Dank an die Torschützen: Trainer Julian Nagelsmann mit Jamal Musiala und Alphonso Davies.

DFB-Pokal in Mainz Nagelsmanns Taktik-Kniff belebt die Bayern-Offensive

Stand: 02.02.2023 00:52 Uhr

Mit Thomas Müller als Überzahlspieler im Angriff überrascht der FC Bayern den FSV Mainz im DFB-Pokalachtelfinale. Doch was bei den Rheinhessen gelang, dürfte nicht als Patentrezept für große Spiele gelten.

Von Johannes Kirchmeier

Thomas Müller hat einen weiteren Rekord in seiner Fußballerkarriere aufgestellt. Der Münchner bestritt am Mittwochabend sein 63. DFB-Pokalspiel - und damit genau so viele wie der bisherige Bestmarken-Mann Sepp Maier. Spätestens nachdem die Bayern 4:0 gewonnen haben, dürfte klar sein, dass dem ehemaligen Torwart Maier der geteilte Rekord nicht mehr lange bleibt.

Die überraschende Nachricht war am Mittwoch aber weniger der Rekord, sondern mehr, dass Müller auf seiner Lieblingsposition im offensiven Mittelfeld spielte, und das gemeinsam mit Jamal Musial tat. "Wir haben Mainz auch ein bisschen überrascht mit so vielen Offensivspielern auf dem Feld", resümierte der Trainer Julian Nagelsmann am ARD-Mikrofon.

Müller als Überzahlspieler verwirrt die Mainzer

Seinem Taktik-Kniff war es daher zu verdanken, dass die Bayern nach drei 1:1-Remis in der Bundesliga nun im DFB-Pokal wieder siegten und ins Viertelfinale einzogen. Den Pokal hat Nagelsmann noch nicht gewonnen - der ist ihm in diesem Jahr besonders wichtig. "Die Hauptidee war, dass wir zuletzt, wenn wir gegen so tief stehende Gegner gespielt haben, oft einen Spieler Mittelfeld zu wenig hatten, um so Bälle auch vom Flügel wieder ins Zentrum zu spielen", sagte der Coach. "Und jetzt haben wir einfach mit Thomas einen Überzahlspieler gehabt."

Die Münchner spielten zudem seit Langem wieder mit Dreierkette - und offensiv durch den Überzahlspieler Müller letztlich wieder mehr durch die Mitte. "Man muss da ein bisschen mehr ins Risiko gehen, wenn wir uns in einer anderen Ordnung wie zuletzt ein bisschen schwer tun", sagte Nagelsmann.

Teamsitzung hilft dem FC Bayern

Anders als bei den drei Remis zum Jahresstart war zum ersten Mal in 2023 Zug zum Tor erkennbar, Nagelsmanns Idee fruchtete also. "Sie waren sehr konsequent, gerade in der ersten Halbzeit. Den Druck, den die Bayern erzeugt haben, das permanente Anlaufen, das hat die Mainzer in Probleme gebracht", analysierte ARD-Fußballexperte Bastian Schweinsteiger. Und Müller glänzte als Vorbereiter, Musiala als Torschütze beim 2:0. Zu zweit im Zentrum, das funktionierte auch.

Geholfen hat offenbar auch eine Teamsitzung: "Wir hatten eine Sitzung mit dem Trainer zusammen, in der auch wir Spieler zu Wort gekommen sind", berichtete Joshua Kimmich. Dabei habe sich die Mannschaft ausgesprochen. "Wir wissen, dass wir unter unserem Potenzial geblieben sind." Nun untermauerten er und seine Mitspieler nicht nur in Worten, sondern auch in Taten, dass sie die Wende schaffen wollten.

Weniger Analyse-Szenen: Nagelsmann ließ die Spieler sprechen

Auch Nagelsmann bezog sich in seiner Analyse auf die Sitzung. Er erläuterte, dass er vor der Partie weniger Szenen gezeigt habe als vor anderen Spielen, "sondern auch ein bisschen mehr die Spieler sprechen lassen, weil sie auch immer den Anspruch haben, die Verantwortung zu übernehmen. Es ist ja, das Angenehme an dieser Mannschaft, dass sie nicht alles nur wegdrücken, sondern selber gewinnen wollen und selber die Besten sein wollen."

Zumindest am Mittwochabend waren sie das wieder. "Nur dürfen wir nicht den Fehler machen, Mainz 05, die zwei Heimspiele in der Bundesliga gewonnen haben, mit Leipzig oder Frankfurt zu vergleichen", sagte Schweinsteiger. "Aber die Art und Weise, wie Bayern München gespielt hat, das hat mich überzeugt - auch für die nächsten Spiele."

Auch eine Taktik für Paris St. Germain?

Damit sprach er schon noch einen wichtigen Punkt an. Denn Nagelsmanns Taktik-Kniff, der bei den 05ern gelang, dürfte nicht unbedingt das Patentrezept für die ganz großen Spiele sein. Ganz viel Offensivpower mochte am Mittwoch im Pokal-Achtelfinale in Mainz helfen. Gegen Paris St. Germain mit Neymar, Mbappé und Messi im Achtelfinale der Champions League wäre das aber wohl einen Tick zu gewagt, müssten die Münchner so schließlich befürchten, allzu schnell ins offene Messer zu laufen.

Bastian Schweinsteiger