Markus Eisenbichler

BR24 Sport Markus Eisenbichler: "Die Leidenschaft war nicht mehr da"

Stand: 04.11.2022 12:06 Uhr

Mentale Probleme sind im Leistungssport keine Seltenheit mehr. Immer mehr Sportler äußern sich den psychischen Belastungen. Skispringer Markus Eisenbichler hatte während der Sommerpause ein mentales Tief zu überwinden. Er dachte sogar ans Aufhören.

Von BR24 Sport

Ein flapsiger Spruch hier, ein emotionaler Jubelschrei da. Skispringer Markus Eisenbichler ist bekannt für seine gute Laune auf und neben der Schanze. Kaum vorstellbar, dass ausgerechnet die Person, die die Lebensfreude und den Spaß am Sport versprüht, auf einmal emotionslos an ihre größte Leidenschaft herangeht.

"Ich habe mich nach der Saison gefragt: 'Will ich das Ganze noch?' Ich mag Skispringen immer noch, aber die Leidenschaft war nicht mehr so da", erzählte Eisenbichler im Interview mit "Eurosport".

Eisenbichler: "Schwierig, sowas zuzugeben"

Für den Oberbayern gab es nur zwei Optionen: "Entweder hole ich mir Hilfe oder ich höre auf." Eisenbichler hat sich für Ersteres entschieden. "Es ist immer schwierig, so was zuzugeben. Aber mittlerweile bin ich froh, dass ich das gemacht habe, dass ich mir Hilfe geholt habe."

Vor allem ruhiger will es der 31-Jährige nun angehen lassen. Beim Saisonstart am Wochenende im polnischen Wisla soll das bereits erkennbar werden. Denn auch teamintern will sich "Eisei" mehr zurückziehen. Ich "brauche mehr meine Ruhe. Ich mache so ein bisschen mein Ding und merke, ich kann nicht überall mitmachen. Wenn sie mich brauchen, bin ich am Start."

Mentale Probleme keine Seltenheit im Profisport

Markus Eisenbichler hat für sich einen Weg gefunden, seine mentalen Probleme anzugehen, ohne über kurz oder lang dem Druck im Profisport zu erliegen. Psychische Probleme im Sport sind längst kein Tabuthema mehr.

Auch Speedfahrer Thomas Dreßen berichtete über "mentale Probleme", mit denen er aufgrund seiner Verletzung vor einem Jahr zu kämpfen hatte. Lustlosigkeit und schlechte Laune waren die Folge. Auch ihm half ein Mentaltrainer.

Kraftlosigkeit: Auch Eberl und Hannawald betroffen

Zuletzt hatte sich Max Eberl, Sportdirektor von Borussia Mönchengladbach, von seinem Posten zurückgezogen. Auf einer emotionalen Pressekonferenz verkündete der Niederbayer unter Tränen seinen Rücktritt. "Es ist kein verletzter Stolz, keine Wut, kein Frust, keine Liebe, kein irgendwas. Sondern rein die Person Max Eberl ist erschöpft und müde. (...) Die Kraft ist jetzt einfach nicht mehr da."

Auch Skispringer Sven Hannawald machte während seiner Karriere seine Burnout-Erkrankung öffentlich. "Ich wachte nachts mit Tränen in den Augen auf und weinte tagsüber", berichtete der Tourneesieger von 2002.

Im Eins gegen Eins Talkformat sprechen die BR-Reporter Sebastian Benesch und Florian Eckl unter anderem über den Druck im Profisport.

Rangnick und Frodeno von mentalen Problemen betroffen

Auch Fußball-Funktionär Ralf Rangnick und Triathlet Jan Frodena thematisierten ihre mentalen Probleme in der Öffentlichkeit. Bayern-Spieler Sebastian Deisler zog 2007 einen endgültigen Schlussstrich vom Leistungssport. Auf einer Pressekonferenz verkündete er seinen Rücktritt: "Wenn es zur Qual wird, und das war es in letzter Zeit, muss ich einfach entscheiden. Und das habe ich getan."

Markus Eisenbichler, Max Eberl oder Sven Hannawald sind nur wenige Beispiele, die zeigen, wie groß der Druck im Leistungssport sein kann.

Auch Felix Neureuther, ARD-Experte Ski alpin und Ex-Bayern-Trainer Felix Magath wissen, wie groß die psychische Belastung werden kann. Beide sind am Sonntag um 21:45 Uhr zu Gast im Blickpunkt Sport und sprechen über "Druck im Sport".

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Quelle: BR24 Sport 04.11.2022 - 10:55 Uhr