hat sich der FCB in der Defensive verstärkt. Die 23-Jährige ist die erste weibliche brasilianische Spielerin bei den Münchnerinnen und kommt wie Laurent aus der französischen Liga.

Neben der Brasilianerin haben die Bayerinnen auch die Norwegerin Emilie Bragstad für die Defensive verpflichtet. Die 20-Jährige wurde schon im Januar vom FCB unter Vertrag genommen, blieb aber zunächst auf Leihbasis bei Rosenborg Trondheim. In diesem Sommer wechselte sie fest an die Isar.

Erwartungen an die Saison

Die Münchnerinnen gehören neben dem VfL Wolfsburg, Eintracht Frankfurt und die TSG Hoffenheim zu den Topteams der Liga. Die Erwartungshaltung ist dementsprechend hoch: Neben dem Gewinn der Meisterschaft soll in dieser Saison auch in der Königsklasse angegriffen werden. Eine titellose Saison darf nicht zur Regel werden.

Das langfristige Ziel der Münchnerinnen: unter die Top-Vier Europas zu kommen. Das unterstreicht die Verpflichtung von Stanway einmal mehr. Die beste Platzierung erreichten die Bayerinnen bislang unter Ex-Trainer Scheuer mit dem Einzug ins Champions-League-Halbfinale 2020/21.

Ob das auch schon in der ersten Saison unter Neu-Coach Straus der Anspruch sein kann, wird sich zeigen. Der Trainer muss die Neuzugänge in das Spielsystem integrieren und im Idealfall auch endlich in München den Frauenfußball-Hype, der während der Europameisterschaft entstanden ist, mitnehmen. Der Traum vom großen Coup aber bleibt bestehen.

Quelle: BR24 Sport 08.09.2022 - 16:54 Uhr