Olaf Thon

BR24 Sport Olaf Thon: "Bayern ist nicht Erster, das war kein Blitz"

Stand: 24.03.2023 20:07 Uhr

Die Art und Weise der Freistellung von Julian Nagelsmann ist das eine. Die war, da herrscht Einigkeit, des FC Bayern nicht würdig. Ob der Rekordmeister handeln musste, darüber gehen die Meinungen auseinander. Olaf Thon glaubt ja.

Von BR24Sport

Im "BR24Sport live" sagte der frühere Bayern- und Nationalspieler, er hätte sich zwar gewünscht, dass die Bayern mit Nagelsmann weitermachen. Der Verein habe sich aber wohl zum Handeln gezwungen gesehen: "Das war kein Blitz", so Thon in Anspielung auf die Schlagzeile in der Gazzetta dello Sport zur überraschenden Trainerentlassung ("Ein Blitz wie aus heiterem Himmel"). "Denn wenn wir auf die Tabelle schauen - was sehen wir da? Bayern steht nicht auf Platz eins, und das heißt für einen Bayerntrainer: Gefahr!"

Der Weltmeister von 1990 glaubt, dass sich die Bayern zum Handeln gezwungen gesehen haben, weil sie wohl dachten, ihre Ziele, die erneute Meisterschaft und den Einzug ins Champions-League-Finale, mit ihm nicht zu erreichen: "Ich glaube, Nagelsmann hat im zwischenmenschlichen Bereich mit den Bossen ein Problem gehabt." Dazu sei die Geschichte mit seiner Freundin gekommen, er habe ein paarmal dünnhäutig reagiert, und sicher seien auch nicht alle Spieler immer zufrieden gewesen mit ihrer Rolle. Dazu kamen dann sportliche Probleme, auch durch Verletzungen.

Thon enttäuscht über das "Hire and Fire"

Thon weiter: "Wir haben Augen im Kopf. Wenn man in diesem Jahr zehn Punkte weniger macht als der ärgste Konkurrent, dann ist was im Argen." Trotzdem sei er enttäuscht "über dieses 'Hire and Fire' und darüber, Fehler nicht mal bei anderen zu suchen. Das finde ich nicht gut." Und zur Art und Weise sagte er: "Die Ablösung ging nicht offen und fair vonstatten, das hätte man anders lösen können. Da ist vieles hintenrum geschehen."

In der Tat hat Nagelsmann wohl im Kurz-Skiurlaub in Tirol von Journalisten erfahren, dass er abgelöst werden soll, bevor es am Freitag an der Säbener Straße zu einem rund 45-minütigen Gespräch kam. "Symptomatisch für die letzten Monate und Jahre beim FC Bayern" nennt dies BR-Bayernreporter Dominik Vischer, den vor allem der Zeitpunkt der Absetzung Nagelsmanns überrascht hat.

Vischer: "Nagelsmann hat geliefert"

"Man hat ihm gesagt, er muss in der zweiten Saison liefern. Und er hat geliefert, wenn man sieht: Man hat Barca und Inter zweimal geschlagen, man hat Paris so dominiert und trotz Messi und Mbappé ohne Gegentor ausschaltet, und man hat die Möglichkeit, wieder an Dortmund vorbeizuziehen. Sportlich ist überhaupt nichts passiert aus meiner Sicht."

Klar sei: Die Bosse gehen mit der Entscheidung ein großes Risiko ein: "Was ist, wenn man gegen Dortmund verliert und gegen Manchester City ausscheidet?", fragt Vischer.

Was den Nachfolger Thomas Tuchel angeht, so glaubt Olaf Thon, dass das passen könnte: "Das kann passen. Absolut. Ich bin aber kein Hellseher. Ich denke, irgendwann kommt der richtige Trainer und läutet eine Ära ein, und warum soll er das nicht sein?"

Neue Trainer-Ära - warum nicht mit Thomas Tuchel?

Nagelsmanns Karriere, so die Einschätzung des Ex-Profis, werde aber sicher weiter gehen: "Wir werden ihn noch bei vielen großen internationalen Vereinen sehen. Jetzt wurde ein etwas anderer Typ genommen, der mehr seine Ideen durchsetzt á la Pep Guardiola. Ob er ein schwieriger Typ ist oder nicht: Wichtig wird sein, dass Tuchel mit Bossen zurecht kommt, die Mannschaft im Griff und die Fans hinter sich hat." Dann sehe er gute Chancen, dass die Bayern ihre Saisonziele doch noch erreichen.

Quelle: BR24 24.03.2023 - 16:15 Uhr