BR24 Sport Selina Grotian: Abgezocktes Biathlon-Talent aus Mittenwald
Selina Grotian zählt weltweit zu den stärksten Biathlon-Nachwuchstalenten. Im Januar feierte die Mittenwalderin den EM-Titel in der Verfolgung, die Silbermedaille in der Mixed-Staffel und Bronze im Einzel. Nun winkt der 18-Jährigen das Weltcup-Debüt.
Schon früh eiferte Grotian ihren beiden älteren Brüdern nach und begann als Sechsjährige mit dem Skilanglauf. Drei Jahre später fing sie mit dem Biathlon an und gehörte schnell zu den stärksten Skijägerinnen ihres Jahrgangs in Deutschland. Die für den Skiclub Mittenwald startende 18-Jährige ist die DSV-Hoffnung, die in Zukunft für Siege und Podestplätze bei den Biathletinnen sorgen soll.
Zweifache Junioren-Europameisterin
Nachdem Abitur im vergangenen Jahr wurde Grotian in die Sportfördergruppe der Bundeszollverwaltung, das Zoll-Ski-Team, aufgenommen. Bei den Junioren-Europameisterschaften 2022 auf der Pokljuka gewann der Teenager mit Laufbestzeit die Goldmedaille im Sprint und in der Verfolgung.
Kompletter Medaillensatz bei den IBU-Europameisterschaften
Zu Beginn diesen Winters qualifizierte sich Grotian für das deutsche IBU-Cup-Team und gab ihr Debüt im internationalen Erwachsenenbereich. Im schwedischen Idre erreichte der Youngster im Sprint gleich den ersten Sieg in der Rennserie. Bei der EM im schweizerischen Lenzerheide gewann die Mittenwalderin das Verfolgungsrennen, holte die Silbermedaille mit der Mixed-Staffel und Bronze im Einzel, womit sie die Titelkämpfe als erfolgreichste Skijägerin abschloss.
Abgezockt zum Erfolg
Wie Grotian selbst sagt, gehört zu ihrer größten Stärke, ihre Abgezocktheit in den entscheidenden Wettkampfphasen - auch am Schießstand.
Kein Wunder, schließlich sind das auch die Stärken von ihrem großen Vorbild Denise Herrmann-Wick. Grotian bewundert "ihre Nervenstärke beim Schießen und natürlich ihre Laufleistung."
Kaum Nachwuchs-Sorgen bei den Biathlon-Frauen
Der deutsche Frauen-Trainer Kristian Mehringer kann hoffnungsvoll in die Zukunft blicken. Er stellte fest, dass die Lage im Biathlon-Nachwuchs der Frauen "freundlicher" ausschaut als bei den deutschen Männern. Bei der WM in Oberhof zeigten die beiden 25-jährigen Biathletinnen Sophia Schneider und Hanna Kebinger, dass sie bereit sind, in die großen Fußstapfen von Denise Herrmann-Wick zu treten.
Und dann stehen da auch die 22-jährige Lisa Spark vom SC Traunstein und eben Selina Grotian in den Startlöchern. Aber es gehe laut Mehringer jetzt darum, diese Talente nicht zu verheizen, sondern sie "zielführend Richtung Weltspitze zu bringen".
Weltcup-Debüt in Sicht
Aktuell wird Grotian am Biathlon-Stützpunkt des Skigaus Werdenfels in Kaltenbrunn von Bernhard Kröll trainiert - einem sehr erfolgreichen Lehrmeister. Der "Meistermacher" formte unter anderem Magdalena Neuner und Laura Dahlmeier zu Olympiasiegerinnen. Kröll will sie mit ihren berühmten und äußerst erfolgreichen Vorbildern nicht vergleichen, er lässt die 18-Jährige sie selbst sein: "Die Selina ist die Selina und sie wird die Selina bleiben."
Bis zum Olympiasieg ist es ein weiter Weg für Grotian, aber das Weltcup-Debüt ist in greifbare Nähe gerückt. Der Teenie ist bereit, den Biathlon-Gipfel in Angriff zu nehmen und sich mit den besten Skijägerinnen der Welt zu messen.
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Quelle: Mittagsmagazin 07.03.2023 - 13:00 Uhr